370 20 Deutsch-Südwestatrike. Rechtsanwalt Dr. Erich Lübbert aus Ham- burg ist zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft beim Kaiserlichen Bezirksgericht in Lüderitzbucht zugelassen worden. Wiederausgereist ist am 18. April: kommiss. Bezirksamtmann Dr. Schultze. Mit Heimaturlaub sind am 1. April abgereist: Bezirksschreiber Köppen und Streckenaufseher Pohl, ferner (krankheitshalber) Bahnmeister Hill- brecht. Angenommen ist: als Lehrerin: Hedwig Dan- nert; als Zollaufseher: Bachmann. Zum Ma- terialienverwalter ist ernannt: Magazinaufseher Brendel. Tichtamtlicher Teil Baumwollfragen. Vortrag, gehalten von Seiner Erzellenz dem Herrn Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts Dernburg auf Veranlassung des Deutschen Handelstages am 14. April 1910. Meine Herren! Als ich vor Ihnen vor etwas über drei Jahren von dieser Stelle aus über die Zielpunkte der deutschen kolonialen Ent- wicklung sprechen durfte, habe ich als eine Hauptaufgabe bezeichnet eine höchst weitgehende Befreiung der deutschen Industriewirtschaft von der Bevormundung durch andere Nationen, welche die unentbehrlichen Rohstoffe beherrschen. Die Kolonien sollten durch Produktion der Rohstoffe Deutschland in dem Bezug unabhängiger ge- stalten, monopolistische Bestrebungen auf dem Weltmarkt zu verhindern suchen und ein Macht- element abgeben, auf das bei den vielfachen Zollabmachungen sich der Unternehmer stützen kann. Wenn ich damals diese Ziele als ver- mittels unseres Kolonialbesitzes, allerdings mit mancherlei Einschränkungen, für erreichbar erklärt habe, so bin ich heute, nachdem mehr als drei Jahre verflossen sind, in der Lage, im wesentlichen meine damalige Anschanung aufrechtzuerhalten. Ja, wir können heute sagen, daß für manche wichtige Rohstoffe die feste Basis gewonnen ist, die uns mit Sicherheit im Verlaufe von kurzen Fristen einen großen Teil des betreffenden Rohmaterials liefern wird. Wenn das in den gegenwärtigen Ziffern des tatsächlichen Exports aus den Kolonien noch nicht mit Deutlichkeit hervorgeht, so liegt das daran, daß diese Kulturen eines längeren Zeit- raums bis zur Erntereife bedürfen. Wenn z. B. der deutsche Konsum an Kopra im Jahre 1907 einen Wert von 23½⅛½ Millionen Mark gehabt hat und der Gesamtexport im Jahre 1908 aus unseren Kolonien nur einen Wert von 5,7 Millionen Mark hatte, so wird man hierbei doch nicht vergessen dürfen, daß in Ostafrika, welches ungefähr für 1 Million Mark Kopra geliefert hat, die Statistik 104 000 trag- fähige und 470 000 noch nicht tragfähige Bäume verzeichnet, und das gleiche ist für Neu-Guinea und das Inselgebiet, welches für etwa 2½ Milli- onen Mark Kopra geliefert hat, der Fall, wo mindestens sechsmal soviel Kokosbäume plantagen- mäßig gebaut werden, als zur Zeit fruchtbringend sind. Da eine zehnjährige Palme eine normale Ernte zu bringen pflegt, so können Sie aus diesen Ziffern selbst ersehen, wie innerhalb ganz kurzer Zeit in den deutschen Kolonien so viel Kopra gezogen werden wird, als im Jahre 1907 der deutsche Import war. Dasselbe ist der Fall hinsichtlich der Hanf- stoffe, wo z. B. in Ostafrika, welches einen Export im Jahre 1908 von 3 Millionen Mark hatte, von einigen 40 Millionen Sisalagaven nur 7½ Millionen ertragsfähig gewesen sind. Der Gesamtbedarf an Manila-Hanf, Sisal-Hanf und indischem Hanf war aber im Jahre 1907 nur etwa 8 Millionen Mark. Die Sisalkultur hat eine vierjährige Periode. Es berechnet sich daraus, daß jeder deutsche Bedarf schon in etwa 1—2 Jahren gedeckt werden wird. Anders steht es allerdings mit anderen kolo- nialen Produkten, wie z. B. dem Kautschuk, bei dem Deutschland etwa 100 Millionen Mark zu den Preisen des Jahres 1907 an das Ausland zu bezahlen hatte. Das Gesamtquantum war 15 800 t. Ostafrika hat im Jahre 1908 250 t geliefert, davon etwa ein Drittel aus Plantagen. Aber die Plantagenstatistik zeigt, daß ungefähr nur ein Neuntel der gesamten Plantagen-Kaut- schukbäume in das Erntestadium eingetreten waren, so daß auch hier ein ganz erheblicher Fortschritt in kurzer Zeit offenkundig werden muß. In Kamerun sind nach der Plantagenstatistik im ganzen 2700 ha in Kickria angepflanzt, aber erst 13 ha tragfähig. 270 ha sind mit Hevea an- gepflanzt, wovon noch nichts tragfähig ist. Außer-