SJ 440 2 probte und in afrikanischen Verhältnissen erfahrene Europäer zur Verfügung, die außerdem in Truppe und Handel einen Stamm ebeuso erprobter und ihre Muttersprache redender Eingeborenenelemente mit- brachten. Wir aber erschienen mit Neulingen auf dem Platz, die selbst erst lernen mußten, denen man auch nicht eines der in Frage kommenden Eingeborenen- idiome mit auf den Weg hatte geben können und die froh sein mußten, sich auf irgend eine Weise in diesen schvierigen Sprachverhältnissen zurechtzufinden. Uber die Hälfte dersenigen Elemente aber, mit denen sie zunächst zu tun hatten, nämlich die farbigen Mann- schaften der Truppe, stammten aus englischen oder englisch redenden KRKolonien. Was war na- türlicher, als daß auch sie aufs Englische zurückgreifen mußten, und daß nun auch die Namernuner Eingeborenen, die als Soldaten in die Truppe einzutreten begannen, sich bald das leicht erlernbare Pigeon-Cnglisch an- cigneten, der Erlernung der ungemein viel schwereren deutschen Sprache aber die größten Schwierigkeiten bereiteten. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß man eine ganze Reihe von Jahren seohr geteilter Ansicht darüber war, ob sich die Einführung der deutschen Sprache zunächst überhaupt empfehle. War es doch mehr als einmal vorge- kommen, daß auf Erpeditionen die Gegner von den Absichten der deutschen Truppe Kenntnis erhalten hatten, und zwar durch die hellhorigen Jungen der Curopäer, denen ein Wort oder ein Name der deutschen Unterhaltung schon genügt hatte, den Zusammenhang zu erraten und ihre Stammesgenossen zu benachrich- tigen. Nun man mit Recht seit 1902 diese Bedenken hat fallen gelassen, ist es der Spracherforschung doch erst in letzterer Zeit mit Hilfe von Missionen, Offizieren und Beamten gelungen, zwei der in Frage kommenden Eingeborenenidiome (Jannde und Fulbe) lehren zu können und so den hinausziehenden Europäern eine gewisse Unterlage für ihre sprachlichen Aufgaben zugeben. Angesichts dieser Sachlage wird sich wohl niemand des Eindrucks erwehren können, daß sich in Kamernun unseren Pionieren in sprachlicher Hinsicht ganz ungewöhnliche Schwierigkeiten in den Weg stellten. Der unvermeidbare Personal= und Stellen- wechsel hat bei dem vorhandenen Sprachengewirr der zahlreichen Stämme naturgemäß auch vielfach der Ver- wertung erworbener Sprachkennmisse im MWege ge- standen. Dabei lagen auch die Ersatzverhältinisse der farbigen Truppe selbst nicht günstig für die Verbreitung der deutschen Sprache. In dem Etat für 1910 finden wir zum ersten Male Mittel, die das Festhalten der farbigen Soldaten bei der Truppe über die bishberige zeit von drei Verpflichtungsjahren ermöglichen sollen. Nun ist ja in der Kameruner Truppe die Kommando- sprache von jeher deutsch gewesen und auch die Er- teilung von deutschem Unterricht an die farbigen Mann- schaften seit 1902 eingeführt worden. Bei den zahl- reichen Expeditionen, welche die Truppe in dieser geit ans zuführen hattc, ist aber naturgemäß die Sprachen- frage in den Ointergrund getreten. Berücksichtigt man außerdem, daß die farbigen Mannschaften nach Beendi- gung ihrer kurzen Dienstzeit in ihre heimatlichen Ver- hältnisse zurückkehrten oder sich dem lukrativen, aber englischsprechenden Handel zuwandten, so kann man sich einen Begriff machen, wieviel an deutschen Sprach- kenntnissen bei diesen Leuten übrig geblieben ist. Mit der Verlängerung der Dienstverpflichtungen ist aber auch in diesem Punkt eine ganz wesentliche Besserung zu erwarten, die sich später nicht zum wenigsten dadurch bezahlt machen wird, daß neben den „positiven Leistungen eines zu Ordnung und Verdienen erzogenen Elements“ auch die deutsche Sprache in die Bevölkerung hineingetragen wird. Verkehrs-Nachrichten. In Kete Kratschi (Togo) ist am 20. April eine Reichs-Telegraphenanstalt für den internationalen Verkehr eröffnet worden. Die Worttaxe für Telegramme nach Kete aratschi ist dieselbe wie für Telegramme nach den übrigen Anstalten des Schutzgebiets. Fostdaupfschiffsverbiudungen nach den deutschen Schutzgebieten für den Monat Mai 1910. Die Abfahrt erfolgt Nach vom Ein- schiffungshafen am: Aus schiffung. bhafen. Dauer der Überfahrt Briefe müssen aus Berlin spätestens abgesandt werden am: Neapel 20. (deutsche Schiffe) Brindisi 15. Mai (engl. Schiffe) 2 * 1. Deutsch-Neuguinea. 209. Mai l Mai 3. Juni Friedrich-Wilhelms- hafen B9 u. 43 Tage Rabaul 41 u. 46 Tage Nabaul 41 Tage Friedrich " Wilhelms- hafen 45 Tage Nabaul 42 Tage 13. 18. 27. 10 0 Mai Auf Verlangen des Absenders werden Briefe und Postkarten — nicht auch Drucksachen, Geschaftspapiere und Warenproben — über Sibirien —Schanghai geleitet.