W 642 20 an demselben Tage nach Sawaii. Wie er sein Wort hielt, erhellte bald aus den Berichten der loyalen Häuptlinge und Sprecher Sawaiis. Er blieb nicht in Safotulafai, sondern besuchte die anderen Distrikte, um von neuem die verschiedenen Gefolgschaften Pules zusammenzubringen. Wo er nicht selbst hingehen konnte, sandte er Boten und ließ allenthalben im Lande verkünden, der Gouverneur sei gut Freund mit ihm, habe alle Forderungen glatt bewilligt und wolle mit ihm, Lauati, eine den Samoanern besser passende Re- gierungsform mit Tumua und Pule und einem Könige an der Spitze errichten. Mit diesen Vor- spiegelungen glaubte er die natürlich auch nicht wunschlosen, aber loyal gebliebenen Häuptlinge von Palauli und der Westküste sowie von Safotu für seine Sache zu gewinnen. Das Fono der Faipule fand in der Zeit vom 25. bis 31. Ja- nnuar statt. Die üÜblichen Festlichkeiten zu Kaisers Geburtstag wurden verboten, um Menschenan- sammlungen in Apia zu verhindern. Die große Majorität der Faipule — nur vier waren da- gegen — ersuchten den Gouverneur, Lauati aus Samoa zu entfernen. Die gefährliche Spannung, die der Gouverneur bei sämtlichen Vertretern auf dem Fono wahrnahm, das Drängen der leitenden Häuptlinge von Aana und Atua, Lauati zu strasen oder ihnen zu erlauben, mit Pule Krieg zu führen, die immer mehr zutage ge- tretene Unzuverlässigkeit des großen Distriktes Tuamasaga, die fortgesetzte Wühlarbeit Lauatis und die Möglichkeit, daß es ihm doch gelingen könnte, die getrennten Parteien zu einen, die zu- nehmende Angst bei den Weißen und die Be- fürchtung, daß durch irgend eine unüberlegte Handlung eines Weißen gegenüber den Samoa- nern der Zündstoff zur Explosion kommen könnte, machten es dem Gouverneur zur unabweislichen Pflicht, wegen schleuniger Beschaffung von Macht- mitteln sich mit der Regierung in Berlin in Ver- bindung zu setzen. Der Gouverneur sandte am 5. Februar via Auckland einen Kabel ab, in dem er um die sofortige Entsendung von drei Kriegsschiffen bat. Diesem Ersuchen wurde auf Allerhöchsten Be- fehl sofort Folge gegeben. Die Antwort, daß die Kriegsschiffe im letzten Drittel des März kommen würden, traf am 11. März, nach fünf Wochen bangen Wartens, in Apia ein. In dieser Zeit der Ungewißheit hielt es der Gouverneur für geraten, gegen Lauati nicht einzuschreiten und die Sawaii-Leute in dem Glauben zu lassen, daß er von den Um- trieben nichts wisse. Lauati durfte durch Droh- ungen mit Strafe nicht zu einem neuen Ver- zweiflungsakt, wie in Vaiusu, getrieben werden. Die loyalen Samoaner, die sich über die Un- tätigkeit der Regierung wunderten und mit der Straflosigkeit Lauatis unzufrieden waren, wurden mit der samoanischen Redensart „sau aso“ (es kommt der Tag) vertröstet. S. M. S. „Leipzig" mit Vizeadmiral Coer- per an Bord traf am 18. März, S. M. S. „Arcona“ am 21., S. M. S. „Jaguar“ und der Begleitdampfer „Titania“ am 26. März in Apia ein. Es war die höchste Zeit, daß die Kriegs- schiffe kamen! Denn die loyalen Häuptlinge sahen sich außerstande, ihre Leute länger zu halten. Sie fürchteten entweder ein Überlaufen zur Lauati-Partei, oder den Ausbruch von offenen Feindseligkeiten. Die Spannung der Gemüter hatte ihren Höhepunkt erreicht. Der geringfügigste Anlaß konnte eine Katastrophe herbeiführen. Nachdem der Admiral sich über die hiesigen Verhältnisse der Eingeborenen und der Weißen im allgemeinen sowie über die Gründe der Un- ruhen im besonderen unterrichtet hatte, wurde der Operationsplan ausgearbeitet. Lauati und die Rädelsführer sollten bis zum 29. d. M. sich frei- willig stellen. Sie erhielten jeder eine gedruckte Proklamation, datiert vom 22. März. Gleich- zeitig wurde eine gedruckte Proklamation Mataa- fas in Sawaii verteilt, die die Samoaner er- mahnte, der Gestellungsorder Folge zu leisten. In der Nacht vom 22. zum 23. März wurde der junge Häuptling Jiga Pisa, das tätigste Werkzeug Lauatis, und sein Gesandter nach Tu- tuila in unmittelbarer Nähe Apias verhaftet. Seine Vernehmung bestätigte, daß die samoanischen Berater des Gouverneurs recht hatten mit ihrer Behauptung, daß der 18. Januar der Anfang des Krieges zwischen Pule und Tumua sein sollte. In seinem Besitz wurde ein Schriftstück aufge- funden, das sich als Konzept des zweiten, dem Gouverneur am 18. Januar gesandten und von ihm in Vaiusu zerrissenen Briefs herausstellte. Am 25. März trafen Briefe von Lauati, Letasi und Namulauulu ein, daß sie nicht ge- horchen, sondern mit ihrem Anhang in den Busch gehen würden. Gleichzeitig wurde von Händlern gemeldet, daß die Sawaii-Leute große Mengen von Proviant in den Busch schleppten, und daß zwischen Manono, Mulifanua, Tuamasaga und Sawali ein reger Verkehr stattfände. Der Gouverneur erließ eine Proklamation, wonach der gesamte Schiffsverkehr zwischen den Inseln Upolu, Manono, Apolima und Sawali verboten wurde. Der Admiral schickte S. M. SS. „Leipzig“ und „Jaguar“ in die Apolima-Straße, um den Bootsverkehr zu Überwachen und das Zusammenrotten der Leute von Manono, Muli- fanua und Tuamasaga auf Sawaii zu verhindern. Der moralische Eindruck des geschickt durchgeführten Blockadedienstes und die sachgemäße Behandlung