W 969 2 oberste Medizinalbehörden noch nicht vorgesehen. Es ist dringend nötig, daß auch in diesen Schutz- gebieten die Organisation der allgemeinen Hygiene und der Seuchenbekämpfung in einer Hand ver- einigt wird. Auch dort muß die Bedeutung des Medizinalwesens in der Stellung des Refe- renten zum Ausdruck gelangen. Auch dort haben die Medizinalreferenten mit den Personal= und Verwaltungsangelegenheiten sehr viel zu tun und werden durch solche zeitraubende Arbeit von ihrer wichtigsten Aufgabe, der Organisation der Seuchen- bekämpfung und der allgemeinen hygienischen Maßnahmen, abgehalten. Jede Kolonie bedarf eines Untersuchungs- amtes, an welchem ständig ein Bakteriologe und ein als Hygieniker sorgfältig vorgebildeter Arzt beschäftigt sind, um die für den Leiter des Medi- zinalwesens sich aus der Praxis ergebenden Fragen in wissenschaftlicher Weise zu bearbeiten. Ein solches Untersuchungsamt ist auch dazu bestimmt, das von den im Schutzgebiete tätigen Arzten eingesandte Material zu bearbeiten. Es wird eine wertvolle Unterstützung für die prak- tischen Arzte darstellen und vieles der Wissenschaft erhalten, was bisher wegen der Umständlichkeit der Verschickung und der weiten Entfernung von der Heimat verloren ging. Die Boarbeitung dieses Materials wird Stoff zu wertvollen Ver- öffentlichungen geben. An diese Untersuchungsämter werden auch die Einrichtungen zur Herstellung von Vakzine anzu- gliedern sein. In Daressalam, Duala und Windhuk sind derartige Laboratorien bereits eingerichtet, aber es sollen die beiden ersten nicht ständig von Arzten besetzt sein, auch tritt ein häufiger, der Kontinuität der Arbeit hinderlicher Wechsel ein. Kontinuität der Arbeit aber ist eines der wich- tigsten Erfordernisse. Der Vortragende schlägt dann vor, in das Programm der tropenmedizinischen Gesellschaft auch den Plan zur Errichtung eines deutschen Instituts für Tropenforschung in unseren Kolonien aufzunehmen. Es bedarf einer Gelegen- heit und der Mittel, um an Ort und Stelle, in den Tropen selbst; mit allem Rüstzeug moderner Forschung an den zahlreichen Fragen zu arbeiten, welche die Praxis an die Arzte stellt. In erster Linie ist es notwendig, den Grund- stock für ein solches Institut zu legen, in dem unter einer einheitlichen Leitung mehrere Labora- torien vereinigt werden, eines für Bakteriologie und Parasitologie, eines für Physiologie, eines für Hygiene und eines für Tiermedizin. Jedes Spezialfach wird anfangs von einem selbständigen Forscher in etatmäßiger Stellung vertreten. Diesem müssen die nötigen Hilfskräfte, wie Apotheker, Laboratoriumdiener, zur Verfügung stehen. Diese vier Laboratorien sollen den Kern bilden, dem sich später auch andere verwandte Zweige der Wissenschaft, wie Botanik, Zoologie, Pharma-= kologie, Klimatologie, angliedern. Alle diese La- boratorien werden mit der Heimat in innigstem Konnex stehen, sie werden Material für die Kurse und für Spezialstudien nach der Heimat senden. Dazu muß ihnen natürlich das Material eines Europäer= und eines Eingeborenenhospitals zur Verfügung stehen. Der Vortragende hebt hervor, daß er ein Institut, das ausschließlich wissen- schaftlicher Forschung dienen soll und deshalb von der Medizinalverwaltung der Kolonie ganz unab- hängig sein muß, im Auge hat. Das Deutsche Reich besitzt bisher — abgesehen von Amani, das aber in erster Linie als land- wirtschaftliche Versuchsstation zu betrachten ist — keine Stätte, welche der tropenmedizinischen und den verwandten Forschungen geweiht ist. Glück- licher sind hierin die anderen kolonisierenden Mächte. Die Förderung dieses Planes sollte zu den Aufgaben gehören, welche sich die Deutsche tropenmedizinische Gesellschaft stellt. * *# 1* Hierauf wurde ein Schreiben des Medizinal- referenten und Chefarztes in Kamerun, Professors Dr. Ziemann, verlesen, in dem dieser die Er- richtung von Tropeninstituten und die Gestaltung des ärztlichen Dienstes in den deutschen Schutz- gebieten bespricht. - Ziemann weist in seinem Briefe darauf hin, daß er schon früher eine planmäßige, einheitliche Leitung aller Bestrebungen, die auf die Be— kämpfung der Infektionskrankheiten der Menschen und der Tiere und auf eine Verbesserung und Verallgemeinerung der Prinzipien der Hygiene abzielen, gefordert hätte. Diese leitende Behörde existiert bereits in Kamerun und Ostafrika in Gestalt des Medizinalreferenten, und es bestehen in Kamerun deutliche Instruktionen für die dienst- liche Tätigkeit dieses obersten Medizinalbeamten und der übrigen beamteten Arzte, seien sie Re- gierungsärzte oder Sanitätsoffiziere bzw. Tierärzte, wodurch die gesamte hygienische Tätigkeit hier zu einer durchaus einheitlichen bei der Seuchen- bekämpfung wird. Schon jetzt ist in Duala in Kamerun im Regierungshospital, wo eine größere Bibliothek, pathologische Sammlungen und Sammlungen der bisher bekannten tierischen Schädlinge sich befinden, jedem neu ankommenden Arzt Gelegenheit ge-