702 2e0 in verschiedenen Kanalisationsarmen dem Meere zugeführt wird. Auf allen Hauptstraßen des Ortes sind die Schienen einer schmalspurigen (50 cm) Stadt- bahn (nach dem Erfinder des Systems kurz die Déecauville genannt) zur Beförderung von Waren und Personen gelegt. Letzterem Zwecke dienen kleine, mit Sonnendach versehene Miniaturwaggons zu zwei oder vier Sitzen, die sogenannten „pousse- pousse“, die von den schwarzen Dienern ge- schoben werden. Diese kleinen Waggons werden für etwa 200 Fr. in Conakry selbst gebaut, das Befahren der Stadtbahngleise auf ihnen ist für die Europäer unentgeltlich. Für die Beförderung von Gütern von der Landungsbrücke bis zur Faktorei wird pro Tonne eine Gebühr von 1 Fr. erhoben. Außer diesen „pousse-pousse“ ist die Benutzung von Rickschahs während der heißen Stunden des Tages sehr gebräuchlich. Zur Reinhaltung der Straßen ist von der Kommunalverwaltung ein eigener Straßen- reinigungsdienst eingeführt worden, dessen vor- zügliches Funktionieren man nach der in die Augen springenden großen Sauberkeit der Straßen und öffentlichen Plätze bemessen kann. Auch für Europäer und Eingeborene sind genaue Vor- schriften zur Reinhaltung ihrer Anwesen erlassen. Jeden Morgen vor 8 Uhr müssen alle Haus- bewohner die Straße in Ausdehnung ihres an- liegenden Besitzes kehren lassen. Der Kehricht muß an den Seiten der Straße in Haufen auf- geschichtet werden, damit er von den Straßen- reinigern, die alle Morgen mit großen Karren die Stadt durchziehen, bequem abgeholt werden kann. Küchenabfälle, Stroh und Asche sind in eigenen Behältern bereitzustellen, die dann in die Wagen der Straßenreiniger entleert werden. Sofort nach ihrer Entleerung haben sie von der Straße zu verschwinden. Die Fäkalien der Europäerhäuser dürfen nur vor 7 Uhr früh oder nach 7 Uhr abends in dicht schließenden Gefäßen über die Straße getragen und an bestimmten Punkten des Meeresufers in die See entleert werden. Um die während der Trockenzeit sehr starke Staubbildung des Lateritbodens auf den Straßen zu bekämpfen, werden die Straßen neuerdings von drei Sprengwagen befahren, deren einer von einem Maulesel, die beiden anderen bisher noch von Schwarzen gezogen werden. Die Frage der Eingeborenenklosetts ist hier so gelöst, daß an fünf verschiedenen Stellen des Strandes auf primitiven Pfeilerbrücken Well- blechklosetts so weit ins Meer hinaus gebaut worden sind, daß auch noch bei tiefster Ebbe die Fäkalien ins Wasser gelangen; bei zwei dieser Anlagen erforderte dies eine Brückenlänge von 150 m. Die Kosten dieser fünf Klosettanlagen haben 25 .500 Fr. betragen. Für die mit ihren Produkten, mit Fischen und mit anderen Lebensmitteln zu Markte kom- menden Eingeborenen hat man große Markt- hallen errichtet, die gegen eine geringe, je nach der Größe des beanspruchten Platzes zwischen 5 und 10 Cts. schwankende Marktgebühr benutzt werden dürfen. Ein Feilbieten von Lebensmitteln außerhalb dieser Markthallen ist nicht erlaubt. Die tägliche Versorgung Conakrys mit frischem Fleische begegnet keinen Schwierigkeiten. Der Auftrieb von Rindern aus dem Hinterlande ist so groß, daß noch ein sehr beträchtlicher Export nach Liberia, Sierra Leone und der Goldküste stattfindet; er hat im vorigen Jahre den Wert von 1½ Millionen Francs erreicht. Um das Schlachtwesen, das der Aufsicht eines Tierarztes untersteht, besser kontrollieren und hygienisch ge- stalten zu können, hat man ein Schlachthaus gebaut. Es besteht aus einer geräumigen, luftigen Schlachthalle, deren Rückseite unmittelbar nach dem Meere zu abfällt, und zwei Seitenflügeln, deren einer die Stallungen der zum Schlachten bestimmten Tiere enthält, während im anderen die Wohnung eines schwarzen Aufsehers, Geräte- schuppen usw. untergebracht sind. Nicht selten müssen bei der Fleischbeschau erkrankte Tiere oder wenigstens einzelne krankhaft veränderte Organe vom Tierarzt zur Vernichtung bestimmt werden. Der seit der tierärztlichen Leitung des Schlacht- hauses vor allem in die Erscheinung tretende praktische sanitäre Erfolg ist der, daß der Band- wurm, der früher — ganz wie jetzt noch in Kamerun — unter den Europäern der Kolonie sehr stark verbreitet war, nur noch vereinzelt zur Beobachtung kommt. Die Durchschnittszahl der monatlich geschlachteten Tiere beträgt 150 Rinder und 80 Schafe; nur selten kommen Schweine zum Angebot. Der Verkaufspreis des Fleisches ist 1,50 Fr. für 1 kg Rind= und 2 Fr. für 1 kg Hammelfleisch. Die Rinder sind meist von kleinerem Schlage, so daß man knapp 100 kg Fleischgewicht pro Stück rechnet, für ein Schaf durchschnittlich 17 kg, für ein Schwein 60 ke. Auch sonst sind die Preise für die Lebensmittel und dadurch für die ganze Haushaltung der Europäer in Conakry weit niedriger als bei uns. Die ganze Lebensweise der Franzosen ist neben dem äußeren Milien hier auf einen weit mehr europäischen, heimatlichen Ton gestimmt, als dies in unseren westafrikanischen Besitzungen bisher hat erreicht werden können. Da, wo heimische Ver- hältnisse sich nicht in die Kolonie verpflanzen lassen, sondern eine Anpassung an die Tropen unerläßlich ist, hat man sich die kolonialen Er- fahrungen anderer französischer Tropenländer