511 20 zur Herstellung der folgenden 2 bis 4 Tage verstreichen läßt. Diese Methode ist ihrer Einfachheit halber den Eingeborenen besonders zu empfehlen. Bei der Grätenschnittmethode ist folgendes zu beachten. Die einzelnen Gräten müssen 25 bis 30 cm voneinander entfernt sein und möglichst in einer Steigung von 60 bis 70° zur Horizontalen angelegt werden. Die Gräten dürfen nur auf etwa 2K8 des Stammumfanges aus- gedehnt werden, da sonst der Baum zu sehr im Wachstum gestört wird. In neuerer Zeit wende ich eine kleine Modi- fikation der Grätenschnittmethode mit gutem Erfolge an. Dieselbe besteht darin, daß ich die Gräten nur einseitig nach rechts, und zwar nur auf ¼ des Stammumfanges ausführe (vgl. Fig. 4). Nach 2 bis 4 Tagen wird auf der entgegengesetzten Seite des Stammes derselbe Grätenschnitt aus- geführt. Hierbei bleiben zwei gegenüberliegende Viertel der Stammesoberfläche unangezapft. Bei der nächsten Zapfperiode wird ein neuer Längs- schnitt etwa 5 cm nach links gelegt und die Gräten in der Mitte zwischen den früheren ge- zogen. Es wird auf diese Weise viel ökonomischer mit der Rinde des Baumcs verfahren, als bei der gewöhnlichen Grätenschnittmethode, und die einzelne Zapfung ergibt trotzdem dasselbe Resultat wie bei dem gewöhnlichen Grätenschnitt. — Das Auffangen der Milch geschieht am besten in den käuflichen Zapfbechern aus gestanztem Bilech. Diese sind so eingerichtet, daß sie in der Rinde befestigt werden können. Sind solche Becher nicht vorhanden, so kann man auch Milch= und Konserven- büchsen benutzen. Hierbei stellt man sich vorteil- haft aus Petroleumtins Blechrillen her, durch die die Milch von der Zapfrille in die Gefäße, die man am Boden aufstellt, geleitet wird. Das Ergebnis der Anzapfung ist ab- hängig von der Jahreszeit, der Tageszeit und dem physiologischen Zustande des Baumes. Es gelten im allgemeinen folgende Regeln: Die beste Jahreszeit zum Zapfen der Milch ist der Beginn der Regenzeit, ein- mal weil in der Regenzeit die Vernarbung der Wunden eine viel schnellere ist, dann auch, weil die Feuchtigkeit der Luft, bedeckter Himmel und Windstille dem Milchfluß förderlich sind. Die besten Zapftage sind erfahrungsgemäß solche, an denen, nach vorhergegangenem Regen, die Bäume eben trocken geworden sind, so daß die Milch nicht über die Rille herausläuft. In der Regen- zeit zu zapfen verbietet sich schon deshalb, weil durch den Regen große Verluste an Milch ein- treten; die Milch wird stark verdünnt und weg- geschwemmt. Geeignet ist auch die Übergangszeit zur Trockenzeit, jedoch sollte man in dieser Zeit den Nachschnitt weglassen und dafür einfach nur mit dem Zapfmesser bis zu 3 bis 4 mm Tiefe einschneiden; man wird zwar weniger Milch ernten, hat aber auch weniger Schädigungen an den Bäumen. In der Trockenzeit sollte man überhaupt nicht zapfen. Man zapft am besten frühmorgens bis gegen 9 Uhr. Hat man viele Bäume zu zapfen, so soll man versuchen, bei Laternenschein schon gegen 4 oder 5 Uhr zu beginnen und eventuell früher aufhören. An Nachmittagen sollte man nur im Notfalle zapfen und nur von 4 Uhr an; die Erträge find bedeutend geringer als am Morgen. Von Vorteil ist es, wenn man die Schnitte in dieser Zeit auf der Ostseite des Stammes anbringt. Hat es lange nicht geregnet, so ist ein vorher- gehendes Befeuchten der Stammesoberfläche und ein Begießen des Bodens mit Wasser von Ein- fluß auf den Milchfluß; dies Verfahren dürfte aber in der Praxis kaum zur Anwendung ge- langen. Bäume, die Blätter geworfen haben oder reichlichen Fruchtansatz haben, sollte man über- haupt nicht anzapfen, sondern bis zur nächsten Zapfperiode ruhen lassen. Verbesserung der Methode der Kautschuk- aufbereitung. Der jammervolle Preis, den der aus den wilden Kickriabeständen stammende Kautschuk auf dem Markte erzielt, ist lediglich eine Folge der schlechten Aufbereitung. Der Neger kocht den Kautschuk aus der unverdünnten Milch aus. Dabei wird der Kautschuk teilweise angebrannt. Das Hauptübel aber ist, daß der ausgekochte Kautschuk stets Hohlräume einschließt, die noch Milch oder Serum enthalten und dadurch zu Fäulnisherden werden. Der Kautschuk kommt deshalb schon verdorben an der Küste an und hat seinen halben Wert verloren. Die Verbesse- rung der Aufbereitungsweise muß daher eine der ersten Aufgaben der Kautschukinspektion bilden. Als Ersatz für das Auskochen kann ein Verfahren dienen, das wenig Mühe macht und sehr einfach ist. Dieses Verfahren besteht darin, daß man die Milch in dünner Schicht auf eine ebene Unter- lage ausgießt und eintrocknen läßt. Diese in vielen Ländern angewandte Methode ist in Ka- merun zuerst vom Pflanzungsleiter Strauß, Moliwe, für die Kickriamilch angewandt worden. Strauß führte dabei noch die Neuerung ein, daß er als Unterlage Holz benutzte. Holz emp- fiehlt sich deshalb, weil es einen Teil der Feuchtigkeit aufzusaugen imstande ist. Der so aufbereitete Kautschuk hat sehr gute Preise erzielt.