G 638 20 und warnte sie, durch Zusammengehen mit Lauati sich ebenfalls zu Rebellen zu machen. Es gelang ihm, durch eine der Anschauungsweise der Samo- aner angepaßte Rede ein Zusammengehen der Tumua mit den Pule zu verhindern. Die Ver- treter von Leulumoega und Lufilufsi (Vororte von Tumua) sagten sich von Lauati los. Sie führten aus, wie Lauati auch in den früheren Regierungen stets der Friedensstörer gewesen sei, und dankten dem Gouverneur, daß er ihnen die Augen ge- öffnet habe und den Störenfried von ihnen nehmen wolle. Die so geschaffene Situation ermöglichte es dem Gouverneur, weiter auf die Erhaltung des Friedens hinzuwirken. Die Häuptlinge wurden mit der Warnung entlassen, friedlich in ihre Distrikte zurückzukehren und der Befehle des Gouverneurs gewärtig zu sein. Dann schickte der Gouverneur Boten an Lauati mit dem Be- fehle, am 16. Januar nach Mulinun zu kommen. Lauati schrieb einen untertänigen Brief, daß er gehorchen würde. Er machte sich auch alsbald auf den Weg. Kaum war er auf Upolu ange- kommen, als er von dem Inhalt der Rede des Gouverneurs und von dem Abfall Tumuas er- fuhr. Sofort schickte er Boten nach seiner Insel und beorderte wiederum ganz Sawaii, nach Upolu zu kommen. Dieselben Leute, die im November auf seiner Seite waren, machten sich auf und kamen mit ungefähr 25 Booten nach Upolu. Sie lagerten sich im Distrikt Tuamasaga, haupt- sächlich in Vaiusu. Der Gouverneur schrieb nun an Lauati, daß er ihn allein geladen hätte, und daß er ihn auch nur allein empfangen würde. Lauati ließ durch einen Boten melden, daß er gehorche und am 16. Jannar allein nach Mulinun kommen würde. Am 16. Januar war der Gouver- neur in dem Versammlungshause in Mulinun an- wesend. Lauati kam allein. Der Gouverneur gab ihm das Wort. Lauati führte aus, daß alles, was der Gouverneur über ihn gehört hätte, Lügen seien, er wäre durchaus loyal, und die Leute von Sawaii wären nur mit ihm mit- gekommen, um ihm noch einmal die Hand zu drücken, falls er gehenkt oder deportiert würde! Der Gouverneur erwiderte, daß er nicht die Absicht habe, die in Safotulafai in Aussicht ge- stellte Untersuchung vorzunehmen oder mit Lauati sich in Verhandlungen einzulassen, ehe die Sawaii- Leunte Upolu verlassen hätten. Lauati versprach, die nötigen Befehle zu geben, und machte sich sofort auf den Weg. Einige Boote sah man alsbald absegeln. Eine Reihe von Booten blieb aber bis zum 17. d. M. noch in Vaiusu liegen. Ungehorsam konnte aus dieser Tatsache noch nicht geschlossen werden, weil am 16. nachmittags ein starker Südwestwind eingesetzt hatte, der die Meer- enge zwischen Sawaii und Upolu unbefahrbar machte. Für den darauf folgenden Sonntag konnte als Entschuldigung gelten, daß es ein Sonntag war, an dem die Samoaner nicht arbeiten. Außerdem blieb das Wetter ungünstig. Montag, den 18., frühmorgens lagen aber sämtliche Boote noch in der Gegend von Vaiugu. Gegen zehn Uhr vormittags wurden zwei Briefe im Gouvernementsbureau abgeliefert. Der eine war von Lauati und der andere unterzeichnet Pule und Aiga (Sawaii und Manono). Der Brief von Lauati war gerichtet, nicht wie üblich an den „Kovana Kaisalika“ (Kaiserlichen Gou- verneur), sondern an den „Kovana Siamani“ (den deutschen Gouverneur). Der Brief war ohne die üblichen samoanischen Höflichkeitsfloskeln geschrieben, enthielt eine offene Kriegserklärung und lautete in deutscher UÜbersetzung etwa folgender- maßen: „Ich lasse mich weder deportieren, noch gehe ich freiwillig als Passagier nach Tonga. Ich will hierbleiben und werde mit Vergnügen den Schau- spielen (dem Ulk) des Krieges zwischen Pule und Tumua zuschauen. Du hast es ja so gewollt, da Du (der Gouverneur) den Lügenreden von Tumua gegen mich geglaubt hast.“ Dieses Schreiben war gezeichnet Lauati, lau uo moni- (Dein wahrer Freund)! In dem zweiten Schreiben war eine Auf- zählung der verschiedenen Wünsche und Anträge der Lauati-Partei an die Regierung enthalten. Die Kriegserklärung enthielt zwar in unge- bührlicher und drohender Form vorgebrachte Vorwürfe gegen den Gouverneur, galt aber nicht der deutschen Regierung, sondern der Tumua- Partei. Gegen die deutsche Regierung richtete sich das ebenfalls in ungehörigen und achtungs- verletzenden Worten abgefaßte Schreiben von Pule und Aiga. Der Gouverneur bekam telephonische Nachricht von dem Inhalt dieser beiden Schreiben nach Vailima. Er fuhr sofort nach Mulinuu zur Beratung mit Dr. Schultz, dem infolge seines mehr als zwanzigjährigen Aufenthalts auf Samoa mit den dortigen Eingeborenenverhältnissen wohl- vertrauten Landmesser Haidlen und verschiedenen loyalen Häuptlingen. Inzwischen waren Nach- richten eingetroffen, daß in Vaiusu die sämtlichen aus Sawaii mitgekommenen Anhänger Lauatis kriegsbereit versammelt seien. Aus Vaitele wurde der Deutschen Handels= und Plantagengesellschaft telephonisch gemeldet, daß schwarz angemalte Samoaner mit Messern und drohenden Gebärden auf der Hauptstraße sich nach Apia hinbewegten. Die Eingeborenen-Ratgeber versicherten, daß wenn Lauati nicht zum Rückzug veranlaßt werden könnte, seine Leute in wenigen Stunden die Stadt Apia plündern würden. Sie rieten, Aana und