W 325 20Ö Kameruns, besonders aber die Algenvegetation seiner Meeresküsten zu erforschen. Er sammelte der Reihe nach an den Plätzen Viktoria, Dikollo, Kribi, Groß-Batanga, Bodje, Campo, Elabe-Ilende, Nkolebunde und Maneman zji, suchte also methodisch das ganze Küstengebiet von Viktoria bis zum äußersten Süden ab und brachte dabei eine Kollektion von rund 1000 Nummern zusammen. Es befinden sich darunter gegen 150 Meeresalgen, die meist durch Dredgezüge erbeutet wurden. Sie wurden in Formol konserviert und dadurch in einen Erhaltungszustand versetzt, der ihre sichere Be- stimmung ermöglichte. Da Westafrika in bezug auf die Algenvegetation seiner Küsten so gut wie unbekannt war, läßt sich schon jetzt sagen, daß das erzielte Resultat höchst wertvoll und erfreu- lich gewesen ist. Viele Arten stellten sich als neu für die Wissenschaft heraus, bei anderen ergab sich eine überraschende Übereinstimmung mit westindischen Arten. Die Expedition selbst brach Mitte November 1908, nachdem Herr Riggenbach zu ihr gestoßen war, von Jabassi aus ins Innere auf. Sie wandte sich zunächst nach Norden zum Manen- gubagebirge, umkreiste dieses und hielt sich an den östlichen Ausläufern der anschließenden hohen Gebirgsketten, über Bare, Mbo, ÖDschang, Babadju und Bamenda marschierend, bis zu den Kumbobergen. Sie bewegte sich dabei meist in Höhenlagen zwischen 1200 und 1800 m, be- stieg aber auch einige Gipfel, die sich als 2000 bis 2300 m hoch erwiesen und eine äeußerst interessante Flora darboten. Nunmehr ostwärts wandernd, erreichten die Reisenden Anfang Januar 1909 die Banjo-Station. Nach Über— schreitung des 6. Breitengrades war im Charakter der Vegetation, die bis dahin immer noch Anklänge an die Urwaldregion der Küstenbezirke gezeigt hatte, eine Wandlung eingetreten. Man hatte die typischen Graslandschaften Adamauas erreicht und verblieb in diesen bis Garua, dem Ziel- punkt der Expedition. Ein längerer, bis Mitte März sich hinziehender Aufenthalt im Banjo-Bezirk, der schon wegen Verpackung und Heimsendung der bis auf 2600 Nummern angewachsenen Pflanzensammlungen nötig war, wurde zu einem Vorstoß noch weiter nach Osten bis Tibati verwendet. Nach Wiederaufnahme der nördlichen Route gelangte man auf dem durch von Stetten er- schlossenen Wege über Jakuba, den Mao Jim und Dodo nach Kontscha, wobei der 1420 m hohe Paß Tschape zu überschreiten war. In Garua traf die Expedition am 4. April ein. Mit der Station als Basis wurde noch vor Schluß des Monats eine Reise südlich zum Ssari-Ge- gebirge angetreten über Alhadschin-Galibu bis zum Posten Ssagdje marschiert, dann ost- wärts zum Benue abgebogen und dem Lamido in Rei-Buba ein Besuch abgestattet. Auf dem Wasserwege kam man nach Garua zurück. Ein weiterer Abstecher brachte die Reisenden westlich bis zur englischen Grenze. « Herr Riggenbach trennte sich nun von Leder— mann, nahm alle bis dahin zusammengebrachten Sammlungen mit sich und fuhr auf dem Benue zur Küste, während Ledermann am 10. September den Rückmarsch zu Fuß antrat. Eine 88-tägige Wanderung, die durch die eingetretene Regenzeit und Überschwemmung aller Flußtäler sehr be- hindert war, ließ ihn erst am 8. Dezember wieder nach Duala gelangen und nötigte ihn, zur Wiederherstellung seiner infolge der überwundenen Strapazen erschütterten Gesundheit noch vier Wochen auf Teneriffa zu bleiben. Wenn er sich entschloß, den Rückmarsch auf ungefähr demselben Wege wie den Hinmarsch zu machen, so war dafür die Erwägung maßgebend, daß er dadurch die gleichen Gegenden unter völlig veränderten Verhältnissen wiedersah, daß er neben den in der Trockenzeit blühenden oder fruchtenden Pflanzen jetzt auch die Vegetation auf der Höhe ihrer Entwicklung kennen lernte. Der Rückmarsch brachte ihm noch 1500 Nummern blühender Gewächse ein und, wie sich zeigt, ganz anderer, als die Hinreise geliefert hatte. Ledermann hat eine reiche, mustergültig präpa- rierte und etikettierte Sammlung heimgebracht. Sie umfaßt 6500 Nummern, ist fast ausnahms- los in einem Zustande, der die Möglichkeit ihrer Bestimmung gewährleistet und bietet eine brauch- bare Grundlage zur Beurteilung der Vegetations- verhältnisse eines weit ausgedehnten Gebietes dar. Obgleich ihre Bearbeitung naturgemäß ein bis zwei Jahre beansprucht, läßt sich doch schon jetzt erkennen, daß sie eine Fülle neuer Gattungen und Arten bringen und damit dem Ausbau des natürlichen Pflanzensystems von großem Nutzen sein wird. Aber auch nach der praktischen Seite ist sie von Bedeutung. Gewissenhaft geführte Tagebücher, Aufzeichnungen über alle am Wege zur Beobachtung gekommenen Pflanzenformationen und Kulturen der Eingeborenen, Augaben über eine etwaige Verwendung der ausgenommenen Gewächse, pflanzengeographische Skizzen und Photographien, die der Sammlung beigegeben sind, legen davon Zeugnis ab, daß Herr Ledermann bestrebt gewesen ist, nicht nur der reinen Wissen- schaft zu nützen, sondern auch die wirtschaft- lichen Verhältnisse des durchwanderten Gebiets erläuterndes Material zu gewinnen. 75