W 696 r20C Aus dem Kfrbeitsbereich des Kolonial-Wirtschaft- lichen Komitees. Die am 1. August stattgehabte satzungsgemäße Mitgliederversammlung des Kolonial= Wirtschaftlichen Komitees hat den Jahres- bericht 1909/1910 entgegengenommen. Die Rechnungslegung für das Jahr 1909 ergibt in Einnahmen und Ausgaben die Summe von 1 018 649.. Die Versammlung beschloß die Einsetzung einer „Kolonialtechnischen Kom- mission“" zur Bearbeitung und Nutzbarmachung der technischen Unternehmungen des Komitees in den Kolonien. Sie nahm ferner Kenntnis von dem Beschlusse des Staatssekretärs des Reichs- Kolonialamts Dr. v. Lindequist bezüglich der Errichtung eines „Ständigen wirtschaft- lichen Beirats der Kolonialverwaltung“ und begrüßt die Schaffung dieser beratenden kauf- männischen Körperschaft mit Freude und Genng- tuung. Der Arbeitsbereich des Kolonial-Wirt- schaftlichen Komitees anderseits umfaßt bekanntlich die Vorbereitung und praktische Ausführung von wirtschaftlichen Unternehmungen in den Kolonien und überseeischen Interessengebieten. Als Programm für die Herbsttagung wurde festgesetzt: Verhandlungen über Baumwoll- kulturversuche in den Kolonien und damit zu- sammenhängende technische Aufgaben nach Maß- gabe der zwischen dem Reichs-Kolonialamt und dem Komitee bestehenden Vereinbarung; För- derung der Produktion von Olrohstoffen und Einführung der maschinellen Olgewinnung in Ost- und Westafrika; wasserwirtschaftliche und landwirt- schaftliche Erkundungen mit besonderer Berück- sichtigung volkswirtschaftlich wichtiger Kulturen in der Mkattasteppe, der Landschaft Ugogo, des Pare- Gebietes und der Landschaften am Vifktoriasee in Deutsch-Ostafrika; Fortsetzung der Guttapercha- und Kautschukgewinnung und Förderung des Reisbaues in Neuguinca; ferner über die deutsche Abteilung der Internationalen Kautschuk-Aus- stellung London 1911, deren Geschäftsführung das Komitee übernommen hat, und über die Be- teiligung an der Turiner Weltausstellung. Bremer Kolonial-Handelsgesellschaft vorm. F. Oloff & Co., H. G. Der Verlauf des Berichtsjahres darf als ein guter bezeichnet werden, so daß wir in der Lage sind, der Generalversammlung die Verteilung einer Dividende von 17½ v. H. vorzuschlagen. Mir haben danach in den fünf Jahren des Be- *) Aus dem Bericht des Vorstandes für die fünfte ordentliche Generalversammlung. stehens unserer Gesellschaft Dividenden von 8, 8, 15, 17½, 17½ v. H. — also zusammen 66 v. L. in fünf Jahren, 50 v. H. in den letzten drei Jahren — zur Ausschüttung gebracht. Wenn- gleich das günstige Resultat des abgelaufenen Geschäftsjahres zugelassen hätte, eine höhere als die vorgeschlagene Dividende zu verteilen, so zogen wir doch im Interesse einer gewissen Gleich- mäßigkeit der Gewinnverteilung vor, die restlichen 56 667,70 ¾ auf neue Rechnung vorzutragen. Die Zufuhr von Landesprodukten in den- jenigen Gebieten, auf die sich unsere Arbeit er- streckt, war im Jahre 1909 wiederum erheblich größer als 1908. Die Steigerung betrug bei Palmkernen etwa 30 v. H. und bei Palmöl etwa 50 v. H. Die Zufuhr von Gummi elasticum und Baumwolle blieb sich ungefähr gleich, während diejenige von Mais eine bedentende Abnahme zeigte. Trotz dieser günstigen Zufuhrverhältuisse war es uns im Berichtsjahre infolge der oft enorm in die Höhe getriebenen Einkaufspreise nicht mög- lich, uus den uns nach dem Umfange unseres Ge- schäftes etwa zukommenden Anteil der Zufuhr der Artikel Palmkerne und Palmöl und am Landesproduktengeschäft im allgemeinen zu sichern. Bei allen Produkten waren unsere Anschaffungen im Berichtsjahre relativ, d. h. im Werhältnisse zu der Gesamtzufuhr in unseren Arbeitsgebieten, in einigen Artikeln sogar absolut kleiner als im Vorjahre. Indessen haben wir trotz dieser von uns ausgeübten Zurückhaltung und veielleicht gerade infolge derselben an den Produktenabla- dungen noch erheblich besser verdient als im Vorjahre, in dem wir unsern vollen Anteil ge- kauft hatten. Unser Grundsatz, uns bei zu hohen Einkaufspreisen möglichst zurückzuhalten, hat sich also wieder bewährt. Auch das Verkaufsgeschäft europäischer Im- portwaren hat sich bei uns nicht in dem Maße gehoben, wie wir bei der gesteigerten Ausfuhr von Landesprodukten und der erhöhten Kaufkraft der eingeborenen Bevölkerung erwartet hatten. Dies hat seinen Grund darin, daß die Preise für Baumwollwaren wie auch für viele andere Importartikel während des ganzen Berichtsjahres in fortwährendem Steigen begriffen waren, eine natürliche Folge der sich langsam wieder bessernden Lage der heimischen Industrie, während die Ver- kaufspreise drüben dieser Steigerung oft gar nicht oder doch nur sehr langsam folgten, wodurch das Verkaufsgeschäft ungemein erschwert wurde. Trotz- dem ist der Durchschnittsgewinn auf den Waren- kontis gegenüber dem Vorjahre prozentual noch etwas gestiegen. Der Gesundheitszustand unserer europäischen Angestellten in Afrika war im allgemeinen gut.