W 188 20 Sie alles, was Sie bei der Bereisung der einzelnen Gegenden an natürlichen Schätzen des Landes und an geschaffenen Werten gesehen haben, in Form von Ein- zelbeschreibungen der betreffenden Gegend niederlegen. Im einzelnen werden Sie hierbei die Bevölkerung, die Bodenverhältnisse, den Pflanzenwuchs, den Acker- bau, und den Viehstand schildern müssen. Diese Auf- zeichnungen werden Sie in die Lage setzen, mit Sicher- heit den Weg zu bestimmen, den Sie einschlagen müssen, um den Wohlstand Ihres Bezirkes zu heben; dadurch, daß Sie die Früchte Ihrer langjährigen Be- obachtung des Landes auch Ihren Nachfolgern zu- gänglich machen, ersparen Sie diesen den Verlust der Zeit, die jeder Neuankömmling in einem Lande damit verliert, daß er sich zuerst zurechtfinden muß. Um Verbesserungen an althergebrachten Anbau- methoden auszuprobieren, ebenso aber auch um den Nutzen dieser oder jener noch wenig bekannten Kultur vor Augen zu führen, werden Sie Versuchsfelder an- legen. Diese sind ausschließlich für einjährige Pflan zen bestimmt; es wäre falsch, sie nur bei Ihrem ständigen Wohnort zu errichten; sic müssen vielmehr an allen wichtigen Plätzen Ihres Bezirkes, soweit möglich auch an solchen Orten, an denen Eingeborene in größerer Anzahl zusammenkommen, und an Pauptverkehrswegen angelegt werden, um die Aufmerksamkeit der Ein- geborenen auf sie zu lenken und die Eingeborenen dazu zu bringen, gleichfalls Versuche zu machen. Hierzu werden Sie der Mitwirkung klügerer Häupt- linge bedürfen, die Verständnis für die Vorteile zeigen, die ihnen aus der Befolgung der erteilten Anweisungen erwachsen. Insbesondere möchte ich Sie noch auf die Bedeu- tung des Anbaus von Baumwolle, nicht weniger aber auch des von Lebensmitteln wie Mais, Erdnüsse, Maniok, Jams usw. für Dahomey aufmerksam machen. Abgesehen davon, daß sie für die Eingeborenen die Hauptnahrung bilden, haben manche von ihnen bereits als Ausfuhrware eine gewisse Bedeutung erlangt. Mit anderen interessanten Nutzpflanzen, die in der Kolonie mehr oder weniger noch unbekannt sind, werden Sie Versuche anstellen; hierher gehören Reis, Rizginus, Sesam und Indigo. Diese Versuche müssen vorwicgend nach praktischen Gesichtspunkten gemacht werden. Sie werden anstreben müssen, den Einge- borenen recht augenfällig die Vorteile vorzuführen, die sie von einer guten Bearbeitung des Bodens, aus- reichender Düngung, sachgemäßer Pflege und Behand- lung der Pflanzen und mehrjähriger Wechselwirtschaft haben. Von den in Betracht kommenden Pflanzen, mögen sie nun wild wachsen oder in Pflege genommen sein, hat die Olpalme, die wichtige Auofuhrprodnukte liefert, in erster Linie Anspruch auf Ihre Ausmerksamkeit. Eine sachgemäßere und gründlichere Ausbentung ihrer Früchte, ihre zweckmäßigste Pflege und Bewirtschaf- tung, die Kenmunis der verschiedenen Arten unter dem Gesichtopunkt, welche am meisten Ol liefert, die Unter- drückung der Grasbrände auf dem mit Palmen be- pflanzten Gelände sind die Aufgaben, deren Lösung Sie Ihre ganze Sorgfalt zuwenden müssen. Der Rolabaum, die Rokospalme, die Stautschukarten, der Sisal verdienen ebenfallos Ihre Beachtung. Sie werden bestrebt sein, Neunanlagen solcher Pflanzungen ins Leben zu rufen, sei co für Eingeborene, die sich freiwillig damit befassen wollen, sei es auf Kosten des Staates und unter grösßtmöglicher Ansnutzung von Strafarbeitern, zu deren Gestellung ich die Herren Administrateurs ermächtigt habe, vorausgesetzt, daß Gelegenheit vorhanden ist, die Sträflinge so sicher zu bewachen, daß sie nicht entfliehen können. Bei der Auswahl dieser Leute ist nicht allein der Gesichtspunkt maßgebend, daß die Gefangenen ohne Gefahr außerhalb des Gefäugnisses verwendet werden können, sondern es sind auch in erster Linie solche Leute heranzuziehen, die das größte Geschick zeigen. unsere Pflanzungsmethoden sich anzueignen und die Kenntnisse, die sie durch eigene praktische Arbeit sich erworben haben, zu ihrem Nutzen weiter zu ver- werten. . Ein ernsthaftes Studium des Schibaumes und Versuche, aus ihm den besten Nutzen zu ziehen, sind gleichfalls von Wichtigkeit; in Nigerien besteht bereits ein lebhafter Ausfuhrhandel mit Produkten aus diesem Baum. Die Wichtigkeit der Erhaltung des Waldbestandes der Kolonie wird Ihnen nicht entgangen sein; es ist Ihre Aufgabe, jede mißbräuchliche Abholzung der be- stehenden Wälder zu verhindern. ¾Übertretungen der Vorschriften wollen Sie gleichzeitig den Bezirksoleitern und Ihren eigenen Vorgesetzten anzeigen, damit Be- strafung sicher eintritt. Lebhaft werden Sie sich auch mit der Frage der Aufforstung beschäftigen müssen, die von außer- ordentlicher Wichtigkeit ist für viele Gegenden, dic in der Trockenzeit unter Wassermangel leiden und infolge Abwaschung der oberen Erdschicht unfruchtbar sind. Auch die Förderung der Viehzucht gehört in Ihren Wirkungskreis. Die Verbesserung der einheimischen Rasse des Groß= und Kleinviehs durch Zuchtwahl oder Kreuzung, dic sachgemäße Fütterung der Tierc, die Verwendung des Rindviehs als Zugtiere und für Transportzwecke, die Steigerung des Milchertrages. die Mästung zu Schlachtzwecken werden in dem Maße fortschreiten, als Sie ihnen Ihre Aufmerksamkein schenken. In Ihren Versuchsgärten und landwirtschaftlichen Stationen werden Sie nur diejenigen Arbeiten vor- nehmen lassen, deren Ausführung Sie persönlich über- wachen müssen: Pflanzgschulen, vergleichende Beob- achtungen und Versuche zur Verbesserung interessamer Pflanzgenarten, Einführung fremder Pflanzen, Haltung von Zucht= und Arbeitstieren usw. Ferner werden Sie in kleinerem Umfang metcoro- logische Beobachtungen anstellen, die Sie befähigen werden, zahlenmäßige Angaben über die Haupteigen- tümlichkeiten des Klimas Ihrer Gegend zu machen. Anderseits wird es sehr nützlich sein, wenn Sie Ihre Mußezeit dagu benutzen, botanische, faunische und gev- logische Sammlungen aus Ihrer Gegend an zulegen. Endlich werden Sie dafür Sorge tragen. so of#t Sie können, möglichst genaue Statistiken aufzustellen über die landwirtschaftliche Produktion Ihres Bezirker, über die Zahl des Viehes, den Ab= und Zugang unter Angabe der Zahlen und des Wertes und über dic auf den Märkten hauptsächlich vertretenen Lebensmittel. Diese letzteren Angaben werden für die Raufleme wertvoll sein. 2. Anterordnungsverhältnisse der Agenten zu ihren Chefs. Nach Artikel 3 der VUerfügnng vom 6. Dezember 1905 ist das Personal des Serrice de I'’Agriculture ceinem C'hef de Servise unterstellt, der direkt dem Gouverneur der Kolonie untersteht. Der Chef de Service unterbreitet dem Lieutenaut- Gonverneur, nachdem er sich mit dem Secrutairt- geinéral über die zur Verfügung stehenden Mittel ver- ständigt hat, alle wichtigeren Berichte und Eui- würfe über landwirtschaftliche Unternehmungen und Arbeiten und alle Personalfragen seines Departemente.