W 18 20 der Gouverneur habe nichts für das Deutschtum getan, er schädige es sogar und fördere das Eng- ländertum im Vergleich zum Deutschtum. Es liegt mir hier eine Adresse vor, welche — ich glaube — von 60 deutschen Ansiedlern unter- schrieben ist. Ich halte sie insofern für wichtiger als eine andere von sämtlichen Ansiedlern unter- schriebene, weil es sich um den Verein „Concordia“ handelt, der, wenn ich recht unterrichtet bin, gerade die Pflege des Deutschtums speziell in sein Programm geschrieben hat. In dieser Adresse heißt es unter anderem: Euer Exzellenz haben das Bestreben der „Concordia“, deutsche Art und deutsches Wesen zu stärken und aufrechtzuerhalten und die Zusammengehörigkeit und Gesellig- keit der Deutschen untereinander zu pflegen, überhaupt echtes, rechtes Deutschtum zu fördern, stets mit Rat und Tat unterstützt. Dafür wird nun dem Gouverneur Dank gesagt. Ich glaube, daß unsere Deutschen auf Samoa doch nicht so wenig Rückgrat haben, daß sie dem Gouverneur eine solche Adresse überreicht haben würden, wenn sie der Meinung wären, daß er das Deutschtum vernachlässigt und statt dessen das Ausländertum bevorzugt hätte. Ich habe geglaubt, diese Erklärung hier abgeben zu müssen angesichts dessen, daß dieser Gouverneur nun mehr als zehn Jahre das schwere Amt eines Gouverneurs von Samoa versieht unter Ver- hältnissen, die, wie ich nochmals betonen möchte, ganz eigenartig sind, indem eben die englischen und amerikanischen Interessen — aber nicht erst in letzter Zeit, sondern von jeher — sehr stark vertreten gewesen sind. Im übrigen dürfen Sie überzeugt sein, daß ich auch von den Gouverneuren verlangen werde, daß sie ebenso wie die Kolonialverwaltung das Deutschtum in den Kolonien in jeder Be- ziehung fördern und heben. Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilwelse nur mit Quellenangabe gestattet.) Deutsch-Ostafrika. Abbholzungsversuche im Kampte gegen die Tsetse (Glossina morsitans). Zur Beseitigung der Tsetse sind Abholzungs- versuche, zunächst von Robert Koch, in Usambara vorgenommen worden. Koch ließ einen von Glossina fusca besetzten Busch abholzen mit dem Resultate, daß jener Platz vollständig tsetsefrei wurde. Auch spätere Abholzungen hatten mehr oder weniger günstige Resultate; bei allen fand jedoch ein Einnisten der Tsetse statt, sofern nach mehreren Monaten der nachgewachsene Busch nicht wieder abgeschlagen wurde. Nach den biesigen Beobachtungen haben die einzelnen Tsetse- Arten abweichende Lebensbedingungen; es kann demnach nicht ohne weiteres mit den in dieser Beziehung mit einer Tsetse-Art gemachten Er- fahrungen auch auf die anderen Arten geschlossen werden. Dies gilt vor allen Dingen von der Glossina palpalis, die am anspruchsvollsten und daher auch am leichtesten auszurotten ist. Die Glossina morsitans ist die verbreitetste Tsetse des Schutzgebiets, und deshalb haben Ver- suche, die neuerdings Regierungstierarzt Dr. Wölfel angestellt hat, besondere Bedeutung. Dr. Wölfel machte seine Versuche auf der Straße Kasima—Isikiza (Ujui), die in un- mittelbarer Nähe der Stadt Tabora fast aus- schließlich durch sog. Trockenwald mit Unterholz (lichten Myombowald) von wechselnder Dichte führt. Das Unterholz besteht fast nur aus Laub- büschen und bietet als solches der Tsetse einen sehr günstigen Unterschlupf. Infolgedessen kam die Tsetse sehr zahlreich zu allen Jahreszeiten bei Tag und Nacht vor, so daß ein Durchtrieb durch diese Strecke ohne Ansteckungsgefahr kaum möglich war. Im November 1908 wurde nun mit den Versuchen begonnen, durch beiderseitiges Abholzen des Busches diese Straße t#etsefrei zu machen, und zwar in der Weise, daß auf jeder Seite der Straße vom 1. bis 7. Kilometer 100 m, vom 7. bis 8. Kilometer 200 m und vom 21. bis 22. Kilometer 300 m breit ausgeholzt wurde. Hierbei wurden die Sträucher ganz kurz, die Bäume bis etwa in Kniehöhe abgeschlagen und die abgeschlagenen Aste und Zweige verbrannt. Nachwachsende Büsche und Gras wurden in der angegebenen Weise baldigst wieder entfernt. Die Beobachtungen, die nun in dieser Hinsicht gemacht wurden, sind kurz zusammengefaßt folgende: In Gebieten, in denen die Tsetsefliegen sehr zahlreich auftreten, war durch 100 m breites beiderseitiges Abholzen auf der Straße zwar ein