G 327 20 unangenehm. Ohne größeres Gepäck, mit pein- lich genauer Benutzung der Ebbezeiten, bei Vor- legen von Proviant und Wasser kann man na- türlich auch diese Tour glatt erledigen. Ich ging von Meob mit zwei Pferden und einem zuver- lässigen Hottentotten, der sich bewährt hatte, an die Reise. Nach Osterklipp hatte ich Hafer ge- legt, auch für Wasser (Kondensator) sorgen lassen. Leider hatte ich nicht vorsorgen können, von Sylvia-HLügel eventuell ins Innere zu gehen, denn gerade dieser Punkt bot mir ungemein über- raschendes und hat mich geologisch reichlich für die Unannehmlichkeiten der Reise entschädigt. Von Osterklipp ab mußte ich leider meine Reise nach Lüderitzbucht beschleunigen, da die beiden Pferde anfingen, bedenklich schlapp zu werden. Sechs Wochen nur Hafer, der überdies beim Landen durch Seewasser gelitten hatte, jede Nacht Nebel, der sogar durch den Schlafsack dringt, eine Kälte, welche die Tiere ganz klamm und krumm zieht — das alles arbeitet die armen Kreaturen mächtig herunter. Vor Sylvia-Hügel, ungefähr bei Schwarze- Kuppe (auch Noas-Kuppe genannt), beginnt die sehr abwechselnde Fundamental-Gneisformation den eintönigen kristallinen Schiefern Platz zu machen, die mit dentlichem Nord-Süd-Streichen und wechselndem flacherem oder steilerem Einfallen nach Westen die Fundamental-Gneise ganz deut- lich überlagern. Letztere scheinen nach den kärglichen Beob- achtungen, die man machen kann, sich an das Conception-Meob--Granitmassiv anzuschließen, eine Beobachtung, die hervorragend mit meinen Beob- achtungen am östlichen Namibrande Überein- suammt. Der Strand wird auf dieser Strecke vielfach von nordsüdlich verlaufenden Diabasgängen ge- bildet, die sich unter dem Einfluß der Brandung in ein ganz übles Haufwerk abgerundeter aalglatter Kopfklippen zersetzt haben, über dem der Meeres- schaum oft meterhoch liegt. Da die Brandung vielfach direkt auch kleine, bis ein Meter breite und drei bis vier Meter tiefe Schluchten ins Gestein bis an die steilen Dünen ge- fressen hat und der Weg am Fuß der Tünen selbst nicht passierbar ist, so kann man sich bisweilen nur unter großer Anstrengung mit den zitternden und nervösen Tieren vorwärts arbeiten. Ganz auffallend ist die zuweilen enorme Steil- heit der Dünen: Bei sehr tiefen Ebben wird eine Tüne bis ans Wasser vorgebaut; die Flut reißt dann immer mehr vom Fuße ab, bis schließlich nach der Springflut eine völlig senkrechte Mauer stehen bleibt, die sich natürlich dann durch Nach- stürzen der Sandmassen etwas verflacht. Ich selbst passierte eine zur Zeit hundertfünfzig Meter lange, zehn Meter hohe, völlig senkrechte Dünen- wand, deren abrieselnde Sandmassen das Passieren in nächster Nähe direkt lebensgefährlich machten. Über diesen kristallinen Schiefern, die übrigens meistenteils in Gestalt von Quarziten, quarzitischen Schiefern usw. zutage treten, erhebt sich nun der Sylvia-Hügel in seiner blendenden Weiße bis zu einer Höhe von einigen achthundertfünfzig Fuß (nach meinem nicht ganz zuverlässigen Aneroid). Am Fuße dieses imposanten Hügel- massivs findet man ein ausgezeichnetes Wasser, die Wasserstelle wird bei Hochflut vom Meere überspült. Wir haben es mit Johannesburger Dolomit zu tun, mit einem ganz flach bzw. wellenförmig nach Norden gelagerten System von Kalken, Dolomiten (in allen Farben, lila, blau, weiß), Marmoren und kalkigen Schiefern. Die Schichten sind, wie zu erwarten, ungemein silizi- fiziert und entsprechen in jeder Weise den Kalken, Dolomiten usw. des Naukluftsystems. Wie wir also im Süden, bei Pomona, über unserer alten archäischen Formation die Tafelberge, eine in puncto Alter dubiöse sedimentäre Ablagerung haben (wahrscheinliches Alter black-Reef), tritt uns bei Sylvia-Hügel eine geologisch fixierte Formation entgegen, die eventuell bis in die Länge von Naukluft zu verfolgen ist. Der Dolomit ist die Wasserformation in Süd- afrika, die das große Johannesburg mit seinen Minen mit unerschöpflichem Wasser versorgt, das trotz der Überflutung bei Hochwasser nur leicht salzigen Geschmack zeigt. In dieser, bezüg- lich Atmosphärilien ungemein aufnahmefähigen, kalkigen Formation finden wir daher einen relativ üppigen, jedenfalls sehr erfrischenden Wuchs von allerhand grünen Buschsorten, die wunderbarerweise auf der Höhe des Plateaus dem rasenden Südwest- orkan trotzen. Die Formation bedeckt nach Süden zu in immer abnehmender Mächtigkeit die kristal- linen Schiefer, welche dann schließlich nördlich Spencer-Bai dem alten intrusiven Granit Platz machen. Es steht zu erwarten, daß südlich Sylvia-Hügel, insbesondere bei Osterklipp noch Quellwasser gefunden wird, wenn Wasser auch nach Süden zu immer spärlicher auftreten dürfte, da die Dolomitformation im Maße ihrer nach Süden zu abnehmenden Mächtigkeit auch die Aufnahmefähigkeit für atmosphärilische Wasser einbüßt. Nördlich Spencer-Bai setzen wieder Fundamental-Gneise mit intrusivem Granit ein, die das Gelände bis Lüderitzbucht bilden. * Sollte wirklich an dem sog. „Hottentotten- paradies“ etwas sein — ich persönlich halte die Geschichte für ein recht albernes Märchen eines phantasievollen Reisenden — so würde es wohl östlich von Sylvia-Hügel in diesem Dolomit- system zu finden sein. Bei dem reichlichen Gehalt