W 971 20 Der Besuch des Kolonialinstituts ist allen den- jenigen, die in die Kolonien gehen wollen, zu empfehlen. Es ist ihnen hier ein leichtes, sich die für den Aufenthalt in den Kolonien not- wendigen Kenntnisse in einem entsprechenden Studiengange anzueignen, während es in den Kolonien mit großen Schwierigkeiten verbunden, zeitraubend und kostspielig sein dürfte. Auch die koloniale Beamtenlaufbahn ist jetzt mit einem Besuche des Instituts verbunden. Das Studium des Kolonialinstituts kann in zwei Semestern absolviert werden, doch ist es empfehlenswert, es auf mehr Semester zu ver- teilen. Den Abschluß des Studiums kann eine Diplomprüfung bilden, für die eine Prüfungs- ordnung erlassen, die auf dem Bureau des Kolonial- instituts einzusehen ist. Zur Teilnahme an dem Unterrichte werden zugelassen: A. als Hörer: 1. Abiturienten deutscher höherer Lehr- anstalten mit neunjährigem Kursus, 2. seminaristisch gebildete Lehrer, die die zweite Prüfung bestanden haben, 3. Kaufleute, Industrielle, Landwirte und andere Personen, die die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst besitzen oder als Selektaner von Hamburger Volks- schulen abgegangen sind oder auswärtige gleichwertige Schulen absolvierten, sofern sie eine mindestens dreijährige geregelte Berufstätigkeit hinter sich haben, jedenfalls aber die Lehrzeit in ihrem Berufe beendeten, 4. Ausländer auf Beschluß des Professoren- rats, wenn sie eine gleichwertige Vor- bildung nachweisen; B. als Hospitanten zu einzelnen Vorlesungen auf Beschluß des Professorenrats Personen, die über 18 Jahre alt und nicht mehr Schüler einer Lehranstalt sind, sofern sie eine genügende Vorbildung besitzen. Das Vorlesungsverzeichnis nebst den Vor- schriften für die Hörer und Hospitanten ist gegen Einsendung von 40 Pf. von dem Bureau des Kolonialinstituts zu beziehen; dorthin sind auch alle Anfragen, das Institut und den Lehrplan betreffend, zu richten. Die ersten Immatrikulationen für das Winter- semester sind auf den 19. und 21. Oktober fest- gesetzt. Meldungen von Hörern werden im Bureau des Kolonialinstituts, Dammthorstraße 251, ent- gegengenommen. Versammlung der Kolonialabtellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Am Mittwoch, den 20. Oktober, vormittags 9 Uhr, wird im Saale B des Architektenhauses, Berlin, Wilhelmstraße 93, die zweite Versamm- lung der Kolonialabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft stattfinden. In derselben wird Bericht erstattet werden über die bisher angefangenen Arbeiten dieser Abteilung; ferner wird ein Vortrag über „Wollschafzucht in Deutsch-Südwestafrika“ von Herrn Ritter- gutspächter Gadegast-Mannschatz (Königreich Sachsen) und ein weiterer über „Anbau, Sorten und Ernte der Baumwolle“ von Herrn Pro- fessor Dr. Warburg-Berlin gehalten werden. Es kommen daher zwei sehr wichtige Fragen der kolonialen landwirtschaftlichen Praxis zur Er- örterung. Auch Nichtmitgliedern der Gesellschaft ist es gestattet, an den Verhandlungen als Zu- hörer teilzunehmen. Beschafkung von Geflügel für die Rolonien. Die Geflügelzucht ist für manche tropische Kolonie deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil dort infolge von Tierkrankheiten, wie Tsetse u. a., die Haustiere aus der Klasse der Wiederkäuer, also Rinder, Schafe, Ziegen, nicht gezüchtet und längere Zeit am Leben er- halten werden können. Zum Nachteil für den Gesund- heitszustand der Europäer ist man dort zum großen Teil auf Büchsenfleisch angewiesen, und Beschaffung von frischem Fleisch ist nur durch Geflügelzucht möglich. In anderen Kolonien, wo die Haltung von Wieder- käuern möglich ist, bildet die Geflügelzucht eine recht annehmbare Nebennutzung. An die Kolonialabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft wurde schon wieder- holt das Ersuchen gerichtet, Geflügel für Zuchtgwecke zu beschaffen. Diese Beschaffung stieß aber auf Schwierig- keiten, weil auf Anfrage bei Geflügelzuchtvereinigungen keine oder nicht rechtgeitige oder zu teure Angebote erfolgten. Es ist daher sehr erwünscht, wenn sich Geflügelzuchtvereinigungen und Geflügelzüchter, welche gute Nutzrassen zgiehen, mit Angeboten an die Kolonial- abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Berlin SW 11, Dessauerstraße 14, wenden, damit auf diese im Bedarfsfalle sofort zurückgegriffen werden kann. Bisher wurde z. B. Geflügel folgender Rassen und Schläge verlangt: Rebhuhnfarbige Italiener, Hähne Weiße Wyandottes, - Gold-Wyandottes, - Schwarze Langshans, - Auch wird sich die Kolonialabteilung gemeinsam mit dem Sonderausschuß für Geflügelzucht der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft mit der Frage zu beschäf- tigen haben, welche Geflügelrassen am geeignetsten für weitere Zuchtverwendung zur Kreuzgung in den ver- schiedenen Kolonien sind.