W 639 20 Atua zu bewaffnen und die Sawaii-Leute gewalt- sam zu vertreiben. Der Gouverneur wollte aber um keinen Preis einen Krieg der Samoaner untereinander. Er beschloß daher, sofort mit Mataafa zusammen in das Lager Lauatis nach Vaiusu zu fahren, um auf alle Fälle mit seinem persönlichen Einfluß den Ausbruch der Feindseligkeiten zu unterdrücken. Er nahm Mataafa in seinen Wagen, und als Begleitung nur Leutnant Hecker und einen Dol- metscher mit. Uhr mittags in Vaiufu an. Als die Wagen hielten, kam Lauati zur Begrüßung in ange- messener Form dem Gouverneur und Mataafa entgegen. Mataafa schüttelte ihm die Hand und verwarnte ihn in erregter Sprache. Der Gou- verneur gab Lauati nicht die Hand. Lauati be- grüßte ihn mit den Worten: „Die Samoaner verderben alles"“, worauf der Gouverneur er- widerte: „Nein, Du verdirbst die Samoaner“. Darauf begab sich der Gouverneur mit Mataafa und seiner Begleitung in das Versammlungshaus von Vaiusu. Ungefähr eine halbe Stunde ver- ging, bis die Häuptlinge und Sprecher Lauatis und die jungen Leute im Hause versammelt waren. Die Haltung der Samoaner war korrekt, man sah ihnen aber Spannung und Entschlossen- heit an. Als ungewöhnlich fiel auf, daß auch die jungen Leute vor dem Gouverneur und Mataafa im Hause sitzen blieben. Der Gouverneur nahm zu- erst das Wort zu einer kurzen Ansprache, in der er Lauati die Frage vorlegte, warum er, anstatt sein Sonnabend gegebenes Wort zu halten und die Leute wegzuschicken, Montag früh die beiden unpassenden Briefe geschrieben habe. Lauati ant- wortete, es möge ihm verstattet sein, mit seiner Erwiderung zu warten, bis die Leute von Tuisamau gekommen seien. Die Erwähnung von Tuisamau sollte unverkennbar den Gouverneur auf die große Anzahl von Lauatis Anhängern auch auf Upolu aufmerksam machen, denn Tuisa- mau ist einer der beiden wichtigen Vororte des Distrikts Tuamasaga, der es in den Wirren vor der Flaggenhissung mit Sawal gehalten hatte. Der Gouverneur war damit einverstanden, forderte aber, um keine zu lange Pause eintreten zu lassen, Mataafa auf, mit seiner samoanischen Autorität als höchster Häuptling die Leute zur Ruhe und zum Frieden zu ermahnen. Während der Rede Mataafas kamen allmählich die Leute von Tuisamau in das Haus und setzten sich ruhig und achtungsvoll zu den anderen. Aus ihrer Haltung konnte nicht ohne weiteres entnommen werden, ob sie sich der Bewegung Lauatis wirklich angeschlossen hatten. Es mag deswegen immer- hin dahingestellt bleiben, ob Lauati mit den Leuten von Tuisamau seine Sawaii-Leute ge- Er kam ungefähr um halb ein meint hat, die in Afega einquartiert waren, oder ob er wirklich auch die Leute von Afega als zu seinen Anhängern gehörend gerechnet wissen wollte; jedenfalls erschienen sowohl die Bewohner von Afega wie Lauatis eigene Leute. Später hat sich herausgestellt, daß ein großer Teil von Tuamasaga heimlich es mit Lauati gehalten hatte. Nunmehr fing Lauati mit seiner Rede an, die ungefähr eine Stunde dauerte und als ein Musterstück samoanischer Rethorik und Diplomatie gelten kann. Ihr Hauptinhalt war, Lauati selbst völlig reinzuwaschen, und in den Punkten, in denen er nach der Meinung des Gouverneurs etwa gefehlt habe, ihn lediglich als Werkzeug Mataafas hinzustellen. Er führte aus, daß die Bewegung im Jahre 1904, die mit der Befreiung der Gefangenen aus dem Gefängnis in Vaimea geendigt habe, einzig und allein von Mataafa ausgegangen sei. Und wenn der Gouverneur die Persönlichkeit finden wolle, welche die ihm (Lauati) in die Schuhe geschobene Massendemon- stration in die Wege geleitet hätte, so sei es wieder Mataafa. Mataafa hätte den Gouverneur falsch informiert und ihn über die rein samoanischen Vorgänge, die sich seit den letzten Wirren ab- gespielt hätten, geflissentlich in Unklarheit gehalten. Mataafa hätte befohlen, daß Tumua und Pule in Leulumoega sich versammeln! Mataafa hätte gewünscht, daß die Faipule wieder in Mulinun säßen! Mataafa hätte ihn beauftragt, wegen Anstellung für die samoanischen Prinzen bei dem Gouverneur vorstellig zu werden! Mataafa hätte von ihm verlangt, Salutschüsse und die Verleihung einer Uniform für ihn zu erbitten. Mataafa sei es und wäre es stets gewesen, der die Flinte lüde, die er (Lauati) in samoanischer Referenz vor dem hohen Häuptling abschießen müsse. Bei diesem Teil der Rede ließ sich Lauati die Bibel bringen und gab vor versammeltem Volke feier- lich den Eid ab, daß er dem Gouverneur die reine Wahrheit gesagt habe. Er fuhr dann fort, daß er dem Gouverneur für seine unermüdliche Arbeit zur Erhaltung des Friedens danke, und daß er ihn bedauere, von lügnerischen Ratgebern unterstützt zu sein. Dafür, daß er die ungehörigen Briefe abgeschickt, und für den Ungehorsam, daß er die Leute nicht nach SawalM zurückgeschickt habe, bäte er in untertäniger Weise um Ver- zeihung. Den Brief habe er im ersten Zorn über die Stichelreden von Tumua gegen ihn und ohne genügende überlegung diktiert. Der Gouverneur würde ihm diese Haltung sicher verzeihen können, wenn er ihm erzähle, daß Lufilufi den Togisala als Kriegsboten nach Leulumoega geschickt habe, um Tumua gegen Pule aufzureizen. Lauati schloß seine Rede, indem er noch einmal in scharfen Worten das Verhalten der Tumua-Partei ihm