V. 690 gali“), die Aloearten, Nachtschatten, die Liliengewächse, endlich auch Tabak(bei Kindern). Eine Anzahl anderer Medizinkräuter hiesiger Völkerschaften, die aber, entsprechend stärker dosiert, gleichfalls tödlich wirken können, hat der ehe- malige hiesige Stationsarzt, Oberarzt Dr. Weck, schon früher im „Deutschen Kolonialblatt“ ein- gehend behandelt („Der Wahehe-Arzt und seine Wissenschaft“, Jahrgang 1908, Nr. 21, S. 1048 ff.). Ganze Familien der Wa-hehe und der ihnen verwandten Stämme besitzen von einem bestimmten Gift Kenntnis, die sich, streng geheim gehalten, durch viele Generationen forterbt. Den einstigen Machthabern war das wohlbekannt; die alten Sultane entledigten sich solcher unheimlichen Fa- milien dadurch, daß sie diese in eine entfernte Landschaft verpflanzten, aus der sie nicht heraus durften. Seit Aufrichtung der deutschen Herrschaft sind diese Familien vielfach in ihre alten Heimats- orte zurückgekehrt; sie berufen sich darauf, daß die deutsche Rechtsprechung die gegen sie vor- gebrachten Klagen (mangels hinreichenden Beweises) eigentlich nie zu verfolgen vermag; auf diese Weise vermögen die Leute oft einen greulichen Terrorismus auszuüben, ohne daß man ihnen beikommen kann. Derartiger Familiengifte habhaft zu werden, ist ganz außerordentlich schwer. Einmal werden sie zumeist nur ad hoc bereitet; Vorräte oder Reste werden nicht aufgehoben, was auch wenig Zweck hätte, da die Gifte meist nach kurzer Zeit unwirksam werden. Dann aber geben auch überführte Giftmörder ihr Familiengift nicht preis; selbst die Aussicht auf Straferlaß oder andere Belohnung vermag sie hierin nicht wankend zu machen. Gewöhnlich nennen sie bereitwillig eine Anzahl Pflanzen, die das betreffende Gift ent- halten sollen, führen auch bereitwillig in den Busch und zeigen allerlei Kräuter; die gezeigten Pflanzen entpuppen sich dann aber gewöhnlich als harmlos. Gleichfalls zu Vergiftungszwecken wird hier ein auf Gräsern verkapseltes spinnartiges Gewebe (wohl eine Puppe) benützt, dessen Gennuß selbst erwachsenes weidendes Großvieh alsbald tötet. Dies Gespinst erscheint hier gegen Ende der Regenzeit, etwa im Februar bis März. Schließlich sei noch erwähnt, daß die Wa- uugoni und benachbarte Stämme sich vielfach des Leichengiftes bedienen. Dieses wird auf Hunde übergeimpft, der abgekratzte Schorf wird aufgelöst, und damit werden dann Speer= und Pfeilspitzen bestrichen. Ebenso wird gegebenenfalls das schlafende Opfer durch Impfung umgebracht. Bei der Einnahme des Chabruma-Lagers am 24. Oktober 1905 wurde eine Flasche mit solchem Gift gefunden. Komerun. Die Uham — UUn--Expedition. Bericht des Oberleutnants Rausch. (Mit einer Kartenskizze.) Durch Gouvernements-Erlaß vom 12. Oktober 1907 wurde der südliche Teil des Bezirks Dschang, zwischen den beiden großen Flüssen Nkam und Nün, dem öffentlichen Verkehr gesperrt.“) Den Grund zu dieser Maßnahme bildete die unruhige Haltung der dort sehr dicht sitzenden Bevölkerung, zu deren Befriedung damals die Mittel fehlten. Da inzwischen die Manenguba- bahn näher rückte, ließ sich Eude 1909 die Auf- schließung dieses wirtschaftlich wichtigen Gebiets, das in seiner ganzen Ausdehnung in der Aus- beutungszone der Bahn belegen ist, nicht mehr länger aufschieben. Vielfache Versuche der Station Dschang, in friedliche Beziehungen zu den Be- wohnern der gesperrten Landschaften zu treien, gelangen, wenigstens teilweise, in den im Osten belegenen Ortschaften, während sie im Westen und Süden an der Abneigung der Bevölkerung, die sich in erbitterten gegenseitigen Grenzkämpfen aufrieb, scheiterten. Mehrere voraufgegangene Erkundungen hat#en Aufschluß über den Charakter und die Stärke des Gegners und über die Geländeverhältnisse gegeben. Das etwa 2000 qkm große Sperrgebiet der Station Dschang stellt einen Ausschnitt aus dem nach Westen und Süden schroff abstürzenden Randgebirge des Hochplateaus von Nordwest- Kamerun dar. Die im Südosten gelegenen Land- schaften entwässern direkt nach dem oberen Wuri (System des Makombe-Mafu), während alle übrigen Gewässer im allgemeinen in westlicher bzw. west- südwestlicher Richtung dem Nkam-Fluß zustreben, der die Westgrenze des Operationsgebiets bildet. Der Nkam-Fluß windet sich bis zur Einmündung des Nkumi durch das reiche Schwemmland der Mbu-Ngenke-Ebene und stürzt sich dann in äußerst schroffen Terrassen von 700 (bei Njun) auf 300 m absoluter Höhe hinab (westlich Ntangetong). Sein Tal ist auf dieser Strecke 50 bis 250 m tief in das Folsgebirge eingenagt und zeigt nur schwer gangbare steile Steinhänge. Von seinen Zuflüssen beherrscht das weitaus größte Quellgebiet, das sich im Osten bis auf die Batie-Berge, im Süd- osten bis Bana erstreckt, der Ngum (Nkumil. Das Ngum-Tal bildet denn auch den tiessten Einschnitn in das Randgebirge, dessen äußerst schroffe, viel- fach dicht bewaldete Hänge den Verkehr stark be- hindern. Zwischen den einzelnen nach Westen strebenden Tälern strecken sich fingerförmig schmale *) Die Sperre ist ingwischen wieder aufsgehoben worden (ogl. „D. Kol. Bl.“ 1910, S. 54).