W 231 20 völkerung an selbst gewebten Stoffen eine stärkere oder schwächere Verbreitung gefunden. Sie wurden von den Vertretern des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees fast durchweg mit dem Namen ihres engeren Verbreitungsgebietes belegt, also: „Küstenbaumwolle“, „Kpandu“, „Sokode“, „Man- gu“" und „Togo-Sea-Island“ (oder „Ho-Baum- wolle“). Die allgemeine Annahme, daß eine Baumwollsorte dort, wo sie sich den Klima= und Bodenverhältnissen angepaßt hat, ihre größten träge liefert, sprach dafür, in jedem Gebiet die dort vorgefundene Sorte anbauen zu lassen. Demgegenüber machten sich jedoch die Wünsche es europäischen Marktes geltend, nämlich, eine are von einheitlicher Beschaffenheit aus Togo zu erhalten. Es wurde aber schon zu Anfang der Baumwollversuche erkannt, daß die czeugung einer einzigen einheitlichen Sorte im Schutzgebiet nicht im Bereich der Möglichkeit lag. Zum mindesten sollte nun angestrebt werden, im Süden — in den Bezirken Misahöhe, Lome, Anecho und Atakpame — nur eine Sorte in Volkskultur anzupflanzen. Die in diesem Gebiet vorgefundenen Sorten waren „Küstenbaumwolle“, „Kpandun“ und „Togo-Sea--Island“. Es galt nun, eine dieser drei Sorten für den allgemeinen Anbau im südlichen Teil des Schutzgebiets aus- zuwählen. Die Faser der Küstenbaumwolle war kurz und ihr Faserprozentsatz — Gewichtsverhältnis der Faser zum Samen — war niedrig. Da die Sorte keinerlei Vorteile aufwies, um diese Nach- telle auszugleichen, kam sie für den Anbau nicht in Frage. Ein Vergleich der übrigen beiden Sorten „Kpandu“ und „Togo-Sea-Island“ mit- einander ergab, daß „Kpandn“ die bessere Faser liefert, ihr Faserprozentsatz jedoch niedriger ist, wogegen die Erträge der beiden Sorten etwa gleich groß sind. Auf Grund der angestellten Berechnungen, wobei natürlich die seinerzeit ein- geholten fachmännischen Gutachten über den Wert beider Sorten eine große Rolle spielten, ergaben, daß Togo-Sea-Island die für den Anban geeignetere Sorte ist. Ausländische Arten und Sorten litten, wie aus den Versuchen hervorging, in verschiedenen Gegenden zu sehr unter Schädlingen und unter dem Einfluß des Klimas; deshalb konnte auch unter ihnen keine für die Verbreitung über das ganze Schutzgebiet geeignete Sorte gefunden werden. In einzelnen enger begrenzten Gebieten bewährten sich jedoch einige dieser Sorten gut. Um diese Möglichkeit auszunutzen, mußte eine weitere Aufteilung der Baumwollgebiete in spezielle Anbaudistrikte erfolgen. Wie schon oben erwähnt, waren auf den Bezirk Misahöhe besonders hohe Erwartungen bezüglich der Baumwollproduktion gesetzt worden. Die Versuche erstreckten sich deshalb anfangs hauptsächlich auf die Bedürfnisse dieses Bezirks. Fußend auf den Ergebnissen der bisher dort aus- geführten Versuche und aus anderen, oben ge- nannten Gründen entschied man sich für Togo- Sea-Island als die für diesen Bezirk geeignetste Sorte. Um aber die Erträge zu steigern, führte der verstorbene farbige Angestellte des Kolonial-Wirt- schaftlichen Komitees Robinson Versuche aus, durch Kreuzung die Widerstandsfähigkeit der Togo-Sea-Island und Produktivität der ameri- kanischen „Upland“ miteinander zu verbinden. Die betreffenden Bastarde wurden schon nach wenigen Jahren dem Anbau übergeben, spalteten sich aber, wie zu erwarten war, bald wieder in die Elternformen aus, wodurch sie für die weitere Verwendung unbrauchbar wurden. Die Versuche, die Togo-Sea-Island ertragreicher zu machen, mußten deshalb in andere Bahnen gelenkt werden, wovon unten noch die Rede sein wird. Als ein für den Baumwollbau im nörd- lichen Teil der Kolonie wichtiges Gebiet trat bald der Bezirk Sokode in den Vordergrund. Dieses mit einer arbeitsamen Bevölkerung dicht besiedelte Land ließ durch die Bahn Lome--Atak- pame und die von Atakpame nach Sokode weiter- führende fahrbare Landstraße einen lohnenden Baumwollexport erwarten. Die dank der rast- losen und erfolgreichen Tätigkeit des früheren Bezirksamtmanns von Sokode, Regierungsrat Dr. Kersting, durchgeführten und bereits abge- schlossenen Sortenversuche hatten inzwischen die für den Anbau im Bezirk geeignetste Sorte er- mitteln lassen und die Möglichkeit ihrer Verwen- dung in der Volkskultur außer Zweifel gestellt. Die vergleichenden Sortenversuche wurden in Sokode mit großer Genauigkeit und auf breitester Grundlage ausgeführt. Zahlreiche Arten und Sorten aus aller Welt, auch solche, die nur geringe Aussicht auf Anbaufähigkeit im dortigen Bezirk boten, wurden, um Zufälligkeiten auszu- schalten, wiederholt mehrere Jahre hindurch auf ihre Brauchbarkeit geprüft. Dabei zeigte sich, daß eine als „Gossypium neglectum“ bezeichnete Varietät der indischen Baumwolle unter den dortigen Bedingungen die besten Aussichten für die Volkskultur gewährte. Allerdings besitzt die Neglectumsorte einen verhältnismäßig kurzen und rauhen Stapel; doch wird hier durch erxakte züchterische Arbeit in der Faserverbesserung noch viel geleistet werden können. Der Aufnahme der Baumwollkultur im größeren Umfange von seiten der Eingeborenen im Bezirk Sokode stehen vorläufig noch die langen Märsche entgegen, denen die in weiterer Ent-