W 8380 20 lebenden Buschleute bestehen nur aus Haut und Knochen; sie haben aber in der Zeit der Tsama= reife und in der guten Jagdzeit einen stark auf- getriebenen Unterleib, den sog. Tsamasbauch. Die Haut weist ungeheuer viele Falten auf, die aber bei guter Ernährung allmählich ver- schwinden. Die hiesigen Buschleute haben ihre eigene Sprache, die eine Abart des Nama, aber doch so verschieden davon ist, daß sich Hottentott und Buschmann nicht verstehen. Der verstorbene Robert Duncan z. B., dessen Muttersprache Nama war, brauchte zur Verständigung mit Buschleuten einen Dolmetscher. Die Buschmannsprache scheint noch einen oder zwei Schnalzlaute mehr zu kennen und wendet diese noch häufiger an als die Namasprache. Der Buschmann ist der Paria unter den Rassen der Kalahari. Sein Leben bedeutet ein stetes Kämpfen gegen Natur und Menschen. Infolge der dauernden Anstrengungen sollen die im Felde lebenden Buschleute im allgemeinen nicht älter als 30 bis 40 Jahre werden. Die Kleidung besteht bei Mann und Weib lediglich in einem Lendenschurz. Kopftuch oder Sandalen kennt der Buschmann nicht. Aus Bast, Blech oder Erdnüssen fertigt er einen sehr primi- tiven Schmuck für seine Erkorene an. An einem Lederriemen, über die Schulter ge- hängt, trägt er an der Hüfte seine aus einem Fell hergestellte Jagdtasche, in der sich sein Haus- gerät befindet. Dieses besteht meist aus einer Art Messer, einer als Pfeife dienenden Blech- röhre, etwas getrocknetem Kraut als „Tabak“ und dem Feuerzeug. Das letztere bilden zwei Stückchen Holz, ein weiches und ein hartes, die so lange aneinander gerieben werden, bis Funken entstehen. Diese werden mit einem Feuerschwamm aufgefangen. Als Waffen trägt der Buschmann bei sich ein 30 bis 40 cm langes Wurfmesser, eine Wurfkeule, Bogen mit vergifteten Pfeilen und, wenn möglich, einen alten Vorderlader. Ob er auch Patronen dazu hat oder nicht, ist ihm vollkommen gleich- gültig. Wenn er ein Gewehr besitzt, oder wenn ihm ein solches anvertraut ist, so ist er so stolz darauf, daß er es stets bei sich trägt. Der Buschmann bewegt sich dauernd im Ge- schwindschritt, häufig im Trab. Auf diese Weise legt er ungeheure Strecken zurück. Während des Laufens nimmt er schnell eine Tsama, eine Gurke oder eine Wasserwurzel auf und verzehrt diese im Weitergehen. Die Hauptbeschäftigung des Buschmanns be- steht naturgemäß in der Jagd. Die Buschleute bei Copper müssen alles erlegte Großwild ab- liefern. Da das Leben der freien Buschleute viel interessanter ist, wenden wir uns jetzt diesen zu. In einer kleinen Werft von zwei oder drei Pontoks wohnt der Buschmann mit seiner Familie in einem abgelegenen Tsamafeld, möglichst ver- steckt. Die kleinen Pontoks sind gänzlich unauf- fällig unter niedrige Büsche gebaut. Das Eheleben des Buschmanns ist so streng, daß Ehebrecher und Ehebrecherin unrettbar dem Tode verfallen sind. Bei der Werft befinden sich Fallgruben und Schlingen, in denen kleine Böcke und Schakale gefangen werden. Auch die schon geschilderten Hottentottenhunde tun hierbei gute Dienste. Will der Buschmann ein Stück Großwild er- legen, so wendet er zwei verschiedene Methoden an. Entweder er legt sich an einem erkundeten Wechsel nieder und wartet, bis die Beute kommt, was manchmal zwei oder drei Tage dauert, oder er läuft so lange, bis er ein Stück Großwild aufgespürt hat. Dann schleicht er hinter einer Deckung, wobei ihm in der Kalahari die Dünen sehr von Nutzen sind, an das Tier heran, kriecht schließlich auf dem Bauche und erlegt das Wild auf wenig Schritte. Hierzu benutzt er entweder das Wurfmesser oder die vergifteten Pfeile. Über die Gewinnung dieses Giftes haben selbst Leute, die mehrere Jahre unter den Buschleuten wohnten, Genaues nicht erfahren können. Nur soviel ist bekannt, daß das Gift zum Teil aus bestimmten Pflanzen, zum Teil von unter der Erde lebenden Larven gewonnen wird. Da der Buschmann ein sehr schlechter Schütze ist, schießt er nur auf ganz kurze Entfernung. Ist die Beute getroffen, dann hetzt sie der Busch- mann zu Tode. Der Pfeil ist so eingerichtet, daß der Schaft abbricht, während die vergiftete Knochenspitze in dem Wild stecken bleibt. In dauernd gleichmäßigem Tempo läuft der Jäger stunden-, erforderlichenfalls tagelang hinter dem verwundeten Tier her und vermeidet dabei die Bogen, die das Tier gemacht hat. Das kranke Tier spannt in seiner Todesangst alle Kräfte an, die es auf diese Weise viel schneller verbraucht als der stets gleichmäßig folgende Buschmann. Ist das Wild verendet, so bedeckt es der Jäger mit großen Asten und Büschen, um es vor Hyänen, Schakalen und Raubvögeln zu schützen. Dann läuft er zu seiner Werft zurück und holt seine Familie heran. Bei der Beute wird dann die neue Werft aufgeschlagen. Der Buschmann verschlingt dann derartige Massen, daß er nachher bequem fünf bis sechs Tage hungern kann. Sein vorher vollkommen eingefallener Bauch schwillt dabei zu einem Ballon an.