W 692 e0 waren daher umfangreiche Absperrungsmaßregeln notwendig, um die Verbindung mit der Küste (Bare) aufrecht zu erhalten. Der Süden des Bezirks Dschang gehört zu den dichtest bevölkerten Gebieten des Schutzgebiets. Gedrängt durch die früheren Sklavenjagden der Fullah und der ihnen nachahmenden Bamum- herrscher drängten die kräftigen Graslandvölker vom Nün her immer weiter nach Westen, wo der leicht zu sperrende Nkam-Fluß ihrem Weiter- vordringen sich entgegenstellte. Am Nkam haben sich denn auch noch spärliche Reste der früheren, den Bareleuten verwandten Bevölkerung auf dem linken Ufer erhalten (Njun, Mbue, Manjewo, Balu). Es ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen, daß auch sie in kurzer Zeit überrannt worden wären. So ergab sich in dem Landstrich zwischen Nün und Nkam die für die Tropen äußerst seltene Bevölkerungsdichtigkeit von etwa 40 Menschen auf den Quadratkilometer. Die Gesamtzahl der Bevölkerung wird mit 80 000 zu niedrig geschätzt sein, die der waffenfähigen Männer beträgt etwa 20 000. Der große, kräftig gebaute Volksschlag ist den um Dschang sitzenden Bamileke eng ver- wandt. Der Truppe war der Gegner in erster Linie durch seine Zahl gefährlich. Die Bewaffnung bestand aus zum Teil gut erhaltenen Busch- gewehren sowie aus Speeren und Buschmessern, die jeder Graslandbewohner trägt. Sehr be- günstigt ward der Widerstand durch das wild- zerrissene und unübersichtliche Gelände, in dem die Eingeborenen nach kurzem Gefecht spurlos zu verschwinden verstehen. Die Arbeit der Expedition bestand daher nach schneller Zersprengung des Feindes meist in der Aufspürung der zersplitterten Kräfte in ihren schwer zugänglichen Fels= und Waldverstecken. Es liegt auf der Hand, daß diese Aufgabe bei der großen räumlichen Ausdehnung des zu unterwerfenden Gebiets viel Zeit erforderte und an die Leistungsfähigkeit der Europäer wie der farbigen Soldaten außergewöhnliche Anfor= derungen stellte. Zur Durchführung der Unternehmung war die 8. Kompagnie durch 35 Soldaten der 6. Kom- pagnie verstärkt worden. Am 14. Oktober 1909 brach die Expedition in Stärke von 5 Europäern, 80 farbigen Sol- daten und 2 Maschinengewehren von Dschang auf und marschierte über Bamugu, Fotuni, Banka nach dem friedlichen Bagang. Von hier wurde der Einmarsch in das feindliche Mamele-Gebiet erzwungen und bereits Ende Oktober über Man- jewo die Verbindung mit Station Bare aufge- nommen. Durch regen Patronuillengang wurde das Gebiet unmittelbar südlich Mamele vom Feinde gesäubert, der, meist nach kurzem Gefecht, in seine schwer zugänglichen Verstecke flüchtete. Mit seinen Hauptkräften wich der Gegner in das Mamele nördlich vorgelagerte Hochland von Bangwe aus, dessen Abstreifung die Expedition im November beschäftigte. Nachdem auch in diesem Gebiet Ende November ernstlicher Wider- stand nicht mehr geleistet wurde, marschierte die Expedition am 5. Dezember in zwei Kolonnen in das Belu-Gebiet ein. Die meisten Belu-Leute baten bald um Frieden, während in den Dorf- schaften Mboebu und Kem sowie in der Nkam- Niederung bei Njun und Mbue die Bezwingung des Feindes erst nach wochenlangem Durchstreifen des Landes durch zahlreiche Patrouillen gelang. Hierbei fand die Expedition Unterstützung durch die Station Bare, welche die über den Nkam flüchtenden Eingeborenen festnahm. Kurz nach Jahresschluß rückte die Expedition in zwei Ab- teilungen über Manjewo—Babontscha und Banka — Fonjanti in die Südwestecke des Sperrgebiets vor und nahm Fühlung mit den zu Jabassi ge- hörenden Mbang-Dörfern. Im Randgebirge nördlich Balu kam es hierbei mehrmals zu Ge- fechten, während die Baluleute meist flüchteten. Am 24. Januar 1910 wurde die Truppe in Bana vereinigt und marschierte am 25. in das sehr gebirgige Batscha-Land, dessen Bevölkerung mehrfach das Lager beunruhigte, so daß starke Patrouillen zur Einschüchterung der Bergleute notwendig wurden. Ende Januar hatte der größte Teil der im Westen sitzenden Dörfer um Frieden gebeten und seine Strafzahlungen geleistet. Es konnten daher mehrere Dörfer östlich des Nkam anfangs Februar der Verwaltung der Station Bare übergeben werden. In der ersten Höälfte dieses Monats bestrafte ein Teil der Expedition das Dorf Balambo, dessen Bewohner in frecher Weise eine Verpflegungskolonne überfallen hatten, und durchstreifte das Gebiet im Südosten nach dem Nün zu bis Bangang-Fokam und Bangangte. Hier herrschten jetzt infolge der Verwaltungstärig= keit der Station friedliche Zustände, wenn es auch noch in letzter Zeit zu blutigen Fehden zwischen einzelnen Dorfschaften gekommen war. Eine zweite Expeditionsabteilung beruhigte während- dessen weiter das Balu-Gebiet, bis sich auch diese Landschaft unterwarf. Mitte Februar hatten fast sämtliche, seither feindliche Dörfer um Frieden gebeten und bie auf geringe Ausnahmen ihre Strafzahlungen ge- leistet. Die Expedition wurde daher am 15. Fe- bruar aufgelöst und trat den Rückmarsch nach Dschang an. In Bana blieb ein Europäer mit 30 Soldaten und einem Maschinengewehr zurück dort wird ein Posten errichtet, von dem aus das unterworfene Gebiet verwaltet werden soll. Durch die Unternehmung ist erreicht, daß das etwa 2000 akm große Gebiet zwischen Nkam und