W 897 20 Loniu von der Hauptinsel trennt, nach Pitelu, wo der „Seestern“ lag, zurückfahren könnten, wurde getäuscht. Die wenigen Kanus, die wir vorfanden, waren klein und nicht seetüchtig. Mit vieler Mühe konnte ich von Loniu ein einziges großes Kanu auftreiben, auf welchem ich mit dem ersten Offizier, Pagenstecher, nach dem „Seestern“ zurückfuhr, wo wir gegen Mitternacht ankamen. Polizeimeister Peters bezog mit den Soldaten Nachtlager auf einer kleinen, der Insel Potomo vorgelagerten Sandbank und wurde am nächsten Tage vom „Seestern"“ abgeholt. Komini war mit den Pitelu-Leuten nach der Nordküste zurückmarschiert und hatte unterwegs übernachtet. Während der Nacht wurde ein Obsidianspeer nach dem Lager geworfen, der einen Eingeborenen am Arm verletzte. 1 1 * Der Aufenthalt auf der Insel Noru galt neben den Erkundungen über das Schicksal Kominis hauptsächlich der Kontrolle der Arbeiterverhältnisse. Es wurde alles im besten Zustande gefunden, Klagen wurden seitens der Arbeiter nicht vor- gebracht. Vorgeführt wurden dreißig Leute, welche kurz vorher von Komini mit dem Kutter „Anna“ angeworben worden waren und größten- teils aus der im Süden der Hauptinsel gelegenen Insel Baluan stammten. Die Anwerbung bestand fast zu zwei Dritteln aus kärperlich noch nicht völlig entwickelten Knaben. Dies wurde später von Komini dahin erklärt, daß die Eingeborenen zwar gern ihre Kinder anwerben lassen, um sie vor den Angriffen der Feinde in Sicherheit zu bringen, dagegen ihre wehrfähigen Männer nur selten ziehen lassen, um eine Schwächung der Wehrkraft des Dorfes zu vermeiden. Die An- werbung der Knaben konnte unbedenklich ge- nehmigt werden, da die Leute während des ganzen Arbeitsvertrages auf der Insel Noru bleiben sollten, wo es keine schweren Arbeiten zu ver- richten, insbesondere keinen Busch mehr zu klären gibt. Von dem auf Noru stationierten Angestellten der Firma Hernsheim & Co. erfuhr ich, daß die Bewohner der Noru gegenüberliegenden Insel Sori, welche die Anstifter der im vorigen Jahre erfolgten Ermordung einer Hernsheimschen Bvoots- besatzung gewesen waren (ovgl. Kol. Bl. 1908, S. 853), die Insel verlassen und sich auf das Festland der Hauptinsel geflüchtet hatten. Die Firma Hernsheim & Co. hatte in der Erwartung, daß ihr die Insel später weiter überlassen werde, sie von den Eingeborenen für den Fiskus er- worben. Ein Besuch der Insel, die reiche Palm- bestände aufweist, war leider infolge Zeitmangels nicht möglich. Am nächsten Tage, dem 21. April, fuhr „Seestern“ weiter nach der etwa 20 Seemeilen entfernten Insel Ponam, auf deren östlichen Hälfte Komini für die Firma Hernsheim eine Palm- pflanzung anlegte. Wir trafen Komini auf der Insel an. Im November v. JIs. hatte der Inder Bal Sing, ein Angestellter Kominis, einen Ein- geborenen erschossen, den er, mit einer Axt be- waffnet, in Begleitung zweier weiterer Einge- borenen abends in der Pflanzung traf. Bal Sing behauptet, in Notwehr gehandelt zu haben, da die Leute auf seinen wiederholten Anruf nicht stehen geblieben seien und er einen Angriff von ihnen befürchtet habe. Eine Bestrafung Bal Sings schien mit Rücksicht hierauf nicht angebracht. Die Eingeborenen waren über den Vorfall auch nicht im mindesten erregt und verkehrten friedlich mit Komini und seinen Arbeitern. Sie wurden er- mahnt, die Pflanzung nicht ohne Grund, ins- besondere nicht zur Nachtzeit, zu betreten. Auf der Insel Pitelu, wohin ich am nächsten Tage kam, fand gerade zu Ehren eines ver- storbenen Häuptlings ein großes Tanzfest statt, zu welchem sich eine stattliche Anzahl Eingeborener aus den benachbarten Inseln eingefunden hatte. Ich hatte gerade noch Gelegenheit, die kriegerischen Tänze der kräftigen, bunt bemalten, mit Obsidian- speeren bewaffneten und zum Teil nur mit einer Muschel bekleideten Gestalten anzusehen. Unter den Eingeborenen befand sich auch der mir schon von Herbertshöhe her bekannte, vielgenannte Häuptling Pominis von Papitalai. Ich hatte nicht erwartet, Pominis hier in friedlichem Ver- kehr mit den Pitelu-Leuten anzutreffen, da die letzteren erst vor einigen Monaten durch Ver- mittlung der Firma Hernsheim Pominis des Weiberraubes bezichtigt und um seine Bestrafung gebeten hatten. Die Leute von Pitelu erklärten mir jedoch, daß diese Sache jetzt friedlich bei- gelegt sei. Auch der Japaner Komini, der früher auf Pominis schlecht zu sprechen war und ihn als den Anstifter eines angeblich schon früher auf ihn beabsichtigten Uberfalles bezeichnet hatte, schien jetzt eine bessere Auffassung von ihm zu haben und riet, ihn auf den beabsichtigten Zug gegen Ndrauo mitzunehmen. Pominis, welcher mir klagte, daß er seinen Platz Papitalai habe ver- lassen und auf der Insel Makarenge (Los Negros) sich ein neues Heim habe gründen müssen, war sofort bereit, sich dem Zuge anzuschließen, und leistete insbesondere durch seine Ortskenntnis gute Dienste. Er war es auch, der, als wir nach durchgeführter Expedition an die Küste gegenüber Potomo (Bird-Island) kamen, einige Kanus auf- trieb, die es ermöglichten, die Polizeitruppe aus der Mangrovenküste der Hauptinsel nach einer