W 139 20 Das Osthüstenfleber. Eine der verderblichsten Rinderseuchen ist das Sstküstenfieber; in seiner verheerenden Wirkung ist es für ganze Landstriche gefährlicher als die Rinderpest. Über 90 v. H. der ergriffenen Tiere gehen daran zugrunde. Ein Mittel, die Krank- heit zu heilen oder Rinder unempfänglich zu machen, ist noch nicht gefunden. Für unsere Schutzgebiete hat die Seuche große wirtschaft- liche Bedeutung. In Ostafrika ist sie endemisch; dort wird ein harter Kampf gegen sie gedührt. Bei ihrem Zuge nach dem Süden, namentlich seit dem Einbruch in die Kapkolonie, bedroht sie auch Südwestafrika. Es erscheint deshalb von erheblichem Wert, daß die Krankheit in Ursache und Art der Verbreitung von Züchtern und In- teressenten allgemein erkannt ist — muß doch ge- rade bei dieser Seuche der einzelne Viehbesitzer zu ihrer erfolgreichen Bekämpfung verständnisvoll eitragen. WVir veröffentlichen daher nachstehend die Über- letzung einer gemeinfaßlichen Darstellung, die der bekannte tierärztliche Forscher Dr. Theiler in Pretoria gegeben hat.“) Der Krankheitserreger. Das Ostküstenfieber ist eine Piroplasmosis, d. h.eine Krankheit, die durcheinen Blutkörper-Para- siten, das „kleine Piroplasma“ (P. parvum) verursacht wird. Außer diesem Parasiten in den Blutkörperchen fanden die ersten wissenschaftlichen orscher (Koch und seine Schule) in der Milz und den Lymphdrüsen erkrankter Tiere Gebilde, die sie Plasmakugeln oder Blaukörperchen nannten. ie vermuteten mit Recht, daß diese Plasma- geln, die man nur bei an Ostküstenfieber er- krankten Tieren findet, zu den als Küstenfieber- Ereger angesprochenen Piroplasmen in Blut in Beziehung ständen. Neuerdings hat Dr. Gonder aus Hamburg in dem G ts-Laboratori in Onderstepoort den Zusammenhang beider Er- einungen sicher nachgewiesen, nämlich, daß die Ulasmakugeln (auch Kochsche Kugeln genannt) m Lymphgefäßsystem und der Milz eine Ent- wicklungsperiode innerhalb der Lebenzgeschichte es Ostküstenfieber-Parasiten (Pioplasma parvum) reichtiger der zoologische Ntme Babesia Darva- — bilden. Das entspricht in gewissem vun., ranskaul department ol agriculture Farmers * etin Nr. 129: The prevention uand eradication of vernist korer= von Dr. A. Theiler. C. M. G. Go- 4 cllment. Veterinary Bacteriologist und J. M. Christy, ühr## Prineipal Veterinn# Surgeon Trnunsvanl. Aus- Dr. iches Referat, fast wörtliche Übersetzung von e, Landwirtschaftlichem Sachverständigen oͤc Guradz eim Generalkonsulat in Kapstadt. Grade einer ähnlichen Erscheinung in der Ent- wicklung anderer Blut-Parasiten, besonders der Erreger des Malariafiebers (Plasmodium vivax) im Menschen. Die Blaukörperchen (Plasma- kugeln") sind für die Diagnose des Ostküstenfiebers von größtem praktischen Wert, da die bloße Gegenwart von Piroplasmen allein keine sichere Diagnose ermöglicht. Es gibt nämlich einen in der Regel ganz harmlosen Blutparasiten, Piro- Pplasma mutans, der morphologisch vom Piro- plasma parvum sehr schwer zu unterscheiden ist. Der Ausdruck Piroplasmosis ist wissenschaftlich nicht ganz korrekt, aber gebräuchlich. Das Piro- plasma, ein lebendes Wesen mit eigenartigem Entwicklungsgang, ist in jedem Falle der Erreger des Ostküstenfiebers. Es tritt in den tierischen Körper durch den Biß von Zecken ein, entwickelt sich im Lymphgefäßsystem und wird im Zustand der Reife dann in den Blutkörperchen dem Blut- strom zugeführt. Während das Piroplasma sich im Blute der Rinder befindet, nehmen Zecken, die an dembetreffenden Tiere saugen, den Infektionsstoff in sich auf. Die Zecken fallen, wenn sie sich mit Blut vollgesogen haben, zur Erde. Im Körper der Zecke setzt sich der Lebensgang des Piro- plasmas fort und es ist wahrscheinlich, daß analog den Entwicklungsvorgängen bei anderen Blut- parasiten hier die geschlechtliche Entwicklung vor sich geht und junge Parasiten gebildet werden, die dann wiederum durch den Biß der Zecke in das Lymphgefäßsystem eines anderen Tieres über- geführt werden. Ist dieses Tier ein Rind, so entwickeln sich die Piroplasmen weiter und nach der gewöhnlichen Inkubationszeit bricht die Krank- heit aus. # Inkubationszeit. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 12 Tage und die Dauer der Krankheit 13 Tage; es kommen in Ausnahmefällen auch Inkubations= zeiten von 18 Tagen vor. Nur während der Krankheitszeit, nicht während der Inkubationszeit, nehmen Zecken, welche das Rind beißen, den Infektionsstoff auf. Krankheitsüberträger. Es ist natürlich von größtem praktischen Wert, zu wissen, welche Zeckenarten die Rolle des Ver- breiters des Ostküstenfiebers und zeitweiligen Gast- tieres für das Piroplasma spielen. Der Gouver= nements-Entomologist Launsbury in Kapstadt und der Gov. Sect. Bact. Dr. Theiler in Pre- toria haben festgestellt, daß die gewöhnliche blaue Zecke (Boophilus decoloratus), welche bekanntlich der Überträger des Piroplasma bigeminum, des )Sie sind erst nach Giemsafärbung blau.