W 330 2e kräften, und da der Proviant knapp wurde. Natürlich sind alle diese Beobachtungen für die weiter unten aufgestellte Hypothese von der Her- kunft des Diamanten von größter Wichtigkeit. Wir dürfen ganz im allgemeinen sagen, daß uns unsere Erfahrung hoffen läßt, entlang der ganzen Küste unter den Dünen, sofern sie keine Anhöhungen bedecken, auf dem anstehenden Ge- stein Diamanten zu entdecken. Wie die Diamanten dorthin gekommen sind, entzieht sich zunächst nach wie vor unserer Beurteilung, wir können da nur Vermutungen anstellen. Als jetzigen Ursprungs- ort und als Streuungszentrum der Diamanten entlang der Küste müssen wir jedenfalls die tiefer gelegenen Partien des festen Gebirges an der Küste annehmen. Osterklipp als selbständiges Streuungs- zentrum. Nördlich Spencer-Bai finden wir nur ein ziem- lich hochliegendes Hügelland. Daß vom Süden, bei so ungünstigen Terrainverhältnissen, Diamanten nach Norden geweht sein sollten, halte ich für ausgeschlossen. Ferner sind die Diamanten, die von Spencer-Bai stammen, durchweg sehr klein, 8 bis 10 gehen auf das Karat. Die Steine dagegen, die ich bei Osterklipp gesehen habe, ferner diejenigen, die ich bei der Regiestelle in Lüderitzbucht als von Osterklipp stammend stu- dierte, sind bedeutend größer und stimmen im ganzen mehr mit den Steinen der nördlichen als mit denen der südlichen Felder überein. Ich möchte daher stark bezweifeln, daß die Diamanten bei Osterklipp und nördlich vom Süden stammen sollten. Viel eher möchte ich sogar nach Norden zu wieder mehrere Streuungszentren annehmen. Jedenfalls wäre es sehr schwierig, sich vorzu- stellen, daß die Diamanten von Osterklipp aus ihren Weg über das Sylviagebirge nach Hollams- bird gefunden haben sollten, da hier die gleichen schwierigen Terrainverhältnisse bestehen wie in Spencer-Bai und Osterklipp. Gerade diese ungemein schwierigen Terrain- verhältnisse haben es wohl auch bis jetzt ver- hindert, daß wir zwischen Osterklipp und Sylvia- Hügel Diamanten in größerem Maße gefunden haben und daß von Sylvia-Hügel, die Eristenz von Diamanten daselbst habe ich nicht prüfen können, bis Hollamsbird wieder eine klaffende Lücke entsteht. Zu gleicher Zeit sagen uns aber diese eigentümlichen Verhältnisse, daß wir uns möglicherweise noch auf ÜUberraschungen gefaßt machen müssen. Wir mögen weiter im Innern ausgefegte Dünentäler treffen, wo sich der Diamant reichlich findet. Die ganzen Verhält- nisse veranlassen mich, die Möglichkeit ins Auge zu fassen, daß wir in bezug auf die nördlichen Diamantenfelder vielleicht noch gar nicht die richtigen Stellen gefunden haben. Ursprung der Diamanten. Wenn ich alle Eigentümlichkeiten unserer Felder ins Auge fasse, komme ich immer wieder auf meine alte Idee zurück, der ich schon früher Ausdruck gab, daß nämlich die Diamanten aus dem Innern des Landes stammen und an die Küste transportiert worden sind. Die ursprüng- liche Orographie des Landes wurde durch säku- lare Hebungen absolut verwischt; diese kamen zweifellos vor und finden eine neue Illustrierung an den verwischten Betten aller westlich ver- laufenden Reviere, die sich möglicherweise unfern der Küste stauten. Nachdem die Diamanten an der Küste in kleineren oder größeren Zentren angesammelt worden waren, wurden diese sekun- dären Lagerstätten mit den Dünen bedeckt. Durch die nördlich fegenden Orkane wurden die Diamantenablagerungen in ihren westlichen Teilen bloßgelegt und an diesen bloßgelegten Punkten griffen dann die Orkane ein und zerstreuten die Diamanten strichweise nach Norden. Wir dürften demnach unter den Dünen weiter ostwärts, den alten Flußbetten folgend, noch Diamanten zu erwarten haben. Gegen diese Theorie spricht, wie ich gleich bemerken will, die völlige Abwesenheit der Be- gleitmineralien des Diamanten; wir müssen mit dem gesunden Menschenverstand folgern, daß unsere Diamanten, wie alle afrikanischen, aus dem Kimberlit stammen und nicht aus einem hypothetischen anderen Gestein, welches das Fehlen der Begleitmineralien erklären könnte. Schließ- lich könnte man ja für deren Fehlen das alles zersetzende Klima unserer afrikanischen Südwest- küste verantwortlich machen. Für die Theorie würde sprechen, wenn tat- sächlich, sei es auch nur vereinzelt, in ausgefegten Tälern weiter im Junern, wie bei Osterklipp, Diamanten gefunden würden. Sehr merkwürdig kommen mir auch die vielen zerbrochenen und die punktierten Diamanten vor. Beide finden wir fast gar nicht in den südafrikanischen allu- vialen Feldern, während man umsomehr von der Unvollkommenheit unserer südwestafrikanischen Diamanten überzeugt wird, je mehr man Ge- legenheit hat, diese zu studieren. Auf einem langen Transportwege würden die punktierten Diamanten, die schließlich nur schlecht kristalli- sierten Kohlenstoff darstellen, sehr bald der Ver- nichtung anheimgefallen sein. Vielleicht ver- bergen sich unsere primären Diamanten- minen in nicht zu großer Entfernung von der Küste unter den Dünen.