W 224 e□ esichtamtlicher Teile-nnnn Vorschlag zu einer neuen Oethode der Malariabekämpfung. Von Generaloberarzt Professor Dr. E. Stendel. Bald nachdem Ronald Roß die Entdeckung gemacht hatte, daß die Malaria durch Stechmücken übertragen wird, sind ausgedehnte Versuche an- gestellt worden, unter Ausnützung dieser Ent- deckung die Malaria an wichtigen Tropenorten auszurotten. Roß suchte dieses Ziel dadurch zu erreichen, daß er die in stehenden Gewässern le- benden Eier, Larven und Puppen der Stechmücken durch Begießen mit Petroleum vernichtete. Haupt- sächlich war er aber darauf bedacht, die kleinen Wasseransammlungen, welche vielfach als Brut- stätten für die Mücken dienen, auszutrocknen und diesen dadurch die Möglichkeit zur Vermehrung abzuschneiden. Demgegenüber besteht das von Robert Koch empfohlene Verfahren, das die Mücken unberücksichtigt läßt, darin, alle Menschen ausfindig zu machen, welche Malariaparasiten in ihrem Blute haben und diese Menschen dann so- lange mit Chinin zu behandeln, bis keine Para- siten mehr im Blute sind. Gelingt es an einem Orte, alle Menschen von Malariaparasiten zu be- freien, so kann auch keine Neuinfektion mehr er- folgen, denn nur solche Stechmücken, welche vor- her von einem mit Malaria behafteten Menschen Blut gesaugt haben, sind fähig, eine Neuinfektion zu bewirken; andernfalls ist ihr Stich unge- fährlich. Beide Methoden der Malariabekämpfung haben schöne Erfolge aufzuweisen, beiden haften aber auch Mängel an. Das Roßsche Verfahren läßt an solchen Orten im Stich, wo große Sumpf- bildungen in nächster Umgebung vorhanden sind; dies ist aber an den meisten afrikanischen Küsten- orten der Fall. Nur da, wo große Sümpfe fehlen und durchlässiger Boden den reichlichen Tropenregen ohne Pfützenbildung rasch verschwin- den macht, hat es dauernden Erfolg. Dies ist z. B. in Ismaelia und von deutschen Schutz- gebieten in Lome, wenigstens längere Zeit hin- durch, der Fall gewesen. Die Kochsche Methode ist zwar von Wasser- ansammlungen unabhängig, aber die Auffindung aller mit Malariaparasiten behafteten Menschen wird um so schwieriger, je größer die Ansiedlung und je weniger seßhaft die Bevölkerung ist. In Afrika ist die gründliche Durchführung außerdem noch durch die Eingeborenen wesentlich erschwert, da sie zwar häufig Parasitenträger sind, die Er- wachsenen aber unter der Krankheit wenig zu leiden haben, deshalb den Nutzen der Methode nicht zu erfassen vermögen und jedes Interesse dafür vermissen lassen. In Daressalam und Tanga, wo die Kochsche Methode im großen angewendet wird, konnte aus diesen Gründen zwar ein guter relativer, aber kein absoluter Er- folg erzielt werden und das Erreichte läßt sich nur durch ständige eifrige Arbeit festhalten. Ein Ende ist trotz vieljähriger Arbeit noch nicht ab- zusehen. Der mechanische Schutz gegen die Stiche der Moskitos kann dem Einzelindividuum, das ge- zwungen ist, in einer Malariagegend zu leben, von Nutzen sein; als eine Methode zur Aus- rottung der Malaria an einem Orte kann man diesen mechanischen Schutz nicht wohl betrachten. Unter diesen Verhältnissen dürfte das Suchen nach einer neuen Malaria-Bekämpfungsmethode, welche bessere Erfolge, sei es für sich allein, sei es in Verbindung mit einer der beiden anderen Methoden, zu zeitigen verspricht, gerechtfertigt sein. Die geflügelten Stechmücken (Anopheles) zu vernichten galt bisher für aussichtslos. Nur die Franzosen'") haben in Westafrika versucht, sie in künstlichen Erdlöchern während ihrer Mittagsruhe zu fangen und auszubrennen. Die Methode scheint keine weitere Verbreitung gefunden zu haben und es ist auch sehr zweifelhaft, ob damit gerade den Malaria übertragenden Anopheles, die den Tag über wenig zu fliegen pflegen, bei- zukommen wäre. Die Lebensweise der Anopheles bietet uns aber Gelegenheit, ihrer auf andere Weise habhaft zu werden. Auch in den tropischen Ländern stechen und vermehren sich die Anopheles nicht das ganze Jahr hindurch gleichmäßig; vielmehr nehmen sie in der Trockenzeit an Zahl bedeutend ab und stechen sehr selten, so daß diese Jahres- zeit von Neuinfektionen mit Malaria nahezu frei ist. Stabsarzt Vorwerk hat diese Verhältnisse in Garua näher studiert und konnte feststellen, daß die Anopheles sich während der Trockenzeit in den Eingeborenenbehausungen aufhalten. — Während der feuchten Jahreszeit machen in dem *) Dr. Külz: Moskitobelämpfung der Franzosen in Westafrika durch die Methode der girouspiss . Archiv für Schiffs= und Tropenhygiene 1909, Bd. XIII.