W 16 20 ist ebenso wichtig — tüchtige und selbständige Einzelfarmer, die, ganz besonders in Siedlungs- kolonien wie Deutsch-Südwestafrika, das Rückgrat der Kolonie bilden werden. Meine Herren, es sind nun noch die Verträge vom 7. Mai erwähnt worden. Der Herr Ab- geordnete Speck hat gesagt: Es ist die Frage entstanden, ob diese Verträge überhaupt gültig sind, oder ob nicht der Reichs- tag dabei mitzusprechen hatte. Die Budget- kommission wird sich mit dieser staatsrechtlich sehr bedeutsamen Frage eingehend zu befassen haben. Während Herr Speck sich hierauf beschränkt hat, hat der Herr Abgeordnete Lattmann weitere Aus- führungen gegen die Verträge gemacht. Ich kann seinen Ausführungen in keiner Weise beitreten und muß hier vom Standpunkt der Verwaltung sagen, daß ich sie für nicht gerechtfertigt halte. Man kann über Verträge naturgemäß verschiedener Meinung sein; aber jedenfalls muß ich bestreiten, daß der Vertrag vom 7. Mai, wie er jetzt vor- liegt, so wenig günstig sein sollte, wie der Herr Abgeordnete Lattmann gemeint hat. Ich möchte mich hier auf diese wenigen Worte beschränken, da, wie der Herr Abgeordnete Speck angedeutet hat, noch eine nähere Prüfung bzw. Erörterung in der Budgetkommission stattfinden soll. Auch ich halte die Budgetkommission für den richtigen Platz, wenn es notwendig sein sollte, auf eine weitere Erörterung dieser Verträge ein- zugehen. Selbstverständlich werden wir von seiten der Regierung uns dieser Erörterung gern unter- ziehen, und ich sehe derselben mit Ruhe entgegen. Ich bin bemüht gewesen, Ihnen ein möglichst objektives Bild von der Entwicklung unserer Kolonien in der neuoesten Zeit zu geben. meine, daß dasselbe, trotz der Obijektivität, deren ich mich befleißigt habe, doch im allgemeinen nicht ungünstig gewesen ist. Es ist dies ja auch von einzelnen Rednern schon mit Genugtuung hervor- gehoben worden. Es hat dabei aber der be- greifliche Wunsch durchgeklungen, es möchten die Reichszuschüsse weiter vermindert werden. Das wird auch mein ernstliches Bestreben sein; ich möchte Sie aber doch bitten, mich in dieser Be- ziehung nicht zu sehr zu drängen, damit unsere Kolonien nicht wieder Schaden leiden. Ich bitte, nicht zu vergessen, welch große Lasten — es handelt sich da im ganzen allein für Bahnbauten um 214 Millionen, wozu noch 8 Millionen für Wegebauten kommen — die Kolonien durch die Verzinsung und Amortisation der Kolonialanleihen auf sich genommen haben. Es wäre vor einigen Jahren noch ganz undenkbar gewesen, daß man den Kolonien derartige Lasten auferlegen könnte; so sehr haben sich in dieser Zeit die finanziellen Verhältnisse gebessert. Wir werden meines Er- achtens diese übernommenen Pflichten nur erfüllen können, wenn wir neue Einnahmegquellen er- schließen. Diese werden naturgemäß zum Teil. auch in einer Besteuerung der Eingeborenen be- stehen müssen, und da müssen wir mit der aller- größten Vorsicht vorgehen, damit wir nicht etwa wieder durch zu harte Steuern einen Eingebornen- aufstand entfesseln und das, was wir nun in mühseliger Arbeit in den letzten Jahren erreicht haben, wieder aufs Spiel setzen. Ich bitte auch, die Reichszuschüsse nicht als reine Geldopfer zu betrachten, sondern als eine politische Kapitalsanlage, als eine Saat, die ihre Frucht bringen wird, wenn man ihr Zeit läßt, und die Früchte bereits zu bringen beginnt. Unser überseeischer Besitz ist noch eine zarte Pflanze und bedarf noch der pfleglichen Hand der Heimat. Man kann auch nicht sagen, daß wir so besonders große Opfer jetzt noch für unsere Kolonien bringen. Andere, weit ältere Kolonialstaaten zahlen heute für ihre älteren Kolonien noch ebenso hohe, ja zum Teil erheblich höhere Reichszuschüsse. Ich erwähne in dieser Beziehung England, Frankreich, Holland und dann das allerdings als Kolonial- macht junge Nordamerika. Daß das deutsche Volk und der Hohe Reichstag in den schweren und trüben Tagen, welche über unsere Kolonial- politik hereingebrochen waren, nicht an der Zukunft unserer Kolonien verzweifelt haben, das beginnt heute belohnt zu werden. Ich zweifle nicht, daß die Worte der Genugtuung über das Wachsen und Gedeihen unserer Kolonien, welchem von seiten verschiedener Redner hier im Hause Aus- druck verliehen worden ist, draußen im Volke leb- haften Widerhall finden wird. Handelt es sich bei den Kolonien doch nicht um eine Sache der politischen Parteien, sondern um eine Sache des deutschen Volkes. II. Rede vom 13. Dezember 1910. Angesichts der vorgerückten Stunde bin ich gestern nicht mehr auf eine Anfrage eingegangen, „die der Herr Abgeordnete Erzberger an mich ge- richtet hat. Mir liegt das Stenogramm noch nmicht vor; wenn ich aber recht verstanden habe, so hat er gesagt, es wäre ihm erwünscht und er hätte vermißt eine Außerung in meinen Aus- führungen über meine Stellung zum Deutschtum in den Kolonien. Wenn ich das in meinen (Ausführungen unterlassen habe, so ist es geschehen, weil ich angenommen habe, daß meine überseeische Tätigkeit in Deutsch-Südwestafrika, namentlich aber auch in Britisch-Südafrika, eine hinreichende