W 230 20 kehr mit den Eingeborenen geschultes Personal verfügte, das den nötigen erzieherischen Einfluß auf die Bevölkerung ausüben konnte. Ohne den Einfluß der Verwaltung, insbesondere ohne die unausgesetzten Bemühungen der örtlichen Ver- waltungsbehörden in Togo, würde die Aufgabe der Ausbreitung der Baumwoll-Volkskultur für Exportzwecke wohl bis heute noch keine sichtbaren Fortschritte gemacht haben. Bei der Erfüllung der Hauptaufgaben fand dann eine Arbeitsteilung statt. Das Kolonial- Wirtschaftliche Komitee übernahm die landwirt- schaftlichen Versuchsarbeiten — jedoch mit Aus- nahme der Nordbezirke —, ferner die Erbauung von Entkörnungsanlagen und ihren Betrieb sowie den damit verbundenen Aufkauf von Baumwolle. Später fanden sich dann Private bereit, diesen letzteren, rein geschäftlichen Teil zu übernehmen. Die Bezirksämter und Regierungsstationen da- gegen nahmen sich der Ausbreitung der Baum- wollkultur unter den Eingeborenen an. Der eingeborene Bauer Togos fand anfangs den Baumwollbau für den Export nicht rentabel genug und zeigte wenig Neigung, sich ihm in einem den Verbrauch im eigenen Lande über- steigenden Umfang zu widmen; denn die Preise, soweit sie nach Abzug der hohen Transportkosten den Produzenten zufielen, waren niedrig und die Erträge der Felder gering. Konnte doch häufig — und noch bis in die letzten Jahre — beobachtet werden, daß Eingeborene, die auf den Märkten Rohbaumwolle einkauften, um sie selbst zu ver- spinnen, wesentlich höhere Preise bezahlten als die Einkäufer der die Baumwolle exportierenden Körperschaften oder Firmen. Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee versuchte nun zunächst die Erträge der Baumwolle durch Erzielung einer geeigneten Kreuzung zwischen der einheimischen Togobaumwolle und einer ertrag- reichen amerikanischen Sorte zu steigern. Ferner errichtete das Komitee Entkörnereien an den großen bestehenden Märkten, um weite und teuere Trans- porte unentkörnter Baumwolle zu vermeiden. Außerdem waren das Komitee wie auch die kauf- männischen Firmen und nicht zum wenigsten die Leiter der Bezirke Misahöhe und Atakpame, wo der Baumwollbau hauptsächlich aussichtsreich er- schien, bemüht, den Bauern auch an den von den Entkörnereien entferntliegenden Plätzen die Rohbaumwolle abzukaufen. Damit blieben den Produzenten die langen Märsche erspart, denen sie sich zuvor unterziehen mußten, wenn sie ihr Produkt absetzen wollten. Dank diesen Bemühungen hat sich denn auch der Eingeborene in den letzten Jahren immer mehr daran gewöhnt, über den früheren Eigen- bedarf hinaus Baumwolle anzubauen. Die mit der Baumwollkultur verbundene Arbeit geht ihm offenbar mit der Zunahme des Anbaus und da- mit vermehrter Übung besser von der Hand, so daß er mit gleichem Arbeitsaufwand mehr leistet. Ferner steigerten sich allmählich auch seine Be- dürfnisse, die er nun zum Teil durch den Ver- kauf von Baumwolle zu befriedigen sucht. Wie schon aus dem Gesagten ersichtlich ist, zielten die in Togo eingeleiteten Arbeiten darauf bin, den Baumwollbau in weitestem Umfange als Volkskultur einzuführen. Hierfür war der Umstand maßgebend, daß in dieser dichtbe- völkerten Kolonie für europäische Pflanzungs- unternehmungen nur in beschränktestem Maße noch geeignetes Land vorhanden ist. Es galt also, die noch unausgenutzten und unentwickelten Kräfte der eingeborenen Bauern für die Schaffung größerer Exportwerte des von der heimischen In- dustrie so dringend benötigten Rohmaterials in Tätigkeit zu setzen. Um hierin nachhaltige Erfolge zu erzielen, mußten ein genaues Studium der Boden= und Klimaverhältnisse des Landes, sowie Versuche zur Ermittlung der für die dortigen Verhältnisse ge- eigneten Sorten einsetzen. Daß derjenige Teil des Schutzgebiets, der schon nahe vor der Er- schließung durch eine Bahn stand, die besten Aussichten für eine erfolgreiche Einführung des Baumwollbaues im größeren Maßstabe bot, galt als selbstverständlich. Dieser Landesteil ver- fügte ja auch über die am besten vorgebildete Bevölkerung. Der Schwerpunkt der Versuche wurde deshalb nach Tove in den Mittelpunkt des Bezirks Misahöhe gelegt. Weitere Ver- suchsfelder wurden dann im Bezirk Misahöhe in Ho, Kpandu und Gudewe und im Bezirk Lome in Assahun, Tovega und nahe der Stadt Lome angelegt. In den Bezirken Atakpame und Sokode führten die Regierungsstationen in Nuatjä, Atakpame, Sokode und anderen Ortschaften die von den Sachverständigen des Kolonial-Wirt- schaftlichen Komitees vorgeschlagenen Versuche aus. In die Versuchsfelder wurden zunächst die im Schutzgebiet vorgefundenen und als „ein- heimisch“" bezeichneten Sorten ausgenommen; ferner die hochwertigsten Arten aus Agypten, den westindischen Inseln und Nordamerika. Hierbeie muß auch der eifrigen Tätigkeit des leider zu früh verstorbenen Sachverständigen des Komitees, Buringhausen, dankbar gedacht werden. Von den sechs „einheimischen“ Sorten kamen fünf für den Anbau in Frage. Diese fünf Sorten hatten in ihren verschiedenen Anbau- gebieten, je nach Größe des Verbrauchs der Be-