W 544 20 infolge der hohen Einfuhrzölle auf fertige Fabrikate, aus — Brasilien besitzt zur Zeit etwa 1 300 000 Baumwollspindeln —, immerhin ist die Ausdehnung nicht in dem Maße zu erwarten, daß der Konsum in absehbarer Zeit vollständig gedeckt werden könnte. Es fehlt hierzu an genügenden Arbeitskräften, und die Produktion wird auch infolge der kostspieligen Lebenshaltung der Arbeiter sehr verteuert. Auf der Pflanzung Carioba, die im Besitz einer amerikanischen Gesellschaft und deren Leiter ein Deutscher ist, wird die gewonnene Rohbaumwolle im eigenen Betriebe vollständig verarbeitet. Auf der Besitzung befindet sich sowohl eine Entkernungs- anstalt, wie eine Spinnerei, Weberei und Färberei, so daß die Baumwollstoffe dort durch alle Stadien hindurch erzeugt werden. Die Gesellschaft arbeitet, wie man sagt, mit sehr gutem Erfolge. Außer der eigenen Ernte wird in dieser Fabrik auch die Baum- wolle der umliegenden Besitzungen verarbeitet. Für Rohbaumwolle wurden dort im letzten Jahre pro Arroba (-— 15 kg) 4000 Reis gezahlt. Zucker. Zuckerrohr ist in allen brasilianischen Staaten zu finden. In den Nordstaaten wird es verhältnis- mäßig wenig und hauptsächlich zur Branntwein- produktion angebaut, in anderen Staaten außer zur Branntweinproduktion auch zur Herstellung von Zucker für den Inlandsbedarf. In Pernambrco, Alagoas, Bahia und Säo Paulo aber ist der An- bau so umfangreich, daß besonders von Pernambuco und Alagoas ein nicht unerhebliches Ouantum Zucker auch nach Europa zum Export gelangt. In Pernambuco kommt für den Zuckeranbau hauptsächlich der südliche Teil des Staates in Be- tracht. Der rote schwere Boden bietet speziell dem Zuckerrohr das geeignete Terrain und kann recht bedeutende Erträge liefern. Die Landschaft ist hügelig und von vielen kleinen Wasserläufen durch- zogen. Viele größere Landstrecken befinden sich in einer Hand; der Zuckerrohranbau wird dort von den Besitzern selbst im großen betrieben oder das Land wird zur Bepflanzung verpachtet. Den Zuckerrohr- bau betreiben aber auch zahlreiche kleine Besitzer. Die Bearbeitung des Bodens für die Zucker- rohrpflanzung ist oft recht primitiv. Besonders bei den kleinen Besitzern wird der Boden nur wenig gelockert. Auf den großen Besitzungen dagegen wird der Boden durch (oft mit acht Ochsen bespannte) Pflüge 22 cm tief gepflügt. Sofort nach dem Pflügen werden in die 70 cm voneinander entfernten Furchen, in Abständen von etwa 80 cm, Zuckerrohrstücke mit vier Keimaugen gelegt. Danach wird das Feld wieder zugeeggt. Im Staate Säo Paulo werden bei einer Pflanz- weite von 1 bis 1½2 m die ganzen Längen des Zuckerrohrs in die Furchen gelegt. Zur Anpflanzung gelangen besonders die Sorten: Cayanna, Roxa Lousiere, Bois Rouge und Kavan- gire. Als beste Pflanzzeit sieht man die Monate Juli und August an. Düngung wird im allgemeinen wenig oder gar nicht angewandt; nur an einzelnen Stellen werden die Rückstände des Zuckerrohrs wieder auf das Feld gebracht. Meistens wird das Land, nachdem das Zuckerrohr abgeerntet ist, ein oder mehrere Jahre der Ruhe überlassen und in- zwischen ein anderer Teil der Fläche bebaut. Nach 12 bis 15 Monaten pflegt das Zuckerrohr zum Schneiden reif zu sein. In den verschiedenen Staaten wird zwei= bis zwölfmal geschnitten, so z. B. im Staate Pernambrco zwei, auch drei Jahre hintereinander, im Staate Säo Paulo dagegen bis zwölf Jahre hintereinander. Der erste Schnitt bringt gewöhnlich den größten Ertrag; jeder weitere Schnitt wird mit den Jahren geringer. Von der Bodenbeschaffenheit und von den Arbeitskosten hängt es ab, welche von diesen Methoden, das zwei= oder das zwölfmalige Schneiden, günstigere Resultate liefert. Die Bearbeikungskosten für Pflügen, Pflanzen, Eggen und Reinhalten der Pflanzung betragen z. B. in Pernambuco pro Hektar 80 Milreis; für das Schneiden des Zuckerrohrs wird 1 Milreis pro Tonne, bei einer Ernte von 50 Tons werden also zusammen etwa 130 Milreis gezahlt. Im Staate Säo Paulo dagegen kosten die gleichen Arbeiten 200 Milreis pro Hektar. In Pernambuco wird das Land vielfach in größeren Parzellen an Unternehmer verpachtet; diese geben als Pachtzins 20 v. H. des Zuckerrohrertrages an die Besitzer ab. Die zur Bearbeitung not- wendigen Geräte sowie das Vieh haben die Pächter für eigene Rechnung zu halten. An anderen Stellen wird aber auch mit Tagelohnarbeitern gewirtschaftet. Im Staate Säo Paulo dagegen werden als Durch- schnittssatz pro Alqueira (= 2½ ha) für das Pflanzen usw. einschließlich des Schneidens der ersten Ernte 500 Milreis und für die späteren Jahre für Reinhalten der Pflanzung und Schneiden des Zuckerrohrs 300 Milreis gezahlt. Als Ertrag an Zuckerrohr rechnet man in Pernambuco bei zwei= bis dreijährigem Betricbe durchschnittlich 40 bis 50 Tons pro Hektar, in Ausnahmefällen werden jedoch auch bis 120 Tons pro Hektar geerntet. In Säo Paulo ist der Durch- schnittsertrag bei einem Betriebe bis zu zwölf Jahren 60 bis 70 Tons, aber auch bis 90 Tons pro Hektar. Bei geeigneter Düngung könnte man sicher auf größere Erträge rechnen. Dies zeigt ein Versuch auf der Pflanzung Cabago Negro, wo eine Fläche mit den Abfällen des Zuckerrohrs gedüngt war. Offensichtlich stand hier viel mehr und viel stärkeres Zuckerrohr als auf der Nachbarfläche ohne Düngung. Eine Versuchsstation des Syndicato Agricola do Municipio Ipojuca hat bei geeigneter Düngung pro Hektar bis zu 198 Tons Zuckerrohr mit bis