1059 3 Archipel, sowie Samoa jetzt immer mehr der Kultur des Parakautschuks, Hevea brasiliensis, zu. Ficus elestica wird mehr als Windschutz, Kickxia in Kamerun als Zwischenkultur zwischen Hevea gepflanzt. In den trockeneren Gebieten wie Deutsch-Ostafrika und Togo gedeiht Hevea nur an den lokalen feuchteren Stellen, während der Cearakautschuk, Manihot Glaziovii, in immer größerem Maße angebaut wird. Während die Kolonien in bezug auf die Rentabilität der Parakautschuk-Kultur keine Befürchtungen zu hegen brauchen, ist bezüglich der Cearakautschuk-Plan- tagen nur dann auf gute Resultate zu rechnen, solange die Preise des Kautschuks einigermaßen hoch bleiben werden, es sei denn, daß man bessere und billigere Zapfmethoden für den Ceara- kautschuk ausfindig macht. Die Urbestände des wilden Kautschuks werden hingegen immer mehr durch die Raubausbeutung dezimiert, namentlich trifft dies für die Kickxia- Bestände Süd-Kameruns zu, und mit Recht be- mühen sich daher die dort ansässigen Firmen, den Kautschukbau als Volkskultur einzuführen. Bei der Natur der Neger, die sich ungern um ihre Zukunft Sorge machen, wird es freilich eine schwierige Aufgabe sein, eine Kultur einzuführen, die erst nach vielen Jahren Erträge verspricht, zumal man dringend davon abraten muß, Zwangsmaßregeln zur Einführung dieser Kultur zu ergreifen. Die Regierung errichtet zwei Kaut- schuk-Musterpflanzungen zur Anlernung der Ein- geborenen, und um sie mit Saatgut zu versehen. Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee unterstützt diese Bestrebungen durch Gewährung von Geld- prämien für die Eingeborenen. Wichtiger als die Einführung des Kautschukbaues als Volks- kultur in diesen Gegenden ist freilich die Er- zeugung anderer Massenprodukte wie Mais, Reis, Erdnüsse, Sesam und vielleicht auch der Soja- bohne, da diese in ganz anderer Weise Frachten für die Eisenbahnen zu liefern imstande sein werden. Bezüglich der Erntebereitung des Kautschuks sind wir meist noch auf die Erfahrungen der Engländer angewiesen, die sich aber fast aus- schließlich auf den Parakautschuk beziehen. Die Erntebereitung des Cearakautschuks wird speziell in Ostafrika in dem Biologisch-Landwirtschaftlichen Institut in Amani studiert, die Bereitung des Kickriakautschuks wird von den Plantagen in Kamerun ausgearbeitet. Nötig ist aber eine Zentralstelle für Kautschukuntersuchungen in Deutsch- land, die mit den Pflanzern Hand in Hand ar- beitet und ihnen das Material über die Fort- schritte der Erntebereitung, sowie Berichte über die allgemeine Marktlage des Kautschuks zur Ver- fügung stellt. Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee rechnen kann. hat mit dem Chemischen Laboratorium für Handel und Industrie, Dr. Robert Henriques Nachf., eine Vereinbarung getroffen, um gemeinsam mit ihm eine solche Zentralstelle zu begründen. Guttapercha= und Kautschuk-Unternehmen in Neu-Guinea. Über den derzeitigen Stand der Gutta- percha= und Kautschuk-Expedition in Neu- Guinea, die bekanntlich von Dr. Schlechter geführt wird und der Oberleitung des Gou- verneurs Dr. Hahl untersteht, berichtet Professor Warburg: - Die letzten Monate waren hauptsächlich der weiteren Unterrichtung der Eingeborenen in der sachgemäßen Gewinnung von Guttapercha ge— widmet. Zu diesem Zweck wurden aus mehreren Dörfern die Eingeborenen herangezogen. Sie zeigten nach Angabe Schlechters bei den Arbeiten großes Geschick. In der Gegend von Alexis- hafen war Guttapercha reichlich vorhanden. Von einzelnen Bäumen wurden bis 18 Pfund Gutta gewonnen. Im April unternahm Dr. Schlechter eine Expedition nach dem Uaria-Flusse, um dort die wirtschaftlichen Verhältnisse näher zu erforschen. Auch in diesem Gebiete sind Guttaperchabäume zahlreich vorhanden. Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine andere Art als Palaquium Supkianum, was jedoch bis jetzt noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden konnte. Auch scheint die Guttapercha dieses Baumes nach einer vor- läufigen Probe harzreicher zu sein, als die aus dem mittleren Teil des Kaiser-Wilhelmslandes. Auch eine Kautschuk-Liane konnte im Uaria- Gebiet festgestellt werden, die mit der früher im Finisterre-Gebirge gefundenen Ficus-Art identisch ist. Durch diesen Fund ist es wahrscheinlich ge- worden, daß die Ficus-Liane in dem ganzen Gebiet von Friedrich-Wilhelmshafen bis zur englischen Grenze vorkommt und auch nach dem Westen hin weiter verbreitet ist. Diese Liane tritt gemeinsam mit einer anderen, einer Parameria-Art, im Uaria-Gebiet auf. Nach den bisherigen Fest- stellungen kann durchschnittlich mit 2 bis 3 Lianen per Hektar gerechnet werden. Als Durchschnitts- ertrag dürften nach Angaben Schlechters für eine Parameria-Liane etwa ½ bis 3/4 Pfund Kaut- schuk angesehen werden, während man bei der Ficus-Art durchschnittlich auf über ein Pfund Ertrag Erwähnenswert ist ferner, das häufige Vorkommen einer Dipterocarpaceen-Art, die ein offenbar brauchbares Dammarharz liefert. Falls das Harz sich als brauchbar er- weisen sollte, können große Mengen davon in diesem Gebiete gesammelt werden.