W 829 20 Gewehrmodelle sind in seiner Werft vertreten: Lee Metford, Henry Martini, Karabiner und Gewehr 88 und 98, Gewehr 71 und Vorderlader. Wenn Copper für eins dieser Modelle keine Patronen mehr bekommt, so fertigt er sich diese selbst an. Aus abgeschossenen Patronen werden die Zündhütchen herausgenommen und durch neue ersetzt. Das Geschoß wird aus aufgesammeltem oder gekauftem Blei gegossen. Zum Reiten benutzen die Franzmann-Hotten- totten die wenigen ihnen noch gebliebenen Pferde und ihr Großvieh, gleichgültig, ob Ochs oder Kuh. Uber die Stärke Coppers ist eine bestimmte Ziffer nicht bekannt. Die Zahl seiner Orlogleute wird zum Teil auf 150, zum Teil auf 300 bis 400 geschätzt. Nach der Anzahl der Pontoks zu urteilen, die in den einzelnen Werften 300 bis 400 betrugen, wird die letztere Schätzung richtig sein. Natürlich haben längst nicht alle Orlogleute Gewehre. Nach der Aussage ehemaliger Copperleute soll die Werft von Petrus Kartze sogar noch größer als die von Copper sein. Bergdamara und Busch- leute sind dabei stets eingerechnet. 14 * * Die Bergdamara. Die Bergdamara oder Klippkaffern oder Haukhoin — wie sie sich selbst nennen; auf deutsch: rechte Menschen — sind eine Rasse für sich, von kräftigem, gedrungenem Körperbau und tief- schwarzer Farbe. Die Sprache hat sich bei denjenigen Berg- damara, welche noch in den Klippen wohnen und weder mit Weißen noch Hottentotten oder Herero zusammengekommen sind, nach Aussage von Ein- geborenen erhalten und soll ein ganz besonderes Idiom für sich sein. Näheres konnte ich nicht erfahren, denn die hiesigen Klippkaffern haben, ebenso wie ihre Stammesbrüder im ganzen übrigen Lande, ihre alte Sprache gänzglich abgelegt und dafür die der Naman angenommen. Der Bergdamara ist der Sklave des Hotten- totten, der ihn infolge seiner geistigen Uberlegen- heit völlig unterjocht hat. Das Gesicht der Klippkaffern ist nicht unschön; neben ziemlicher Dummheit zeigt es doch einen deutlichen Zug einer gewissen Bauernschlauheit. Der Kaffer trägt nur einen Lendenschurz, die Frauen meist noch ein Fell von Schafen, Klipp- oder Springböcken um die Schultern. Der Schmuck der Weiber ist der denkbar einfachste. Den Pontok der Bergdamara vermag man sofort von dem des Hottentotten zu unterscheiden, da er bei weitem nicht so sorgfältig und sauber gebaut ist. Meist besteht er aus ein paar zu- sammengewundenen Baum= oder Buschästen, wobei der Baum oder Busch gleichzeitig das Dach bildet. Infolge seiner Unsauberkeit wird der Klipp- kaffer vom Hottentotten „Chandamab“ — auf deutsch Dreckkaffer — genannt. Die Bewaffnung der Klippkaffern besteht in einer Holzkeule nach Art des Hererokirris, in Bogen und Pfeilen, in einem Wurfmesser und in einer langen Lanze mit schmaler Eisenspitze, der sog. Goag. Ein Teil der bei Copper. dienenden Kaffern ist auch mit Vorderladern ausgerüstet; doch gefährden diese Gewehre den Schützen mehr als seinen Gegner. Wie die meisten anderen afrikanischen Volks- stämme, so hat auch der Bergdamara ein beson- deres Universalmittel gegen Krankheiten. So wie sich z. B. der Herero auf Brust und Rücken breunt, so schneidet sich der Chaudamab ein Glied seines kleinen Fingers ab, um die Krankheiten zu bannen. Im allgemeinen spielt der „wilde“ Berg- damara eine einflußlose Rolle, die uns keinerlei Achtung abgewinnt. Ganz anders der sog. „kul- tivierte“ Klippkaffer. Bei guter und gerechter Behandlung, gepaart mit Geduld, kann man den Chaudamab zu einem hervorragenden Arbeiter erziehen. Sein Charakter ist mit dem des Hottentotten, dem man nie tranen darf, überhaupt nicht zu vergleichen. Hat der Kaffer erst einmal Vertrauen zu seinem weißen Herrn gewonnen, dann kann sich dieser felsenfest auf ihn verlassen. Diebstahl oder Unehrlichkeit an seinem eigenen Herrn kennt der Kaffer nicht. Solange er durch die Verweichlichung der Kultur noch nicht zu sehr verwöhnt ist, ist er zu den höchsten Anstrengungen befähigt. Die berühmte Unsauberkeit des „Chaudamab“ macht bei einiger Erziehung sehr bald einer pein- lichen Sauberkeit Platz; vor allem auf seine und seines Weibes Kleidung legt der Kaffer dann den größten Wert. 1 1 * Die Buschleute. Der interessanteste der hiesigen Volksstämme ist zweifelsohne der Buschmann — San genannt. Wie schon einmal erwähnt, gibt es in der Kalahari zwei Arten von Buschleuten, die hell- gelben, mit Hottentotten leicht zu verwechselnden, und die dunklen, zum Teil schwarzen. Ob diese Verschiedenheit der Farbe von der Vermischung verschiedener Rassen herrührt, oder nur ein Spiel der Natur ist, vermag ich mit Sicherheit nicht zu unterscheiden; ich neige jedoch zu ersterer Ansicht. Die Körpergröße des Buschmanns ist etwas geringer als die der Hottentotten. Die im Feld