W 895 20 Deutsch-Meuguinea. Eine Strafexpedition nach den Kdmiralitäts-Insein. Anläßlich eines nach Herbertshöhe gelangten Gerüchtes von der Ermordung des Japaners Komini wurde eine Straferpedition nach den Admiralitäts-Inseln veranstaltet. Aus dem Bericht des diese Expedition leitenden Bezirksamtmanns von Herbertshöhe entnehmen wir folgendes: Am 17. April 1909 schiffte ich mich mit Polizeimeister Peters und 32 Polizeisoldaten auf Reichspostdampfer „Manila“ ein, traf am 19. April in Friedrich-Wilhelmshafen den Regierungsdampfer „Seestern“ und setzte auf diesem am Abend des 19. April die Reise nach den Admiralitäts-Inseln fort. Unser nächstes Ziel war die Hernsheimsche Station auf der Insel Noru, wo ich von dem Pflanzungsleiter Stehr, von dem die Nachricht über die Ermordung Kominis ausgegangen war, Näheres zu erfahren hoffte. Am Abend des 20. April kam „Seestern“ vor Noru an. Stehr war nicht anwesend, wurde aber noch in der- selben Nacht zurückerwartet. Von den farbigen Arbeitern der Station erfuhr ich jedoch, daß Komini von den Eingeborenen zwar überfallen worden sei, sich aber hatte retten können, und sich jetzt wieder auf der Insel Ponam, wo er mit dem Wiederaufbau seines vor zwei Jahren gestrandeten Schiffes „Zabra“ und mit der An- lage von Pflanzungen für Hernsheim & Co. beschäftigt war, befinde. Herr Stehr, welcher spät abends noch an Bord des „Seestern“ kam, bestätigte diese An- gaben. Stehr war kurz nach dem Uberfall mit Komini zusammengetroffen und die Südküste der Hauptinsel entlang gefahren. Unterwegs waren sie einem von einem Bukajungen geführten Herns- heimschen Kutter begegnet. Da dieser Junge stets etwas langsam war, hatte ihm Stehr zu- gerufen, er solle sich vor den Eingeborenen in acht nehmen und nie zu lang verweilen, die Eingeborenen hätten eben erst Komini und zwei seiner Leute umgebracht. Der Bukajunge hatte die Mitteilung, an deren Ernst er glaubte, dem Hernsheimschen Pflanzungsleiter Bastubbe in Komuli weitererzählt und dieser hatte die Nach- richt nach Herbertshöhe weitergegeben. Am 21. April fuhren wir nach Ponam, wo wir Komini antrafen. Dieser gab von dem lber- fall folgende Darstellung: Komini lag mit dem Hernsheimschen Zweimast- kutter „Anna“ bei Loniu. Da erschienen Ein- geborene des im Hinterlande gelegenen Dorfes Ndrauo, boten ihm eine große Signaltrommel zum Kaufe an und forderten ihn auf, die Trommel in ihrem Dorfe zu besichtigen. Den Vorschlag, die Trommel zum Ufer zu schaffen, lehnten die Leute ab mit der Begründung, daß der Weg weit und sehr schlecht sei, und daß sie, falls Komini nicht den geforderten Preis bezahle, die Trommel wieder zurückschleppen müßten. Da die Eingeborenen auch Rotangschnüre, an denen sie die Größenverhältnisse der Trommel zeigten, mit- gebracht hatten, schöpfte Komini keinen Verdacht und ging im Glauben, daß es sich um eine ethno- logisch wertvolle Trommel handle, mit den Ein- geborenen in den Busch. In seiner Begleitung befanden sich fünf Mann der farbigen- Boots- besatzung der „Anna“, von denen einer mit einem Karabiner bewaffnet war, während Komini selbst eine Browningpistole trug. Die übrigen sechs Mann der Bootsbesatzung waren zur Bewachung des Kutters an der Küste zurückgeblieben. Unter- wegs wurde Komini von einer Anzahl Ein- geborener, die aus dem Busch hervorbrachen, überfallen. Drei Leute stürzten sich auf Komini und entrissen ihm die Browuingpistole, andere fielen auf den bewaffneten Begleiter Kominis her. Es gelang Komini, sich in Anwendung seines heimischen Dschiu-Dschitsu durch kräftige Stöße seiner Angreifer zu erwehren und seinem Be- gleiter, dem die Eingeborenen schon die Patron- tasche abgenommen hatten, zu Hilfe zu kommen. Er riß den Karabiner an sich und feuerte die im Laufe befindliche Patrone ab, worauf die Angreifer die Flucht ergriffen. Komini eilte, Schuhe und Strümpfe wegwerfend, um seine Spur zu ver- bergen, zum Ufer zurück und kam gerade recht, um durch Drohen mit dem (ungeladenen) Kara- biner einen Angriff auf den Kutter abzuwehren. Einige Tage, nachdem die Nachricht von seiner angeblichen Ermordung von Komuli aus nach Herbertshöhe gesandt worden war, kam Komini nach Komuli. Dort war ein Fahrzeug, welches zur Richtigstellung der ersten Meldung nach Herbertshöhe hätte gesandt werden können, nicht vorhanden; erst am 14. April wurde von Norn aus ein zweiter Kutter nach Herbertshöhe gesandt, der aber dort nicht ankam, sondern an der Küste von Neu-Mecklenburg kenterte. Nach Angabe Kominis war der Urheber des Uberfalls auf ihn ein früherer in Noru beschäftigter und erst vor kurzem entlassener Hernsheimscher Arbeiter namens Jao. Dieser hatte erst vor kurzem Komini um ein Gewehr zum Schutze gegen die benachbarten Ortschaften gebeten und hatte sich, als ihm Komini dies ablehnte, durch den Uberfall ein solches ver- schaffen wollen. Wie Komini und später auch die Eingeborenen der Insel Piteln angaben, waren die Ndrauo- Leute auf ein Einschreiten der Behörde gefaßt und hatten auf einem Hügel, der einen um-