G 502 2C Aufschlüsse über den Weg zur Küste, welche jene Expedition allerdings selbst nicht erreicht hatte. Westlich von den Nubib-Bergen begannen die Dünen; sie sind reich mit Gras bewachsen, steigen bis 80 km an und fallen nach Westen um 160 m. Unser Weg, der durch Tier= und Wagen- spuren von Diamantenepxpeditionen deutlich gekenn- zeichnet war, führte uns noch vor Einbruch der Nacht wieder in eine Fläche. In dieser hatte eine Patrouille des Zuges Maltahöhe, welche auf Pferden beritten bis Chowachasib uns vorausmarschierte, um zwischen der Expeditions- truppe und Maltahöhe die Fühlung möglichst lange, eventuell auf heliographischem Wege, auf- rechtzuerhalten, Rast gemacht. Als die Pferde der Patrouille, etwa 10 Stück, unsere Kamele witterten, gingen sie trotz der Spannfesseln an den Beinen, im Galopp nach Westen ab. Da die Pferde in Richtung unseres Weges wegliefen, blieb uus nichts weiter übrig, als zu halten, weil die Pferde so unruhig geworden waren, daß nur durch Niederlegen der Kamele an ein Einfangen zu denken war. Mitternacht war vorüber, als es der Patrouille, die etwa 10 km zu Fuß den Pferden nacheilen mußte, endlich gelang, ihrer Tiere wieder habhaft zu werden. Pferde, auch Maultiere werden durch den Geruch des Kamels immer wieder in Aufregung versetzt, so lange sie sich nicht durch längeres Zusammen- leben daran gewöhnt haben. Am nächsten Morgen passierte es mir, daß ich mit meinem Kamele, stürzte. Da das Kamel jedoch nur nach und nach, nicht gleich in seiner ganzen Länge hinstürzt, ist das Stürzen für den Reiter mit keiner großen Gefahr verbunden. Bei Tagesaubruch erreichten wir die Chowachasib- Berge; in ihnen befindet sich eine Wasserstelle, die aber nur für wenige Menschen Trinkwasser hergibt. Chowachasib liegt 76 km westlich Gorab, wir hatten uns unserem Ziele, dem Ozean, also schon beträchtlich genähert. Vom 12. auf den 13. wurde eine Gewalt- tour gemacht: 55 km in elf Wegstunden, unter recht schwierigen Verhältnissen, bei hohen Dünen und Sandsturm. Bei dem Dünenmarsch nach Hauchab bewährte sich der junge Buschmann- führer Nowosab; immer führte er so, daß wir um die schlimmsten Flugsanddünen herum und an gefährlichen Dünenkesseln vorbei kamen, und das in stockfinsterer Nacht. Als der anbrechende Tag des 13. August uns kurz vor den Hanchab- Bergen fand, hatte sich der Sandwind gelegt; im Morgenrot boten auch die Dünenkämme und Täler, am westlichen Horizont, überragt von dem weiß schimmernden Hanchab-Gebirge einen er- habenen Anblickl; die Mühen des Nachtmarsches waren schnell vergessen. Noch galt es einen dreistündigen Marsch über einen steilen Gebirgs- rücken zurückzulegen, ehe wir an die Wasserstelle Hauchab kamen. Kurz davor fiel der greise Buschmann Au-Gaib vom Kamelj; infolge Altersschwäche konnte er sich nicht mehr im Sattel halten. Die Wasserstellen Hauchab liegen am Osthange des Gebirges gleichen Namens. Dort trafen wir mehrere Prospektoren. Das Wasser ist nicht sehr ergiebig, von den Diamantensuchern aber doch so gut erschlossen, daß einige Kamele getränh und unsere Wasserbehälter nachgefüllt werden konnten. Die Kamele fanden etwas Stechgras. An einem Felsen in der Nähe des Wassers waren Buschmannzeichnungen (Pfeile und Teile von solchen) zu sehen. Wir wurden auf diese Zeich- nungen von einem Namib-Forscher aufmerksam gemacht. In der Nähe von Hauchab sind viele Schürffelder belegt worden. Die Küste konnte von Hauchab nur noch höchstens 45 km entfernt sein, und unsere Spannung wuchs von Stunde zu Stunde. Tatsächlich legten wir bis zur Franziskusbucht 55 km Weg zurück, weil wir der Dünen wegen etwas nach Norden ausbiegen und oft im Zickzack marschieren mußten. Die Kamele hatten auf dem Wege von Hauchab nach der Küste schwere Arbeit zu leisten. Der 14. August brachte uns noch eine Störung. Der Buschmann Au-Gaib war den Strapazen der letzten Nacht zum Opfer gefallen und auf dem Kamel gestorben. Als es bemerkt wurde, hielt die ganze Abteilung; wir konstatierten mit Hilfe des Sanitätsunteroffiziers den Tod und Au-Gaib wurde in den Dünen von den Ein- geborenen begraben. Für uns ein schwerer Verlust! Oberleutnant Trenk hatte gerade aui Au-Gaib seinen ganzen Expeditionsplan gegründet. Aber was half es, wir mußten vorwärts. Im Schutze eines Dünentales führte uns Nowosab direkt auf die Sylvia-Hügel zu. Man hörte deutlich die Brandung und sah das Meer. Die aus dem Meere wachsende erste Düne von 50 m Höhe steigt fast senkrecht an. Am Strande waren frische Spuren von Menschen, Pferden und Kamelen zu sehen. Und als wir uns dem Innern der Franziskusbucht näherten, sahen wir, wie zwei berittene Männer eben die Bucht nach Norden zu verließen. Trotz unserer Rufe schienen die Fremden uns nicht zu bemerken oder sie wollten uns nicht bemerken. Wir fanden in der Franziskusbucht Süßwasser und es wurde beschlossen, hier bis zum Wieder- eintritt der Ebbe zu rasten. Bei Flut steht fast der ganze Strand unter Wasser, auch das Süß- wasser in der Bucht. Die Waseerstelle heißt