W 144 20 Um die Weiterverbreitung der Seuche von der frisch verseuchten Farm aus zu verhindern, werden verschiedene Maßnahmen getroffen. Die erste ist das Verbot eines jeden Viehtransportes oder Orts- wechsels bis zu dem Zeitpunkt, wo alle Aus- bruchsherde der Seuche isoliert sind, und das Verbot der Ausfuhr von Gras, Heu und Moos von der verseuchten Farm. Sobald diese Maß- nahmen streng durchgeführt sind, kann der Trans- port von Vieh auf seuchenfreiem Gelände wieder erlaubt werden. Der Viehtransport wird durch gesetzliche Vor- schrist eines Erlaubnisscheines geregelt und über- wacht. Der Erlaubnisschein muß für jeden ein- zelnen Viehtransport ausgestellt werden unter Beschreibung jedes Stückes Vieh, Angabe des Herkunfts= und Bestimmungsortes sowie unter ge- nauer Vorschrift des einzuhaltenden Transport- weges. Wenn die Seuchenherde isoliert sind und die Maßnahmen zur Verhinderung ungesetzlichen Vieh- transportes eingeführt sind, ist auf deren strenge Durchführung allergrößte Aufmerksamkeit zu ver- wenden. Hierfür ist ein wichtiges Hilfsmittel das zwangsweise Brennen des Rindviehes. Im Transvaal ist ein Drei-Brandsystem eingeführt, welches ermöglicht, mit einem Blick festzustelleu, aus welchem Distrikt, von welcher Farm und von welchem Besitzer ein Rind herkommt. Der unerlaubte Transport von Vieh aus infizierten Distrikten, ebenso der Versand von Gras, Heu, Moos aus diesen muß auf das allerstrengste bestraft werden. Im Transvaal hat sich als wirk- sames Verhinderungsmittel erst die Einführung der drastischen Strafe erwiesen, daß alle abgefaßten Rinder rücksichtslos konfisziert und vernichtet werden. Damit infizierte Farmen nicht eine Quelle der Seuchenausbreitung in der Nachbarschaft werden, ist es notwendig, daß man sie einzäunt. Wie man bei jedem neuen Seuchenherd gegen das Ostküstensieber vorgeht, hängt ganz von den lokalen Verhältnissen ab. Wenn seuchenfreies Weideland vorhanden ist, so muß nach vorherigem Abschlachten aller kranken Rinder vor allen ein Weidewechsel in der oben geschilderten Art vor- genommen werden. Ist aber das ganze Farm- gelände verseucht und steht keine seuchenfreie Weide zur Verfügung, so gibt es nur zwei gangbare Wege. Der erste ist, daß man der Krankheit ihren Lauf läßt, bis alles Vieh tot oder immun ist. Das wird je nach der Zahl der vorhandenen Zecken entweder sehr schnell der Fall sein oder länger, ja selbst Jahre lang dauern. Daher ist die zweite Methode vom staatlichen Gesichtspunkte aus empfehlenswerter, nämlich die Tötung des betreffenden Viehbestandes. So wird die Infektion zahlreicher Zecken und damit die Gefahr der weiteren Seuchenverschleppung verhindert. Dieses drakonische Mittel wird in manchen Fällen, wenn es ordentlich und zur richtigen Zeit durchgeführt wird, die besten Ergebnisse zeitigen. Besonders wenn die Krankheit in großer Entfernung von allen sonstigen Seuchenherden auf einer Farm ausbricht, wird man durch schnelles Abschlachten des gesamten Viehbestandes die Seuche unterdrücken können. Ferner wird das Schlachten aller neu- geborenen Kälber in solchen Fällen zur Unter- drückung des Ostküstenfiebers notwendig sein, woö die Seuche durch eine Gegend durchpassiert ist und dann dort jahrelang nicht ganz erlischt. Nur diese Kälber verschulden dort das Fortbestehen der Seuche, wo die ausgewachsenen Rinder immun sind. In einigen Gegenden Transvaals hat diese Maßnahme sich bewährt. Man muß sie 15 Mo- nate lang durchführen; es empfiehlt sich deshalb auch die durchgeseuchten, immunen Bullen zu kastrieren. Das den Farmern empfohlene Dippen der Rinder sollte für ganz Südafrika gesetzlich obliga- torisch gemacht werden. Zweifellos würde dann nicht bloß das Ostküstensieber aufhören, sondern auch alle anderen Viehkrankheiten, welche durch Zecken übertragen werden. Man würde dann bestimmt zu einem Gesundheitszustand der Rind- viehbestände gelangen, der den europäischen Ver- hältnissen nicht nachsteht. Zwar ist das Dippen im Kampfe gegen das schon ausgebrochene Ostküstenfieber nicht die be- deutungsvollste Waffe, das Verfahren wirkt zu langsam —, aber es würde eine weise Staats- politik sein, wenn die Einführung des Dippens der Haustiere als Mittel zur Vertilgung der die Krankheit übertragenden Zecken in weitestem Um- fange ins Auge gefaßt würde, besonders in Ge- genden, wo es viele Zecken gibt. Aus vorstehenden Ausführungen geht zweifellos hervor, daß der Staat und auch die Farmer wirksame Mittel an der Hand haben, um das Ostküstensieber erfolgreich zu bekämpfen. Der Verlauf in Rhodesia und Transvaal hat bewiesemn daß die Seuche aufgehalten, ja sogar zum gänzlichen Erlöschen gebracht werden kann, wenn die an- gegebenen Maßregelnenergisch durchgeführt werden. Leider ist es schon schwierig, einem weißen, nicht wissenschaftlich vorgebildeten Viehbesitzer, es! aber noch viel schwerer, einem Eingeborenen die Natur der Krankheit klar zu machen. Was würde nun in Südafrika passieren, wenn die Bekämpfungsmaßregeln gegen die Seuche ni t durchgeführt werden? Wohl der gleiche Zustand würde eintreten, wie er in Ostafrika, der Heima des Ostküstenfiebers besteht. Hier ist die Seuche endemisch geworden. Ein gewisser Prozentsat