95 e2e. geborenen durch Waffen-, Munition= und Schnaps- verkauf freundlich zu stimmen wußten. Zu Anfang dieses Jahrhunderts versuchten die Portugiesen sich weiter auszudehnen und auch die östlich des Kunene wohnenden Häuptlinge zu unter- werfen. Die Niedermetzelung einer portugiesischen Erxpedition 1904 und die 1907 folgende Straf- erpedition im östlich des Kunene gelegenen Ambo- lande geben hiervon Zeugnis. Nunmehr mußte die deutsche Verwaltung eingreifen, wenn sie nicht ihr Ansehen bei den Ovambos schädigen wollte. Anfang 1908 befahl deshalb Gouverneur v. Schuck- mann dem damaligen Hauptmann Franke, aber- mals das Amboland zu bereisen, um die Häupt- linge zu bewegen, sich der deutschen Schutzherrschaft zu unterstellen. Major Franke wurde, wie früher berichtet, in trefflicher Weise dieser Aufgabe gerecht.“) Unter tätiger Mitwirkung der Missionare Rautanen und Wulfhorst war der Erfolg seines Zuges, daß sich zu Anfang des Jahres 1908 die Häuptlinge des deutschen Interessengebiets mit ihren Stämmen unter deutschen Schutz stellten und die Oberhoheit des Kaisers anerkannten. Diesen Einfluß muß das Deutsche Reich sich unter allen Umständen erhalten, nicht mit Waffen= gewalt, sondern durch friedliche Einwirkung. Die bisherigen Erfahrungen in der Eingeborenenpolitik lehren, daß bei der farbigen Bevölkerung in erster Linie die Persönlichkeit des betreffenden Kommissars mitspricht. Aufgabe des Kommissars wird es sein, sich dauernd des Einflusses auf die Ovambohäupt- linge zu sichern, die als unumschränkte Herren über Leben und Eigentum ihres Stammes für die Haltung des gesamten Volkes ausschlaggebend seiiiwerden. In den finnischen und rheinischen Mi ’nnaren wird ein Resident stets gute Stützen und Ratgeber haben. seher die Bepflanzungsmöglichkeit des Ambo- landes ist man vorläufig noch zu keinem ab- schliebenden Urteil gekommen. Sicher ist auf jeden Fall, daß Tabak und Baumwolle eine Zu- kunft haben. Wie oben erwähnt, ist Viehzucht sehr rentabel, Pferdezucht weniger, da die Pferdesterbe in ein- zelnen Teilen des Landes fast das ganze Jahr hindurch wütet. *) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1908, S. 1152. Die Besiedlungsfähigkeit mit Weißen ist vor der Hand nicht ratsam; sie wird einstweilen auch nicht in Frage kommen, weil die klimatischen Ver- hältnisse äußerst ungünstig sind. Das Amboland ist tropisch; mithin kann in diesem Lande die körperliche Arbeit nur von Eingeborenen verrichtet werden. Der Wert des Ambolandes liegt in seinem eingeborenen Arbeitermaterial, das für den mittleren und südlichen Teil der Kolonie von unschätzbarem Wert ist. Für die fortschreitende Besiedlung und die schnelle Entwicklung des Bergbaues reichen die Überreste der Herero und Nama-Bevölkerung bei weitem nicht aus, so daß die Arbeiterfrage nur durch Heranziehung der Ovambostämme ge- löst werden kann. Schon wandern die Ovambos allmonatlich zu Hunderten herunter in den Süden, um Arbeit zu suchen. Einstweilen zwingen die Kapitäne sie aber noch nach einem gewissen Zeit- raum — etwa nach einem halben Jahre — zu- rückzukehren, um ihren Verdienst abzuliefern. Dies ist für die Arbeitgeber natürlich äußerst störend. Hier wird also einzusetzen sein, um durch ver- ständige Einwirkung auf die Kapitäne den Ovambo- arbeitern einen längeren Urlaub zu erwirken. Große Aufgaben, die mit den wirtschaftlichen Fragen des Schutzgebiets eng verknüpft sind, harren im Ovambolande noch ihrer Lösung. * * * Zu den Bildern. 1. Die Ruine liegt in dem von Nechale (c annektierten Gebiet der Landschaft Ondonga. Sein Bruder Kambonde, der rechtmäßige Herrscher, war ohnmächtig gegen den grausamen, verschlagenen Ge- walthaber, der bis zum Tode selbständig neben dem Häuptling des Landes regierte. In der Geschichte der Kolonie bleibt der Name Nechale ebenso unvergessen, wie die kleine Heldenschar deutscher Reiter von der einsamen Station Namutoni, welche Nechales Bande beim Uberfall im Jahre 1904 mit blutigen Köpfen heimschickte. Der alte Missionar Rautanen, der Präses der finnischen Mission in Amboland, der dort fast ein halbes Jahrhundert seines Amtes waltet, ist uunmenschlich von Nechale gepeinigt worden. Aber auch die schwersten Prüfungen vermochten das Gottvertrauen des präch- tigen Mannes nicht zu erschüttern. In voller Kraft, mit ungebengtem Mut steht er noch heute aufrecht, voller Hoffnung auf bessere Zeiten für jenes Land, welches ihm zur zweiten Heimat geworden ist. Im Vordergrunde des Bildes erblickt man ein Kornfeld. Die Bäume tragen eßbare Früchte. 2. Links steht die Kirche, am Kreuz auf dem Dachfirst erkennbar. Das Hauptgebäude in der Mitte