W 1098 c Versuchsarbeit Bewundernswertes leistet, um die relative Ergiebigkeit des Bodens zu erhöhen: es ist der Mangel an Kapital und geeigneten Arbeits- kräften, der es mir zweifelhaft erscheinen läßt, ob wir in der nächsten Zukunft eine beträchtliche Vergrößerung der Produktion oder eine befriedi- gende Abnahme des Preises erleben werden. Nun ist Baumwolle ein Stoff, ohne den wir nicht auskommen können, deun sie liefert die Kleidungs- stücke für die am wenigsten bemittelten Volks- klassen. Daher ist es unsere Pflicht und Schul- digkeit, danach zu trachten, daß wir diejenige Menge von Baumwolle, die wir von den Ver- einigten Staaten nicht beziehen können, aus anderen Gebieten erhalten. Diese Erwägung hat natürlich unsere Auf- merksamkeit schon vor längerer Zeit auf unsere afrikanischen Kolonien gelenkt, und sowohl in England wie in Deutschland haben sich Komitees gebildet, um die Baumwollkultur in Afrika zu fördern. Ihnen allen sind wohl die ausgezeich- neten Leistungen der British Cotton Growing Association von Manchester hinlänglich bekannt, einer Vereinigung, an der auch eine Anzahl hier anwesender Herren beteiligt ist. Das Deutsche Kolonial-Wirtschaftliche Komitee anderseits hat bei seiner letzten Sitzung vor etwa vierzehn Tagen eingehende, auf den Stand der Baumwollproduktion in den deutschen Kolonien bezügliche Ziffern gegeben. Wenn nun auch der Fortschritt nicht so bedeutend ist, daß er in dieser wichtigen wirtschaftlichen Frage einigermaßen ins Gewicht fallen könnte, so sind doch die Ziffern entschieden ermutigend. Noch 1901 führten wir nicht einen einzigen Ballen Baumwolle aus Deutsch-Ostafrika aus. Im Jahre 1908 exportierten wir dagegen 3000 Ballen. Sie wissen, daß die in Ostafrika wachsende Baumwolle der ägyptischen Varietät angehört und eine sehr gute Faser liefert. Der Vorteil beim Einkauf sowohl englischer als auch deutscher Kolonial-Baumwolle besteht noch dazu in der ausgezeichneten Verpackung der Ballen, die in den Vereinigten Staaten aus für mich unbegreiflichen Gründen von sehr minderwertiger Qualität ist, was zu einem großen Material= und Geldverluste sowohl für den Käufer als auch für den Verkäufer führt. Im laufenden Jahre haben wir in Ostafrika nicht weniger als 17 mittelgroße und kleine, von Europäern geleitete Pflanzungen mit insgesamt 10 000 Acres, und 24 größere Pflanzungen mit zusammen 8000 Acres bepflanzt mit Baumwolle in Zwischenkultur mit Manihot und anderen tropischen Pflanzen. Außerdem sind noch 12 große Pflanzungen in der Entwicklung begriffen, die einen Flächenraum von zusammen 220 000 Acres haben. Diesen Flächenraum haben sich deutsche Spinnereibesitzer gesichert. Sie sind jetzt bemüht, die sehr ansehnlichen Pflanzunger allmählich zu entwickeln, und es wird immerbm noch geraume Zeit dauern, ehe diese alle pro- duktiv sein werden. Daneben gibt es aber noch eine Anzahl von Distrikten in Ostafrika, wo dir Eingeborenen schon Baumwolle vor der Ankum der Europäer gebaut haben, und wo sie das sont noch tun, gefördert von dem Kolonial-Wirtschaft- lichen Komitee, das ihnen einen festen und aus- reichenden Preis von etwa 1½ d auf 1 Plund Saatbaumwolle garantiert. Selbst wenn dirier Preis sich als zu hoch erweisen sollte — er kommt etwa 7 d pro Pfund Lintbaumwolle frei Enropa gleich — so denke ich, muß man die Politik doch fortführen. In Togo hat die Produktion eben- falls zugenommen, und zwar ist sie nach Mu- teilungen der Deutschen Togogesellschaft von 1200 auf 2200 Ballen gestiegen. Da wir jetzt in Togo Eisenbahnen weiter nach Norden bauen, werden voraussichtlich mehr produktive Gebiete erschlossen werden können. Dasselbe wird in Kamernn ge- schehen, wenn die Nordbahn im nächsten Jahre ihren Endpunkt erreicht, nachdem sie den Wald gürtel, in dem kein für Baumwolle geeignete= Land vorhanden ist, durchquert haben wird. Aber so hoffnungsvoll dies alles auch erscheinen mag, so ist damit doch noch lange nicht genug erreicht. Es ist in Wirklichkeit sehr, sehr wenig. Verglichen mit dem jährlichen Weltverbrauch von emwo 16 Millionen Ballen, ist es sogar nicht ganz leicht, die richtige Dezimalstelle für diese Pro- duktion im Verhältnis zum Weltverbrauch sofort zu treffen. Aber meine Ansicht geht dahin, dar in so großen Gebieten, wie sie diese. englischen und deutschen Besitzungen darstellen, andere. neue Landstriche für einen vermehrten Aubau erschlossen werden können. Kann man in einem Land 5000 Ballen anbauen, so liegt kein Grund vor, warum nicht hundert Mal so viel sollten gebaut werden können, wenn genügend Flächen- raum vorhanden ist, besonders wenn man tüchnge Arbeitskräfte hat, und wenn die Arbeiterfrage richtig organisiert ist. Letzteres ist die Hauphache. In Deutsch-Ostafrika sind sieben Dampfpfluge tätig, und es werden noch mehr dorthin gejandt werden. Das ist natürlich notwendig infolge der Tsetsegefahr, eines Ubels, das wir zu bekämpfen haben, und das verschwinden muß. Die Re— gierungen beider Länder haben bisher die Löjung dieser durchaus unvermeidlichen Frage bereiwillis zu fördern gesucht, und ich gebe mich der festen Hoffnung hin, daß sie sich dazu verstehen werden, noch mehr Geld dafür herzugeben. Aber der Anbau von Handelsartikeln ist eine Sache, weiche mehr die kaufmännischen Gemeinschaften angebtl. in der Hauptsache wird es den Kaufleuten umd Spinnereibesitzern Ihres und meines Landes vor