W 464 20 dem Süden und Südwesten stattgefunden. Jetzt macht sich eine ziemlich starke Rückwanderung, vor allem aus dem französischen Gebiet, bemerkbar. Das Stromgebiet des Ntem mit seinen großen Nebenflüssen, Biwume, Mwila, Mboro, Lobo und Kom, und den unzähligen zum Teil nicht un- bedeutenden Bächen kann wohl als das wasser- reichste Gebiet Kameruns bezeichnet werden. Leider hat aber auch der Ntem, wie alle Ströme unseres Schutzgebiets, derartig viel Schnellen und Wasser- fälle, daß er der Schiffahrt wohl kaum dienstbar gemacht werden kann. Die Ntum und Mwei gehören dem Volke der Fan an und sind sich in Sitten und Gebräuchen sowie in der Sprache, die ebenso wie z. B. Jaunde und Bulu ein Dialekt der Fan-Sprache ist, ganz gleich. Sie unterscheiden sich nur durch ihre Namen. Denn auch die Tätowierung findet man bei beiden Stämmen ganz gleich. Was die Namen Ntum und Mwei bedeuten, war trotz häufigem Nachfragen nicht zu erkunden. Ich erhielt immer die Antwort, man wisse es selbst nicht. Das Wort Ntum ist nur bei den Bulu gebräuchlich, denn sie selbst nennen sich „Ntumu“. Wohl aber sind Ntum und Mwei, was ihre Wohnsitze angeht, etwas schärfer voneinander ge- schieden. Zwei Mwei-Komplexe gruppieren sich nordöstlich und nordwestlich um den im Süden weit über die Kamerun-Grenze sich ausdehnenden Komplex des Ntum-Stammes. Nur dort, wo dicht an der Bulu-Grenze diese Komplexe wie Keilspitzen zusammenstoßen, ist ein Durcheinander- wohnen bemerkbar. In ihrer Gesamtheit erstrecken sich die Ntum und Mwei nördlich bis an die Grenze der Bulu, westlich bis nahe an die Küste heran, südlich weit ins spanische und französische Grenzgebiet hinein, und östlich ungefähr bis etwa zum zwölften Längengrad, wo sie an den Stamm der Mfang angrenzen. Die nördlich von der Station Kampo wohnenden sog. Mpangwe sollen Mwei, die südlich davon wohnenden sollen Ntum sein. Während bei den Ntum und Mwei die Männer mit wenigen Ausnahmen neuerdings sich mit den in den Faktoreien gekauften Zeugen, Hüten, Hemden u. dgl. kleiden, haben die Frauen noch ihre ursprüngliche Tracht vollständig beibehalten. In die Haare werden die verschiedenen Arten Perlen, Polsternägel, Kauri-Muscheln, Hemden- knöpfe aus Porzellan usw. eingeflochten und daraus eine Art Helm gebildet. Als weiterer Schmuck gelten 3 bis 4 kg schwere Halsringe. Besonders vornehme oder schöne Weiber tragen deren zwei um den Hals. Einige Perlenschnüre werden durch die Nase gezogen, so daß diese Perlen auf der Oberlippe und den Backen aufliegen. Be- kanntlich durchlöchern alle Fan, Männer wie Weiber, die Nasenwand in der Nähe der Nasen- spitze. Fuß= und Fingerringe aus Messing, ebenso wie auch Halsringe, werden von beiden Ge- schlechtern getragen. Der Haarschmuck, wie ihn heute noch die Frauen haben, wurde früher auch von den Männern getragen; vereinzelt sieht man sie noch heute so herumlaufen, vor allem bei den Essamangun. Bestimmte Handwerker gibt es nur wenig: Haarkünstler, die den Frauen die eigentümlichen Haarhelme zurechtmachen, und Schmiede, die aus Messing Hals= und Fußringe sowie aus Eisen Speere, Hacken für die Feldarbeit und ähnliches machen. Sonst überläßt der Ntum und Mwei die Hauptarbeit den Frauen. Beim Gummi- schneiden ist, wenigstens auf deutschem Gebiete, der Ntum nur selten zu treffen. Am liebsten leisten die jungen Leute Trägerdienste für die Faktoreien. Wie stark die Ntum-Bevölkerung ist, kann ich zur Zeit auch schätzungsweise noch nicht angeben. Die Bodenbearbeitung und Farmwirtschaft der Ntum und Mwei weicht nicht bedeutend von der der anderen Fan-Stämme ab. Es werden Mais, Erdnüsse, Koko, Jams, Kassada, Planten und reichlich Bananen angebaut. Die Ein- geborenen bauen von den aufgeführten Nahrungs- mitteln nicht mehr an, als sie für sich brauchen. Eher ist das Gegenteil der Fall. Fast in den meisten Gebieten, vor allen aber bei den Moei, fand ich, daß es an Lebensmitteln fehlte. Fragte man nach dem Grunde des Mangels, so hieß es jedesmal: die Elefanten haben die Farmen ver- wüstet und alles aufgefressen. Dies ist eine wunderbare Umkleidung der Negerfaulheit; denn oft gab es in diesem Gebiete, wo gerade Nah- rungsmangel war, gar keine Elefanten. Während meiner ganzen Reise habe ich eine einzige von Elefanten verwüstete Farm gesehen. Ist wirklich zu erwarten, daß Wild in die Farmen einbricht, so weiß sich der Eingeborene schon zu helfen, indem er nachts in seiner Farm wacht und Feuer anzündet und das Wild vertreibt; auch Schreck- schüsse werden abgegeben: etwas Pulver ist überall noch vorhanden. Großvieh gibt es im ganzen Gebiet nicht. Schafe und Ziegen sind stellenweise in reicher Zahl vorhanden. Sie wurden aber fast stets beim Aumarsch der Expedition fortgetrieben. Hühner gibt es in großer Anzahl; jedoch wäre hier eine Blutauffrischung am Platze. Die Hühner sind klein und dürftig, so daß es sich manchmal nicht lohnt, sie zu schlachten. In manchen Orten wurden auch Enten, aber nur in geringer Anzahl, vorgefunden. Dies mag seinen Grund darin haben, daß junge Enten sorgfältiger Pflege bedürfen.