G 426 20 wollbau, dadurch erfolgen, daß zunächst die Mög- lichkeit einer Bewässerung der dortigen ariden Ländereien durch die Wassermassen des Viktoria- sees festgestellt wird. In Muansa und Bukoba werden ferner Entkörnungsfabriken eingerichtet, für welche ausreichende Mittel bereitgestellt sind. Auch für Beschaffung von Uplandsaat, die sich für die dortigen höheren Lagen empfiehlt, und für Pflanzprämien sind Beträge ausgesetzt. Im Pare-Gebiet, das zum Teil als Baum- wolland angesprochen wird, sind Untersuchungen bezüglich einer Bewässerung durch den Pangani in Aussicht genommen, die eventuell als Unter- lage für eine zu bildende Genossenschaft dienen sollen. Über besondere Maßnahmen zur För- derung der Baumwollkultur in Deutsch- Ostafrika ist zu bemerken: Die Eingeborenenkultur wird unterstützt u. a. durch kostenfreie Verteilung von Saatgut, durch Pflanzprämien in den Bezirken Lindi, Mohoro, Kilwa, Morogoro, Muansa, Bu- koba pro 1910 im Betrage von insgesamt 6000 .¾, durch fortgesetzte Belehrung der Ein- geborenen, durch eine Preisgarantie von 8 bis 10 Heller pro 1 Pfund unentkörnte Baumwolle, die außer den genannten Bezirken auf die Bezirke Bagamoyo und Sadani ausgedehnt ist und die den Eingeborenen unabhängig von den un- sicheren Weltmarktpreisen eine sichere und rentable Verwertung des Produktes verbürgt. Es ist fest- gestellt, daß der Eingeborene bereits bei 7 Hellern auf seine Rechnung kommt. Der Spielraum des Garantiepreises soll auf eine bessere Sortierung der Baumwolle einwirken. Der Förderung der europäischen mittleren und kleinen Pflanzungsbetriebe dienen ins- besondere Herausgabe und Verteilung einer gemein- verständlichen Kulturanleitung, die u. a. auch die Schädlingsfrage und die Pflugfrage behandelt, kostenfreie Lieferung von Saatgut, Lieferung von Pflügen und landwirtschaftlichen Geräten zum Einstandspreise auf mehrjährige Abzahlung — dem Pflug= und Gerätedepot des Komitees in Daressalam sind zu diesem Zwecke zunächst 8000 .“ zur Verfügung gestellt —, Lieferung von kompletten Entkörnungsanlagen und Dampf- pflügen an Ginnerei-Genossenschaften oder Dampf- pflug-Genossenschaften — die Lieferung erfolgt unter besonders günstigen Bedingungen auf Ab- zahlung, außerdem wird in bestimmten Fällen eine besondere finanzielle Beihilfe gewährt —, Ausarbeitung von Projekten und Kostenanschlägen für Be= und Entwässerungsanlagen, für welche vom Komitee für dieses Jahr insgesamt 45000 /% ausgesetzt sind — zur Verwertung dieser Vor- arbeiten empfiehlt das Komitee den Zusammen- schluß von europäischen Kleinpflanzungs= und Großpflanzungsbetrieben —; endlich kostenfreier Verkauf der Baumwolle in Deutschland, von dem gerade von den mittleren und kleinen Betrieben ausgiebiger Gebrauch gemacht wird. Die Förderung der europäischen Pflan- zungs-Großbetriebe, die selbst als Pioniere und Lehrmeister für Kleinbetriebe und Eingeborenen- kultur wirken und diese durch Erntevorschüsse und Aufkauf der Rohbaumwolle fördern, geschieht durch die oben erwähnten Arbeiten zur Erschließung neuer Baumwollproduktionsgebiete, ferner auf Wunsch durch Lieferung von Saatgut, kompletten Entkörnungsanlagen, Dampfpflügen, durch Be- ratung neuer Unternehmungen, Begutachtung von deutschen und fremdländischen Qualitäten, In- formation über die moderne landwirtschaftliche Technik und insbesondere über Fortschritte in der Herstellung deutscher und ausländischer Baumwoll- kultur= und Erntebereitungs-Maschinen. Nach Darlegung der Organisation des Komitees, die auch die Bereisung fremdländischer Baumwoll- gebiete, Verwertung der Baumwoll-Nebenprodukte, Ausstellungen usw. umfaßt, dürfte ein Vergleich mit der Organisation der Cotton Growing Association in den englischen Kolonien inter- estieren. Während das deutsche Kolonial-Wirt- schaftliche Komitee gemeinnützig arbeitet, ist der British Cotton Growing Asscciation der „Royal Charter“ verliehen mit der Ermächtigung, ein Aktienkapital bis zu 10 Millionen Mark aufzu- bringen. Die Gesellschaft verzichtet auf einen Gewinn oder Verzinsung bis einschließlich 1914. Vom Jahre 1915 ab dürfen eventuell 3 oder 4 v. H. Zinsen gezahlt werden, ein etwaiger Gewinn aber muß wieder für Kulturversuche ver- wendet werden. Beide Körperschaften verfolgen die gleichen Wirtschaftsmethoden, nämlich in West- afrika: Eingeborenenkultur, in Ostafrika: Plan- tagen= und Eingeborenenkultur. Auch die Maß-= nahmen bezüglich der kostenfreien Saatverteilung, der Kultur= und Düngungsversuche und der Er- richtung von Pionier-Ginanlagen und Aufkauf-- märkten sind die gleichen, ebenso die Preis- garantie für Westafrika. Wie die englische Ge- sellschaft, so hat auch das deutsche Komitee bei Darlehen und Erntevorschüssen Verluste zu ver- zeichnen. Der Grundsatz der englischen Gesellschaft ist: Selbstbetrieb von Versuchspflanzungen und Gin- anlagen; der Grundsatz des deutschen Komitees: UÜberleitung seiner Versuchspflanzungen und Gin- anlagen an Regierung, Erwerbsgesellschaften und Genossenschaften. Von Interesse sind ferner die bisherigen Er- gebnisse der kolonialen Baumwollkultur- versuche Englands, Deutschlands und