W 835 20 Der ihm an Güte und Aussehen nachstehende Matinita hat einen viel bitteren Geschmack und war daher anfangs im Lande wenig beliebt. Er erzielt einen nicht halb so hohen Preis wie der Matina. Allein während Matina erst nach acht bis zwölf Jahren trägt, bringt Matinita schon nach drei bis vier Jahren Frucht, und sein Ertrag ist im Durchschnitt viermal größer als der des Matina. Ferner eignet er sich besser für den Anbau im feuchten Klima des atlantischen Küsten- gebiets, und seine Bohne ist auf dem Weltmarkt überall verkäuflich. Aus diesen Gründen wurde immer mehr, und in neuester Zeit in den Küsten- gebieten fast ausschließlich Matinita angepflanzt. Nur in dem im Norden des Landes gelegenen Gebiete von San Carlos gibt es auch größere neue Pflanzungen von Matina. Um den Anbau von Kakao wieder anzuregen, hat die Regierung von Costa Rica in den neun- ziger Jahren eine Prämie von je 25 Centimos für die Anpflanzung eines Kakaobaumes aus- gesetzt. Die Prämie ist mehrere Jahre lang be- zahlt worden, und die Regierung hat dafür über 100 000 Colones ausgegeben, so daß hiernach über 400 000 Kakaobäume in jener Zeit ange- pflanzt worden wären. Auch in den folgenden Jahren ist Kakao in steigendem Maße im atlan- tischen Küstengebiete sowie in den weiten Ebenen von San Carlos und Sarapiqui angebaut worden, und zwar hauptsächlich von Ausländern, Ameri-= kanern, Deutschen und Engländern. Die im kühlen Hochlande wohnende einheimische Bevölke- rung scheut sich des heißen und teilweise ungesunden Klimas wegen, das Tiefland aufzusuchen, das für den Anbau von Kakao allein in Betracht kommt. Auf der atlantischen Seite des Landes ist Kakao vielfach in den dort sehr ausgedehnten Bananenfeldern, und zwar insbesondere dort an- gepflanzt worden, wo sich eine erstklassige Bananen- frucht nicht mehr erzielen läßt. Die Banane dient dabei als Schattenbaum. Auch die in den Bananenfeldern beschäftigten Arbeiter (meistens Jamaicaneger) legen häufig kleine Pflanzungen von Kakao an mit primitiven Anlagen für seine Zubereitung. Den Ertrag verkaufen sie sackweise in Port Limöon, von wo der Kakao entweder verschifft oder nach dem Inlande verkauft wird. In San Carlos und Sarapiqui sind die Pflanzungen in urbar gemachten Gebieten angelegt. Als Schattenbaum findet sich meistens madera negra (auch madre de cacao genannt). Größere Trockenanlagen für Kakaobohnen gibt es nur wenige im Lande. Die meisten sind sehr einfacher Art. Man läßt den Kakao in Kästen etwa 48 Stunden lang gären und trocknet ihn dann auf Platten. Waschen und Färben des Kakaos ist im allgemeinen nicht üblich. Von Krankheiten des Kakaos ist in Costa Rica die Braunfäule am verbreitetsten, die auf allzu große Feuchtigkeit zurückgeführt wird. Von Schaden- tieren sind Eichhörnchen, Taltusa (eine Art Maul- wurf), rote Ameisen und in der Nähe der Meeres- küste eine Krebsart zu nennen. Auch Schmarotzer= pflanzen, besonders Orchideen, beeinträchtigen die Bäume vielfach. Der Umfang der Kakaopflanzungen in Costa Rica läßt sich nicht genau angeben. Die Re- gierung hat zwar einige Jahre lang hierüber Feststellungen vornehmen lassen, doch wird das Ergebnis von der statistischen Behörde selbst als ganz unzuverlässig bezeichnet. Angeblich sollen im Jahre 1906 etwa 2480 ha und im Jahre 1907 etwa 2815 ha mit Kakao bepflanzt gewesen sein. Gegen zwei Drittel dieser Anbaufläche dürften auf die Provinz Limön, also auf die atlantische Seite des Landes entfallen. Während im Jahre 1896 noch 72 550 kg Kakao in Costa Rica eingeführt worden sind, war die Einfuhr infolge des vermehrten Anbaues im Jahre 1900 schon auf 18 045 kg gesunken; seit 1902 hat sie ganz aufgehört. Anderseits ist die Ausfuhr gleichzeitig stetig angewachsen. Im Jahre 1898 sind nur 4752 kg, vier Jahre später 60 128 kg und 1905 fast 150 000 kg ausgeführt worden. In den letzten drei Jahren hat die Ausfuhr in Kilogramm (und Colones) betragen: 1906: 176 243 (151 568), 1907: 277 884 (166 630), 1908: 340 375 (159 026). Hiervon sind verschifft worden: nach den Ver- einigten Staaten von Amerika nach 9 Deutschland nach England Wert I Wert „ Wert . hg Colones kte Colones kg I Colones l 1906273823756306854238335(56s47787 19()7—I—— 1046557(31736158364"93435 19(.)81579.789 292 032 120 959 27583 12 544 l Kakao wird in Costa Rica während des ganzen Jahres geerntet und ausgeführt. Die Haupt— erntemonate sind Juni und Dezember. Zur Aus- fuhr kommt nur Matinita, der Matina wird im Lande verbraucht. Der Verbrauch von Kakao ist in Costa Rica mit dem vermehrten Anbau und dem dadurch eingetretenen Preisrückgang ange- wachsen. Man wird vielleicht einen Jahres- verbrauch von etwa /1 kg auf den Kopf der Bevölkerung annehmen dürfen, so daß sich bei 352 000 Einwohnern ein Jahresverbrauch von etwa 265 000 kg für das Land ergeben würde. Unter Berücksichtigung der Ausfuhr von 340 375 kg würde man im Jahre 1908 eine Gesamternte von ungefähr 600 000 kg Kakao anzunehmen