233 20 liegende Tätigkeit der Ackerbauschule mußte unter den obwaltenden Verhältnissen von der Ver- waltung erledigt werden, deren. Organe allein die dringend erforderliche engere Fühlung mit den Eingesessenen der verschiedenen Bezirke be- saßen. Um das bisher in zwei Händen liegende landwirtschaftliche Ausbildungswesen in eine Hand zu vereinigen, wurde im Jahre 1908 die Acker- bauschule vom Gouvernement Übernommen. Gleichzeitig trat der seit dem Jahre 1904 in den Diensten des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees in Togo tätig gewesene Baumwollsachverständige H. Pape aus Texas, dem von 1905 an nebenamtlich auch die Oberleitung der Baumwoll= schule übergeben worden war, in die Dienste des Gouvernements über. Pape hat dann bis zum Mai 1910 als Leiter der Ackerbauschule und als Sachverständiger für alle Angelegenheiten des aumwollbaus im Schutzgebiet gewirkt. Bisher hatte die Ackerbauschule lediglich die Anlernung von jungen Eingeborenen zu Acker- bauern zur Aufgabe. Bald jedoch wurde erkannt, daß auch die übrigen Zweige der Landwirtschaft in der Umgegend der Ackerbauschule, im Bezirk Atalpame, besondere Versuchsarbeit erforderte. Das daraufhin erweiterte Versuchswesen wurde immer mehr den Bedürfnissen des Bezirks ent- sprechend ausgestaltet. Die hieraus für die Baumwollkultur erzielten Ergebnisse seien nach- folgend kurz erwähnt. ie aus den Sortenver- suchen als die geeignetsten erkannten Upland- sorten: „King“, „Mortgage Lifter“ und „Big Boll“ sind durch Akklimatisation und Auslese ertrag- reicher geworden und haben sich in der Pflugkultur als der einheimischen Sorte Togo-Sea-Island weit überlegen erwiesen. Ob diese Upland auch unter den Eingeborenen des Bezirks Atakpame eingeführt werden kann, werden weitere Ermitt- lungen ergeben müssen. Außerdem wurde durch die Versuche der Acker- bauschule festgestellt, daß die Kpandu-Sorte im Bezirk Atakpame schlecht gedeiht. Im Bezirk Atalpame wird also die „Kpandu-Sorte“ nicht allgemein zur Einführung gelangen können. Als ein weiteres Ergebnis der Arbeit der Ackerbauschule sind die Schlüsse zu betrachten, welche aus den Versuchen und Beobachtungen über den Wassergehalt des Bodens, soweit dieser für die Baumwollkultur in Frage kommt, gewonnen wurden. Die weitere Besprechung dieser Beobachtungen würde hier zu weit führen. Sie find jedoch von besonderem Wert bei der Auswahl des Baumwollandes sowie bei etwaiger Anwendung künstlicher Bewässerung. Umfangreiche Versuche über die Fruchtfolge mit Baumwolle, Mais und Leguminosen wurden duktion erkennbar werden. ebenfalls in der Ackerbauschule ausgeführt und erstreckten sich über mehrere Jahre. Wie aus den Verhandlungen der Baumwoll= kommission des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees vom 21. November 1910 hervorgeht, ist in der Kommission auch die Frage des Einflusses der Ackerbauschule auf die Baumwollvolkskultur be- rührt worden. Unter anderem wurde dabei der Vorwurf erhoben, die Ackerbauschule wende zum Nachteil der Baumwollkultur anderen Kulturen zu große Aufmerksamkeit zu und trage die Schuld an dem Rückgang der Baumwollproduktion des Baumwolljahres 1909/10. Hierin liegt eine Verkennung der Sachlage. Der Einfluß der Ackerbauschule auf die Baumwollvolkskultur in Togo kann sich in der Baumwollproduktion erst nach Ablauf mehrerer Jahre, erst nachdem die früheren Schüler angesiedelt und selbst produktiv geworden sind, bemerkbar machen. Dasselbe gilt von den in der Ackerbauschule ausgeführten Ver- suchen. Erst nachdem ihre Ergebnisse auf die Landwirtschaft der Eingeborenen übertragen wor- den sind, kann ihr Einfluß auf die gesamte Pro- Man darf niemals vergessen, daß es sich in Togo, wie im tropischen Afrika überhaupt, bei derartiger Versuchsarbeit um eine grundlegende Abänderung von Gewohn- heiten handelt, die durch hunderte von Gene- rationen überliefert, in der Ausübung des Acker- baues bei den Negern tief eingewurzelt sind. Die Erfolge der Tätigkeit der Ackerbauschule konnten sich unmöglich schon nach Verlauf weniger Jahre zahlenmäßig ausdrücken. Noch viel weniger aber konnte die erst im Jahre 1909 begonnene Ausdehnung der Versuchsarbeit auf andere Feld- kulturen schon auf die Baumwollernte des Jahres 1909/10 einen nachteiligen Einfluß ausgeübt haben. Im übrigen hat eine Einschränkung der Baumwollkulturversuche in der Ackerbauschule nicht stattgefunden; es wurden nur aus den erwähnten zwingenden Gründen Versuche mit anderen Feld- früchten hinzugefügt. Die wirklichen Gründe für den Rückgang der Produktion im Baumwolljahre 1909/10 sowie die Gründe für den Rückgang der Qualität werden weiter unten erörtert werden. (Schluß folgt.) Koloniale Kautschuk-Kommission. In einer neubegründeten Kautschuk-Kom- mission führt das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee einen Zusammenschluß der deutschen Kautschuk- plantagen, Importfirmen, Kautschukwarenfabriken, Technologen und Fachgelehrten zu gemeinsamer Arbeit auf dem Gebiet der Rohstoffe Kautschuk und Guttapercha herbei. Dem Verbrauch Deutsch-