G 703 20 nutzbar gemacht und ihre praktischen Ergebnisse, soweit es die örtlichen Verhältnisse gestatten, auch hier verwertet, namentlich in all den vielen scheinbar kleinen, aber für das dauernde Wohl- befinden so wichtigen Dingen, die zur Erhöhung des äußeren Komforts und zur Erhöhung der Behaglichkeit des täglichen Lebens dienen. So machen die Kolonisten hier den Eindruck zu- friedener Leute, die für ihr Land und ihre Stadt, die „Perle de I'Afrique occidentale“, schwärmen. JIch habe einige Beamte kennen gelernt, die nach ihrer Alterspensionierung sich in Conakry nieder- gelassen haben, um hier ihre Ruhetage zu ver- leben. Vielfach ist die Ansicht verbreitet, daß die Gehälter der französischen Beamten niedriger seien als die der deutschen. Die offiziell aufgeführten Gehaltssummen berechtigen scheinbar zu dieser Annahme. Bei näherem Zusehen zeigt sich aber, daß die Franzosen pekuniär mindestens nicht schlechter gestellt sind als die Deutschen, da sie sehr freigebig mit Zulagen bedacht werden nach dem Prinzip, daß jede nicht streng in den eigent- lichen Dienstbetrieb des betreffenden Beamten fallende außergewöhnliche Arbeitsleistung, die ihm aufgetragen wird, auch außergewöhnliche Be- zahlung verdient. Ferner muß bedacht werden, daß die Franzosen in den meisten ihrer Kolonien viel billiger leben als wir, und daß den Beamten ein Familienleben noch weit mehr als bei uns erleichtert wird. Verheiratete Beamte und die übrigen Kolonisten leben hier nicht nur mit ihren Frauen, sondern bringen auch ihre Kinder jeg- lichen Alters mit in die Kolonie. Die Regierung trägt die Hin= und Rückreisekosten für sämtliche Familienangehörigen, selbst die Bahnfahrt vom Ein= oder Ausschiffungshafen bis zum jeweiligen Wohnsitze ist frei. Wohnungsmangel kennt man bier nicht. Beim Häuserbau wird bisher weniger (bisweilen zu wenig) Wert auf die äußere Form, als auf die Erfüllung hygienischer Anforderungen und auf behagliche Einrichtung gelegt. Man gewinnt den Eindruck, als ob sich die Erkenntnis von der Bedeutung eines wirklichen Heimes für das körper- liche und psychische Wohlbefinden hier bereits erfolg- reicher Eingang verschafft hat als bei uns. In den unteren Kreisen läßt die Sauberkeit des Haushaltes bisweilen zu wünschen übrig. Soweit die Re- gierungsgebäude zur Unterbringung der Beamten nicht genügen, werden Privathäuser hinzugemietet. Die Miete ist dank dem Umstande, daß kein Mangel an Wohnhäusern herrscht, weit niedriger als z. B. in Duala, so daß jeder Familie völlig ausreichende Räume zur Verfügung gestellt werden können. Umgekehrt wie in Duala, wo man meist mit schmerzlicher Sehnsucht auf die Vollendung der nächsten, neu projektierten Häuser wartet, stehen hier zeitweise einzelne stattliche Wohnhäuser unbenutzt. Die Tageseinteilung ist so, daß die Beamten mit einer höchstens sechsstündigen Arbeitszeit aus- kommen. Um 11 Uhr vormittags werden die Dienststellen (auch die meisten der Faktoreien) ge- schlossen und sind von 2 bis 5 Uhr wieder geöffnet. Das Beamtenpersonal ist sehr zahlreich und des- halb ist nur ausnahmsweise einmal eine Dienst- stelle mit Arbeit überlastet. Die Zeit von 5 bis 7 Uhr ist der Erholung, sei es im Sport, sei es im Spaziergang, sei es im Apéritif, einer fest- gewurzelten nationalen Unsitte, der wie daheim auch hier vom Franzosen gehuldigt wird, ge- widmet. Die sportliche Betätigung ist unter den Europäern Conakrys besonders lebhaft. Seit Jahren besteht eine Union sportive, die sich die Pflege vieler Zweige des Sports angelegen sein läßt. Obenan steht zur Zeit das Tennisspiel, dem vier öffentliche, gut gehaltene und täglich fleißig benutzte Spielplätze gewidmet sind. Aber auch Radfahren, Fußball, Wagenfahrten, Billard- spiel, Fechten, Reiten, turnerische Ubungen werden von diesem Vereine gepflegt. Sogar zwei Auto- mobile befahren allabendlich die Straßen des Ortes und seiner Umgebung. Diejenigen, die sich nicht am Sport beteiligen, haben Gelegenheit, in den sehr schön angelegten und gut gehaltenen öffentlichen Gärten zu promenieren. Der Rest sitzt beim Apcéritif-Absinth, der teils auf der Veranda des Hauses, teils in einem der Restau- rants des Ortes getrunken wird. Außer einigen Restaurants bestehen drei Hotels in Conakry, darunter zwei wirklich gute. Die Hotelpreise sind für afrikanische Verhältnisse auffallend niedrig, die Verpflegung ist dabei vorzüglich. Für volle Ver- pflegung zahlt man z. B. einschließlich Tischwein monatlich 135 Fr.! Die bei uns vielfach kulti- vierte englische Küche hat keinen Eingang bei den Franzosen gefunden; sie sind ihrer besseren, hei- mischen treu geblieben. Alles in allem steht Conakry wohl mit Recht in einem guten gesundheitlichen Rufe. Völlig malariafrei ist es indessen nicht, da — trotz eifriger Bemühungen in der Bekämpfung der Moskitos — doch hin und wieder aus der Umgegend Anophelen in die Stadt gelangen und, ehe sie unschädlich gemacht sind, eine Infektion vermitteln. Man nimmt deshalb auch allgemein prophylaktisch Chinin. Die vom jetzigen Chefarzt empfohlene und einge- bürgerte Methode, deren Nachahmung ich indessen keineswegs anraten möchte, ist die, täglich 0,2 g zu nehmen. III. Die Hospitalanlage und Quarantäne- station Conakrys. Das Krankenhaus Conakrys ist ein moderner Bau, der erst im Jahre 1902 eingeweiht wurde. Zu Ehren des ersten Gouverneurs der Kolonie,