G 1040 20 der beste Prospektor erwiesen. Tausende haben die Flächen passiert, auf denen die Diamanten teilweise massenhaft liegen. Bei Pomona hat eine Gesellschaft nach Erzen geschürft und dabei die edlen Steine, die unmittelbar benachbart liegen, übersehen. Der ganze enorme Wagen= und Menschenverkehr des Hottentottenfeldzuges ist über die Schätze hinweggeschritten, eine Bahn ist quer durch die Diamantfelder gebaut, aber kein Mensch hat die Edelsteine bemerkt. Erst im April 1908 wurden sie entdeckt, nachdem die Eisenbahn auf dieser Strecke bereits seit zwei Jahren im Betrieb war. Ein Kapboy — so heißen hierzulande die farbigen Arbeiter, welche in der Kapkolonie an- geworben werden — fand einige Diamanten und gab sie seinem Vorarbeiter Mrokon. Dieser wieder zeigte sie seinem Chef, dem damaligen Bahn- meister Stauch. Stauch hatte gleich den Verdacht, daß die Steine Diamanten seien und belegte einen Teil des fraglichen Gebietes. Ihm kam der Um- stand sehr zustatten, daß niemand in Lüderitz- bucht an die Gerüchte von den Diamantvorkommen glaubte, so daß er beinahe zwei Monate Zeit hatte, sich die besten Felder zu sichern. Eine Bestätigung der Annahme, daß die Steine Dia- manten seien, erhielt er wohl zuerst durch den Bahnarzt Dr. Peyer. Stauch nutzte mit seltener Umsicht seine Chancen aus und die aus seinen und seiner Kompagnons Schürfrechten entstandene Koloniale Bergbaugesellschaft verfügt über das größte zusammenhängende Areal, das sich im Privat- besitz befindet. Anfang Juni traf der Verfasser in Gibeon den Oberingenieur der Kolonialen Eisenbahnbau= und Betriebsgesellschaft, Herrn Nissen, der von den Diamanten bei Lüderitzbucht sprach und mich bat, sich das Vorkommen einmal anzusehen. Ich gestehe gern, daß ich zunächst auch nicht recht an das Vorkommen von Dia- manten im Sande bei Lüderitzbucht glaubte, zu- mal ich gerade damals die verschiedenen Blau- grundstellen im Bezirk Gibeon besucht hatte, die sich alle als steril erwiesen. Bei meiner Rück- kehr von der Gibeonreise traf ich in Sandverhaar einen Bahnangestellten, welcher mir einen Stein von den Feldern bei Kolmanskop zeigte, den ich sofort als Diamant erkannte. Nun war Eile geboten. In derselben Nacht war ich unten in Kolmanskop und konnte zwei Tage darauf dem genannten Herrn die erfreuliche Miteeilunt machen, daß Diamanten dort reichlich vorkommen. Vorher schon hatte ich mit ihm vereinbart, dai ich bei der Wichtigkeit der Angelegenheit der Gouvernement berichten werde. Dieser erste amt liche Bericht möge gekürzt hier Platz finden: „Dem Kaiserlichen Gouvernement teile ich min, daß bei Kolmanskop, Kilometer 14 bis 16 der Eisen- bahn Lüderitzbucht —Aus, Diamanten gefunden worden sind. Die mir zur Untersuchung über- gebenen Steine hatten das Gewicht von ¼ bie ½ Karat, waren meist wasserklar, einzelne auch gelb, rosa und bräunlich. Sie zeigten die charak- teristische Lichtbrechung und Härte des Diamanten und waren meist gut kristallisiert; hauptsächlich wurden tetartondrisch hemiedrische Kristalle beob- achtet (Komb. + 4 — 1). Es ist außer allem Zweifel, daß das Vorkommen lohnenden Abbau gestattet. . . .“ Der Bericht wurde vom Kaiser— lichen Gouvernement in Windhuk sofort nach Berlin weitergegeben, von dort wurde anschließend die Sperrung des sogen. Regierungsblocks (s. u. bei Schilderung der bergrechtlichen Verhältnisse) ver- fügt. Gleichzeitig wurde Weisung erteilt, für den Fiskus, soweit tunlich, Felder abzustecken. Nun begann ein großes Wettrennen. Wer in Lüderis. bucht war, eilte, um an dem unvermuteten Segen, der in verschwenderischer Weise über diesen sonst gefürchteten und gemiedenen Teil des Nama- landes ausgeschüttet war, teilzunehmen. In wenigen Wochen war das ganze zunächst in Frage kommende Gebiet der näheren Umgebung Lüderitzbuchts belegt. Schon Ende Juli 1909, beim Besuch des Herrn Staatssekretärs Dernburg, war kein Plätzchen mehr frei. In den folgenden Monaten wurden dann noch besonders nach Süden die Feldbelegungen weiter vorgeschoben, bis die seitens der Regierung für den 1. Oktober 1908 verfügte Sperrung des Diamantgebiets dem Treiben ein vorläufiges Ziel setzte. Nun konnten nur noch die Besitzer von Schürfscheinen, welche vor dem 22. September gelöst waren, sich Arcule sichern und machten davon in den nächsten sech# Monaten — bis zum 31. März 1909 liefen de weitaus meisten Schürfscheine ab bzw. hörte daed Freizügigkeit der Schürffelder auf — ausgiebiges Gebrauch. Es hatte sich herausgestellt, daß d Vorkommen nach Süden immer reicher wurde#n.