W 828 2.0 (Hottentottenbier), das auf verschiedene Arten her- gestellt werden kann. Vor allem braucht man dazu bestimmte Wasserwurzeln und rote Beeren, die das Aussehen unserer sog. Mehlsäckchen vom Weiß- dorn haben und an einem mittelhohen Busche wachsen. Diese Beeren schmecken wie Rosinen. Das fertige Bier sieht aus wie Milch mit Wasser verdünnt, schmeckt süßlich und macht schnell be- trunken. Der Rausch hält lange an. Am Hochzeitstag wird die Braut in die besten Kleider eingehüllt, meist in ein halbes Dutzend übereinander. Auch der Bräutigam zieht sich seine besten Sachen an. Am begehrtesten sind hierbei neue Beinkleider, die vorn bis an die Knie und hinten am Gesäß mit buntfarbigem Tuch benäht werden. Unentbehrlich ist der Hut mit dem gelben Bande. Sobald das Fleisch aufgegessen ist und auch das Bier seine Schuldigkeit getan hat, beginnt der Tanz. Der Hottentott kennt deren mehrere. Bei dem einen tanzen die Weiber und Männer zu- sammen. Die Weiber beschreiben in kleinen Schritten und langsamen Drehungen bestimmte Windungen, während die Männer, die tollsten Sprünge ausführend und mit möglichster An- strengung aufstampfend, sich um ihre Schönen drehen. Die Musik, die bei den „kultivierten“ Einge- borenen mit Zieh= oder Mundharmonika gemacht wird, besteht draußen im Felde in dem melo- dischen Gesang der Zuschauer. Bei einem andern Tanz stehen die Weiber in großem Kreise und klatschen rhythmisch mit den Händen. Die Männer tanzen springend und stampfend in dem Kreise herum. Um die Knöchel haben sie einen Schmuck aus Erdnüssen (Gonib genannt), die beim Zusammenklappen den Ton der Kastagnetten erzeugen. Diese Tänze, welche die sinnlichen Begierden aufs Außerste anreizen, werden mit unglaublicher Ausdauer bis in die späteste Nacht fortgesetzt. Zum Schlusse hört man nur noch schlürfendes Stampfen, Keuchen und Stöhnen. Die mannigfachen Versuche der Missionare, diese Tänze abzuschaffen, werden wohl nie von Erfolg gekrönt sein. Die Hottentotten sind ein äußerst musikalisches Volk. Mit der schönsten Klangreinheit singen sie mehrstimmige Lieder. Von Musikinstrumenten ist mir nur eins be- kannt. Das ist die vom Hottentott, Bergdamara und Buschmann in gleicher Weise benutzte Manl- trommel, auf Nama Kas. Sie besteht in einem durch eine Sehne straff gespannten Bogen. Das eine Ende des Bogens wird in den Mund ge- nommen, wobei die Mundhöhle als Resonanz-= boden dient. Gegen die Sehne wird mit einem kleinen Stäbchen geschlagen, wodurch leise Tone entstehen. Der Spielende hört diese Töne natürlich laut. Uber Bogen und Sehne ist eine andere Sehne gespannt, die sich mehr oder weniger weit von dem einen Ende des Bogens entfernen läßt. Hierdurch kann man verschieden hohe Töne her- vorrufen. Nach Aussage des ermordeten Farmers Roben Duncan spielen die Eingeborenen häufig so lange auf diesem Instrument, bis sie bewußtlos umfallen. *# *# G Kommt man zu Simon Copper zu einer Be- ratung, so verhält er sich zunächst völlig passiv. Der einzige in seinem Besitz befindliche kleine Holzschemel wird dem Gast angeboten. Diesem gegenüber sitzt oder liegt Copper, die Pfeife im Munde. Im Kreise umher stehen die stimm- berechtigten Leute. Hat Copper dem Ankömmling die Hand ge- geben, so ist dieser zunächst keiner Gefahr aus- gesetzt, da durch den Händedruck die Gastfreund- schaft besiegelt wird. Bei Copper persönlich aber muß man doch dauernd auf seiner Hut sein, da er in seinen nicht seltenen Wutanfällen weder die Gastfreundschaft noch den Rat seiner Vertrauens- männer respektiert. Auch bei Beratungen ist sein geladenes Gewehr stets schußbereit. Zunächst wartet der Kapitän die Fragen des Ankömmlings ab. ZJe nach Gefallen beantwortet er diese oder auch nicht. Alle seine Antworten enthalten eine Zweidenutigkeit. Nie wird er kliov und klar mit Ja oder Nein antworten, sondern sich stets eine Hintertür offen halten. Nach dem alten Mort: „Was ich denk und tu, das trau ich gern dem andern zu“, vermutet er auch bei jeder Frage und Antwort des Weißen einen Doppelsinn. Will Copper nicht sofort auf eine Frage ant- worten, so wendet er geschickt das Gespräch auf ein anderes Thema, um Zeit zum llberlegen zu gewinnen. Wer sich von vornherein eine freundschaftliche Gesinnung des Kapitäns sichern will, der muß unbedingt Rum und Tabak als Geschenk mitbringen. Hat Copper bei einer Beratung etwas ver- sprochen, so wird er es nur so lange halten, als es ihm genehm ist. Er wird im Notfalle seine völlige Unterwerfung versprechen, sicher aber die erste sich bietende Gelegenheit benutzen, um sich der Einlösung dieses Versprechens zu entziehen. Er wird stets versuchen, seine persönliche Freiheit zu wahren und sie bis zum Anußersten zu ver- teidigen. Durch die Gewissenlosigkeit einiger Händler gelingt es ihm immer wieder, Gewehre und Munition zu bekommen. Die verschiedensten