W 232 2.0 fernung von der Station wohnenden Eingeborenen sich unterwerfen müssen, um ihr Produkt absetzen zu können. Bauern, die ihr Produkt 3 bis 4 Tage- märsche zur Entkörnerei tragen müssen, um dann kaum 5 ( für eine volle Last zu erhalten, ver- lieren die Lust am Anbau. Hier kann durch Anlage weiterer Entkörnereien, die durch fahrbare Wege mit der Hauptstraße verbunden sind, Wandel geschaffen werden. Denn nach der Ent- körnung wird der Weitertransport wesentlich leichter und billiger; die Saat, also etwa 70 v. H. des Gewichts der geernteten Saatbaumwolle, würde vorerst im Produktionsgebiet zurückgelassen werden müssen. Die Baumwollkultur muß den Eingeborenen mundgerecht gemacht werden; die ihr zugewandte Arbeit muß ihnen größere Gewinne bringen als der gleiche, einer anderen Kultur zugewandte Arbeitsaufwand. " Im Bezirk Kete-Kratschi stellten sich der schon während der letzten Jahre angestrebten Einführung einer Baumwollvolkskultur einige Schwierigkeiten entgegen. Vor allem hält es schwer, das auch hier nötig werdende ausgedehnte System von Entkörnungsanlagen und Aufkauf- märkten in diesem dünner bevölkerten Bezirk rentabel zu gestalten. Die Erfahrung in den übrigen Bezirken hat gezeigt, daß der Einfluß- radius einer Entkörnerei nur 25 km beträgt. Darüber hinaus wird nur wenig Baumwolle für den Absatz angebaut; in einer Entfernung von 40 km hat meistens jeder Einfluß aufgehört. Die Bevölkerungszahl der in einem solchen Kreise wohnenden Eingeborenen ist aber im Bezirk Kete-Kratschi niedrig; erst nachdem sich diese Ein- geborenen der Baumwollkultur im größeren Maße zugewandt haben, würden die Entkörnungsan- lagen hinreichendes Material zur Verarbeitung bekommen, um das ganze Unternehmen rentabel zu gestalten. Während der Entwicklungsjahre muß demnach mit Verlust gearbeitet werden, wozu wohl nur gemeinnützige Unternehmungen bereit sein werden. Die von der Regierungsstation in Kete-Kratschi eingeleiteten Sortenversuche sind noch nicht be- endet. Nach den bisherigen Erfahrungen ist an- zunehmen, daß auch hier, wie im Bezirk Sokode, eine ostindische Sorte in der Volkskultur aufge- nommen werden wird. Die Einführung der Baumwollvolkskultur im Bezirk Mangu-Jendi, welche einen gewinn- bringenden Absatz von dort voraussetzt, wird erst möglich sein, nachdem die Bahn eine größere Strecke über Atakpame hinaus fortgeführt worden ist. Die Versuche im Bezirk Mangu-Jendi sind ebenfalls im Gange und werden voraussichtlich schon im nächsten oder übernächsten Jahre zur Bestimmung der für diesen Bezirk geeigneten Sorte führen. ç Im Jahre 1903 wurde vom Kolonial-Wirt= schaftlichen Komitee mit Unterstützung der Regie- rung eine „Baumwollschule“ in Nuatjä (Bezirk Atakpame) angelegt. Die Absicht war, hier jungen Eingeborenen praktischen Unterricht in der Kultur der Baumwolle zu geben, und sie dann als Lehrmeister zur Unterweisung der Be- völkerung in ihre Heimat zu entlassen. Schon die ersten ausgebildeten und in ihre Heimat zurückgesandten Schüler zeigten, daß dieses System nicht das richtige war. Wenn auch die „Lehrmeister“ einen Begriff von einer, der eingeborenen Pflanzmethodik überlegenen Baum- wollkultur erhalten hatten, so sehlten ihnen doch die Fähigkeiten, diese Kenntnisse auf ihre Lands- leute zu übertragen. Auch lag bei ihnen die Neigung vor, den durch ihre Stellung gewonnenen Einfluß bei den Eingeborenen zur Erzielung von persönlichem Nutzen zu verwenden. Das Programm der Baumwollschule wurde demzufolge im Jahre 1906 geändert; um den Leuten eine gründliche Ausbildung im Ackerbau zu geben, wurden die Lehrkurse auf drei Jahre“ verlängert. Ferner wurde im Programm vor- gesehen, die Leute nach erfolgter Ausbildung nicht mit dem Auftrage in ihre Heimat zu entsenden, ihre Landsleute zu belehren, sondern sie selbst in ihren Heimatbezirken als Ackerbauer anzu- siedeln. Bald nach Anderung des Arbeitsprogramms der „Baumwollschule“ erfolgte ihre Umwandlung in eine Ackerbauschule. Denn es hatte sich bald herausgestellt, daß, um eine lohnende Baum- wollkultur einzuführen, auch die Praxis des Fruchtwechsels und anderer Methoden eines rationellen Ackerbaus in diesem Lande erlernt und geübt werden müßte. Die Umwandlung der Baumwollschule in eine Ackerbauschule war des- halb eine Notwendigkeit geworden. Würde, wie in der Sitzung der Baumwoll-Kommission des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees vom 21. No- vember 1910 gewünscht wurde, die Ackerbauschule ihre Aufmerksamkeit von den übrigen landwirt- schaftlichen Kulturen wieder abwenden und sich nur der Baumwolle widmen, so würde dadurch nicht nur ein großer Fehler begangen werden, sondern die Baumwollkultur selbst würde am meisten unter einer solchen Maßnahme Schaden leiden. Die Gestellung von Schülern für die Acker- bauschule, die Ansiedlung der ausgelernten Leute und ihre weitere Überwachung, überhaupt fast jede, außerhalb des eigentlichen Schulbetriebs