W 231 2e0 Sand, auf die unsere Kamele auf den Knieen hinaufkletterten; auf der Abstiegseite traten sie den Sand ab. Hierbei, wie auf dem Marsch auf den schmalen Spitzenkämmen, kamen die Kamele öfters zu Fall. Sie mußten dann abgesattelt und der Boden mußte abgetreten werden, um den Kamelen eine möglichst wagerechte Flüche zum Aufrichten und Aufstehen zu geben. Während bei den mit Stechgras bewachsenen Dünen im allgemeinen Dünen und Dünentäler in der Richtung von Nordnordwest nach Südsüdost zogen, war im Flugsand eine bestimmte Richtung nicht erkennbar. Es herrschte ein wildes Durcheinander von Dünen und Kesseln. Nach zwölfstündigem Marsch trafen wir am 13. August in Hauchab ein. Um zu der Wasser- stelle Harus (Rietgras) zu gelangen, mußte ein Paß überschritten werden, der bis zu seiner Höhe mit Flugsand bedeckt ist und zu einer von Bergen eingeschlossenen, nach Nordwest offenen kleinen Fläche führt. Nach Überschreiten der Fläche kommt man an der westlichen Seite in eine Schlucht, in der zwei Quellen mit leicht brackigem Wasser liegen. In der Schlucht und an ihrem Ausgang wächst etwas Gras, am Fuße der Berge stehen Brackbüsche. In Hauchab (Plattklippe) fanden wir Leute, die in der Gegend nach Diamanten schürften. Von diesen wurde die Wasserstelle Mios genannt und als das sagenhafte „Paradies“ bezeichnet. Der Irrtum wird wohl dadurch entstanden sein, daß Buschleute von Bergen erzählt hätten, die weiß seien und, wenn die Sonne hinausscheine, blendeten. Hauchab und Uri-Hauchab (weißer Hauchab) dürften vielleicht demnach als die sagen- haften Diamantberge anzusehen sein, die aber aus Quarz bestehen. An der Wasserstelle Harus fanden wir an einem Felsen Buschmannszeichnungen, mit Holzkohle gemalt, anscheinend einen Mann und Pfeile darstellend. Die von mir über die Be- deutung befragten Buschleute gaben an, daß es Spielereien von Buschmannskindern seien. Auf dem Marsche mußte bei Dunkelheit alles aufgeschlossen bleiben, weil bei dem Uberklettern und Umgehen der Dünen leicht der Anschluß ver- loren gehen konnte. So war einmal nur für kurze Zeit durch ein hingefallenes Kamel die Verbindung verloren gegangen. Ein Leuchtpistolen- signal des schließenden Unteroffiziers benach- richtigte die Spitze, die mit einem Signal ant- wortete. Es wurde gehalten und bis Tages- anbruch gewartet. Trotz der nur kurzen Ent- fernung der beiden Trupps war eine Augen- verbindung nicht möglich, und da die Spur während der kurzen Pause bereits verweht war, mußte ich Eingeborene auf hohe Dünen schicken, um die Verbindung wiederherzustellen. Während der Dunkelheit waren wir nach den Sternen marschiert und richteten uns jetzt nach Kompaß und Sonne. Am Morgen des 14. kamen wir an ein etwa 3 km breites Dünental, das von Nordwest nach Südost führte. Hier stellten die Buschleute fest, daß wir während der Dunkel- heit zu weit südlich gekommen waren. Wir folgten dem Tal nach Nordwesten und machten halt, um uns von einer hohen Düne aus zu orientieren. Hier hatten wir den ersten Blick auf das Meer, von dem wir durch einen etwa 7 km breiten Dünengürtel getrennt waren. Im Nordwesten zeigte der Buschmann einige Kuppen, hinter denen die Wasserstelle am Strande liegen sollte. Nach unseren Berechnungen und mit Hilfe der Karte wurde festgestellt, daß diese Kuppen die Sylvia= Höhen sein müßten. Im Osten sahen wir die Berge von Guinasib, im Südosten Hauchab. Weiter wurde festgestellt, daß der auf der Kriegs- karte östlich Oster Kliffs eingezeichnete Berg Hauchab ist, der tatsächlich aber weiter nord- östlich, als auf der Karte verzeichnet, liegt. Abends trafen wir an der Sylvia-Höhe, einem kleinen Gebirge, ein, bei dem besonders deutlich zwei Kuppen hervortraten. Hier fanden wir auch die ersten Schürffelder. An einigen Schürf- pfählen konnte man besonders deutlich das Wandern der Dünen beobachten. Die Schürftafeln zeigten das Datum des 17. Juli. Seit dieser Zeit waren Schürfpfähle frei geweht, so daß sie auf der Erde lagen; andere auf einer Düne aufgestellte Schürf- pfähle ragten nur noch mit dem oberen Teil der Tafel aus dem Sande heraus. Da die Schürf- pfähle mindestens meterhoch sein müssen, hatte sich demnach die Höhe der Düne in nicht ganz vier Wochen um etwa einen Meter verändert. Während der Nacht fanden wir hinter den 250 m hohen Bergen Schutz gegen die kalten, feuchten Winde, unter denen besonders die Kamele zu leiden hatten. Die niedrigen, an den Felsen wachsenden Büsche gaben zum ersten Male wieder Brennholz. Der alte Buschmann Kheib, der seit Gorab ein Kamel ritt, war am 13. erkrankt und am 14. gestorben; er wurde am Fußc einer Düne begraben. Da er der einzige gewesen war, der Meob kannte, waren wir jetzt ohne Führer dorthin. Die Hoffnung, daß die beiden anderen Buschleute nach seinen Beschreibungen Meob finden würden, war recht gering. Zum Glück war einem der Buschleute die Wasserstelle an der Sylvia-Höhe bekannt. Wir marschierten bei Tages- anbruch nach dem Strande, wozu wir trotz der kurzen Entfernung noch etwa zwei Stunden brauchten. Die letzte Düne fällt nach dem Meere zu steil ab, ist etwa 60 m hoch und besteht aus