W 1061 2#r% Spezialmaschinen für die Gewinnung und Be- arbeitung z. B. von Hanf, Baumwolle, Kautschuk wurden bisher von England und Anmerika be- zogen. Bei dem hohen Stand der deutschen Maschinen- industrie war es aber nur eine Frage der Zeit, auch den Bau dieser Maschinen aufzunehmen; die Erfolge können als recht günstig bezeichnet werden. So liefert die deutsche Industrie jetzt auch Sägen- gins und Walzengins, die früher vom Auslande bezogen werden mußten. Ein Gebiet, auf dem die deutsche Industrie die ausländische, englische, spanische, mexikanische und amerikanische Fabrikation schon überflügelt hat, ist die Herstellung von Hanfgewinnungs- maschinen. Die deutsche Neu-Corona-Maschine ist heute wohl unbestritten das beste zur Zeit gebaute System. Die zur weiteren Ausbereitung der Baumwolle sowohl wie des Hanfes dienenden Maschinen werden ebenfalls in konkurrenzfähigen Systemen gebaut. Ein ganz neuer Industriezweig ist die maschi- nelle Aufbereitung der Olpalmenfrüchte. Die auf der diesjährigen Fachausstellung des Komitees vorgeführten Maschinen sind zum Teil von einer Gesellschaft zur Ergänzung ihrer Anlage in Kamerun übernommen, je eine komplette Anlage für Togo und Kamerun bestellt. Weitere Gesellschaften be- absichtigen die Aufstellung solcher Anlagen. Es besteht kein Zweifel, daß bald ähnlich den Baumwoll- Entkörnungsanlagen ein ganzes Netz solcher maschi- neller Anlagen die Olpalmendistrikte Westafrikas überziehen wird. Auf dem Gebiete der maschinellen Aufbereitung der Olpalmenfrüchte ist die deutsche Industrie nahezu konkurrenzlos. Spezielle koloniale Ausführungen sind noch die Trockendarren für Kopra und Kakao; auch hierin ist die deutsche Industrie durchaus leistungs- fähig. Die Aufbereitung des Kautschuks auf maschi- nellem Wege ist noch nicht zum Abschluß ge- kommen. Meistens werden jetzt noch Waschwalz- werke zum Reinigen des Kautschuks verwendet. Solche Kautschukwalzwerke liefert die deutsche Industrie, Instrumente zum Anzapfen werden auch teilweise durch die deutsche Industrie her- gestellt; doch ist hierin die englische Fabrikation noch maßgebend. Bedeutungsvoll kann für die deutsche Industrie auch die Herstellung von Maschinen und Apparaten zur Gewinnung äthe- rischer Ole, Gerbstoffe usw. werden, ein Gebiet, auf dem schon gute Anfänge gemacht sind. Die Einführung maschineller Betriebe in den Kolonien nimmt von Jahr zu Jahr zu, da der fortschreitende Bau der Eisenbahnen neue Gebiete erschließt und überhaupt für viele Betriebe erst die Unterlagen schafft. Beachtenswert ist die er- heblich gesteigerte Einfuhr von Dampfpflügen, welche jetzt ausschließlich nur aus Deutschland erfolgt. Kolonialwirtschaftliches Archiv. In dem vom Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee seit 1. Juli zur freien Benutzung eingerichteten Archiv (Unter den Linden 43) sind die Denk- schriften, Prospekte, Geschäftsberichte und sonstigen Veröffentlichungen von nahezu allen bestehenden Kolonial-Unternehmungen gesammelt worden. Die in der Tages= und Fachpresse erscheinenden Be- richte jeder Art über koloniale Gesellschaften werden ebenfalls gesammelt und tragen dazu bei, sich ein möglichst objektives Urteil über die Unternehmungen zu bilden. Bis heute sind in dem Archiv 341 Ge- sellschaften, Aktiengesellschaften, Deutsche Kolonial-= gesellschaften und Gesellschaften m. b. H. auf- genommen worden. Außerdem ist dem Archiv eine Abteilung für Kolonialwerte angegliedert worden, in welcher die regelmäßigen Berichte derjenigen Bankinstitute, die dem Handel in Kolonialwerten besonderes Interesse schenken, so- wie die in den Tagesblättern erscheinenden Notierungen für Kolonialwerte gesammelt werden. Der weitere Ausbau des Archivs soll sich auf die Sammlung von Material über Kautschuk und andere wichtigere Kolonialprodukte erstrecken. Mit fortschreitender Zeit wird das Archiv an Be- deutung gewinnen und ein getreues Bild der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Kolonien geben. —..— Aus dem „Tropenpflanzer“. Das Novemberheft des „Tropenpflanzer" bringt an erster Stelle einen Bericht von Dr. Vageler- Königsberg über die Bodenverhältnisse der in letzter Zeit viel genannten Mkattasteppe in Deutsch-Ostafrika. Diese in der Zusammensetzung ihrer Böden äußerst abwechslungsreiche Ebene, welche zur Zeit von einer Expedition des Kolonial= Wirtschaftlichen Komitees genauer auf ihre Be- wässerungsmöglichkeit untersucht wird, scheint nach den vorläufigen Untersuchungen Vagelers auf dem Westufer des Mkattaflusses gute Aussichten für Bewässerung zu bieten, während auf dem Ostufer die Aussichten weniger günstig sind. Vor allzu großen Erwartungen bezüglich einer Baumwoll= Großkultur in der Mkatta-Ebene glaubt Vageler wegen des unzuverlässigen Regenfalles warnen zu müssen, während er die Tabakkultur für aussichts- voller hält. Die Briefe „Aus Indiens Kolonial- Technik“ von Dr. Röder-Heidelberg werden fortgesetzt. In einem Kapitel „Die Wohlgerüche Indiens"“ macht der Verfasser über die einfache Herstellungsart indischer Parfüme interessante An-