G 861 eo rüstung vervollständigten. Am 9. November mar- schierte die Expedition nach Nbamba und fuhr von dort mit dem „Pfeil“ am Rande des Fest- landes entlang durch den Möve-See und Mungo aufwärts bis Mpundu. Die Fahrt durch die Mangrovenbestände bot wenig Bemerkenswertes. Vom Schiff aus war es dem Botaniker leider nicht möglich, festzustellen, wieviele und welche Arten unter den Mangroven vorhanden sind. Es konnte deshalb die Frage nicht gelöst werden, ob der auffällige Unterschied zwischen den krüppeligen, ganz unnutzbaren Partien und den glattwüchsigen hochstämmigen Beständen in der Standortsbeschaffenheit oder auf Ver- schiedenheit der Arten beruht. Der Übergang von einer Wuchsform zur anderen vollzieht sich stets allmählich, ohne daß eine Mischung beider Arten, wenn es sich um solche handeln sollte, jemals erkennbar wäre. Die krüppelhafte Form mit dem unverhältnismäßig stark ausgebildeten Stelzwurzelsystem findet sich stets auf festem, etwas hochgelegenem Boden, der gegen das Wasser zu einen steilen Rand hat und anscheinend der Ab- spülung unterliegt, während auf dem weichen Sand-oder Schlickboden die Mangrove stets guten Wuchs zeigt. Jedoch kommen unbestreitbar meh- rere Arten vor, und eine eingehendere Erforschung erscheint mit Rücksicht auf etwaige Holz= und Rinden-Nutzungen sehr wünschenswert. An der Mündung des Mungo hört die Mangroven- vegetation ziemlich unvermittelt auf, es folgt stromaufwärts zunächst ein Gebiet, das sehr reich an Raphia= und Kletterpalmen ist, dann beginnt auf beiden Seiten eine Art Parklandschaft: Gras- fläche mit zahlreichen Wollbäumen und Olpalmen, stellenweise auch mit niedrigem Buschwald. Farmen sind verhältnismäßig selten. Dieses Gebiet er- streckt sich etwa bis dahin, wo der Mungo aus der West—Ost-Richtung nach Süden abbiegt. Der niedrig gelegene Boden scheint in der Regenzeit sumpfig zu sein, und die Vegetationsform wird deshalb kaum durch die Tätigkeit des Menschen, durch Farmanlagen usw. beeinflußt sein. Es fehlen die charakteristischen Gewächse des sekun- dären Waldes: der Schirmbaum, die hohen mono- kotylen Unkräuter, abgesehen vom Gras, und die kräutigen Schlinggewächse. Solange nicht der Wollbaum eine nutzbringende Verwertung ge- funden hat, ist dieses Gebiet forstwirtschaftlich wertlos; andernfalls würden von hier mit ver- hältnismäßig geringen Kosten beträchtliche Mengen dieses Holzes zu beschaffen sein. Weiter stromaufwärts wird der Boden höher und die Landschaft bekommt mehr Waldcharakter. Zu dem auch hier noch an Zahl und Masse über- wiegenden Wollbaum gesellt sich als zweite Haupt- holzart der sog. Tulpenbaum, Spatodea cam- panulata, dessen Holz aber bis jetzt auch noch als unverwertbar gilt. Von Mpundu aus trat die Expedition am 11. November den Fußmarsch nach Johann- Albrechtshöhe an, zunächst auf dem rechten Mungo- Ufer bis Ndo, dann bis Mundame auf dem linken Ufer. Am 16. erreichte sie die Station Johann-= Albrechtshöhe, blieb dort bis zum 24., um Probe- flächen aufzunehmen, und schlug dann zu dem gleichen Zweck für mehrere Tage ihre Zelte in der Mukonje-Pflanzung auf. Die ganze Mungo-Niederung oberhalb Mpundu und das Gebiet Mundame—Johann-Albrechtshöhe scheint recht dicht besiedelt zu sein, es überwiegt deshalb im Walde die sekundäre Form. Primärer Urwald ist fast nur beschränkt auf Schluchten, steilere Hänge und bergiges Gelände, also auf Flächen, die für den Farmbetrieb der Eingeborenen nicht in Betracht kommen. Auf landwirtschaftlich nutzbarem Boden findet sich der primäre Urwald nur vereinzelt und dann meistens etwa in der Mitte zwischen je zwei Dorfschaften wie eine Art Landwehr. Bemerkenswert ist das strichweise Auf- treten von Niabi. Zwischen Mujuka und Bakundu ba nambele ist er häufig, jenseits Bakundu scheint er ganz zu fehlen, zwischen der Woermann- Faktorei Ndo-Strand (am Mungo) und dem Hauptdorf Ndo dagegen kommt er wieder zahlreich vor. Da die Eingeborenen aus der Fruchtschale des Njabi Fett und Butter gewinnen und die Samen essen, so sind junge Pflanzen selten, nur bei Ndo waren sie häufiger zu finden. Diese Holzart verjüngt sich offenbar sehr leicht, und wenn durch Aushauen von verdämmendem Unter- wuchs dem Njabi-Aufschlag bessere Wachstums- bedingungen geschaffen werden, so läßt sich eine reichliche Nachzucht dieser wertvollen Holzart ohne große Schwierigkeiten und Kosten in die Wege leiten. Der sekundäre Wald kommt in allen Stadien, von der verbuschten Farm bis zum Wald mit fast primärem Charakter, vor. Er ist im allge- meinen recht stamm= und massenreich, wenn auch von wechselnder Beschaffenheit. Es handelt sich hier im großen ganzen offenbar um ein altes Sied- lungsgebiet, in dem seit vielen Generationen die Eingeborenen halb nomadisierend umhergezogen sind. Bald hier, bald dort legten sie ihre Dorf- schaften und Farmen an, und so erhielten all- mählich weite Landstriche das im ganzen ziemlich einheitliche Gepräge des sekundären Urwaldes, mit Ausnahme der oben bezeichneten Flächen. Um ein Urteil über den wirtschaftlichen Wert dieses Waldgebietes zu erhalten, wurden in der Nähe von Johann-Albrechtshöhe zwei Probe- flächen, eine im sekundären, eine im primären Walde, ausgenommen. 3