1058 ein neuer wertvoller Rohstoff geliefert werden. Schappe-Seiden-Fabriken bestehen bis jetzt nur drei, und zwar alle im Auslande. Wenn das Rohmaterial in den deutschen Kolonien gewonnen werden könnte, würde dadurch die Möglichkeit eines neuen Industriezweiges in Deutschland ge- schaffen werden. Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee hat beschlossen, sfolgender Anregung Folge zu leisten: Die Eingeborenen auf den Wert des Nester der wilden Seidenraupe aufmerksam zu machen und sie anzuhalten, diese Nester gegen Entgelt an die nächste Station, Farm oder Faktorei abzuliefern, um die willkürliche Vernichtung der Nester durch die Neger nach Möglichkeit zu verhindern. Auch soll eine Anleitung zur Nutzbarmachung der Seidenraupennester heraus- gegeben und, in die Suaheli-, Ewe= und Haußa- sprache übersetzt, durch die Organe und Freunde des Komitees an die Eingeborenen verteilt werden. Tabakbau, Kakao= und Kaffee-Kultur in den deutschen Kolonien. Über Tabakbau, Kakao= und Kaffee- Kultur berichtet Geheimrat Professor Dr. Wohlt- mann: Die Tabak-Anbauversuche im großen, die in unseren Kolonien, besonders in Ostafrika, auf Neu-Guinea und in Kamerun in früheren Jahren unternommen wurden, haben leider nicht den gewünschten Erfolg gebracht und mußten zu- gunsten anderer Kulturen aufgegeben werden. Im Jahre 1907 hatte die Gesamtausfuhr unserer Kolonien an Tabak nur einen Wert von 67000./, während die Einfuhr nach Deutschland im gleichen Jahre 141 000 O000 (“ (1908: 136 000 000 /% be- trug. Die Kolonien selbst hatten im gleichen Jahre einen eigenen Bedarf, d. h. eine Einfuhr an Tabak von über 2 500 O000 J7. Es ist daher unbedingt anzustreben, daß mindestens der Eigenbedarf der Eingeborenen in den Kolonien selbst produziert wird, ein Ziel, das leicht erreicht werden kann, da es sich hierbei nicht um Quali- tätstabak handelt. Die Vorbedingungen für einen rentablen Tabakbau sind vor allem gutes Land, sicheres Klima, geschickte Arbeiter, tüchtige Sach- verständige und richtige Pflanzmethoden. Nach den heutigen Erfahrungen kommen von unseren Kolonien hauptsächlich Kamerun, Neu-Guinea und der Norden von Deutsch-Südwestafrika für die Tabakkultur in Frage, da sie gutes Tabak- land besitzen. Nach Mitteilungen des Deutschen Tabakvereins waren die seither aus Kamerun stammenden Tabakproben in bezug auf Struktur des Tabaks, Deckfähigkeit, Brennbarkeit usw. durch- aus vielversprechend. Wenn aber die Tabate fermentiert waren, stellte sich der Pfälzer Charakt#e heraus. Eine zur Vorbereitung des Tabakbaue- zu bildende Gesellschaft würde daher em- sprechend anders verfahren müssen, um geeigneie Proben zu erhalten und jedenfalls auch aus- reichende Mittel aufbringen müssen, um um- fassende Versuche mehrere Jahre hindurch durch- führen zu können. Neuerdings werden in Kamerun durch die Regierung größere Tabakbauversuche vorge- nommen, weitere Versuche, und zwar mit orien- talischem Tabak, sind im nördlichen Teil von Deutsch-Ostafrika geplant. Der Kakaobau hat sich in den Kolonien, besonders in Kamerun, Neu-Guinena und Samoa, recht günstig entwickelt. Die Gesamtausfuhr aus den Kolonien im Jahre 1907 hatte einen Wen von etwa 2 700 000 /4. Dagegen bettug der Bedarf Deutschlands im gleichen Jahre über 62 000 000 . Wir decken daher heute nur 4½ v. H. unseres Bedarfs in den Kolonien selbf. An der Kakao-Welternte 1908 mit über 193 000 000 kg waren die deutschen Kolonien nur mit etwa 1,4 v. H. beteiligt, während der Konsum Deutschlands 1908 21 v. H. der Bell- ernte ausmachte. Mit dem Kaffeebau in den Kolonien verho:t es sich ähnlich wie mit dem Tabakbau. Die Kultur im großen hat in keiner unserer Kolonien den erwarteten Erfolg gebracht. In Ostafrikc, wo seit dem Jahre 1890 etwa 18 000 000 “ in Kaffee angelegt worden sind, betrug die Ge- samtproduktion der Kolonien im Jahre 1907 nur etwa 750 000 /7(0. Die Gesamtausfuhr aus den deutschen Kolonien belief sich 1907 auf ewa 545 000 /, während der Gesamtbedarf Deucch- lands im gleichen Jahre 162 000 000 . betrug. Fürs erste ist die Kaffee-Kultur in unseren Ko— lonien im großen bei der schlechten Preislage nicht anzuraten. Auch sind die Produktions-kos#n in unseren Kolonien zum Teil sehr hohe, da: gilt nicht nur für den Kaffee, sondern auch jür den Kakao und insbesondere für Samoa mit #n teuren chinesischen Arbeitern. Unser Ziel muß daher Verbilligung der Pro- duktion und daneben Erzeugung feinster Qualmin sein. Kautschuk in den deutschen Kolonien. Über Kautschuk in den deutschen 2° lonien berichtet Professor Warburg: Die Plantagenkultur der Kautschukbäume schreitet in unseren Kolonien erfreulich wei#ml. Man wendet sich in den regenreichen Kolonien wie Kamerun, Neu-Guinea und Bismarc-