G 286 20 Zweitens ist der Bahnbau, der der Land- wirtschaft zahlreiche Arbeiter entzogen hat und der zudem große Ansprüche an die Erzeugung von Nahrungsmitteln für die im Bahnbau beschäf- tigten Menschen stellte, nicht ohne Einfluß auf die Erzeugung von Exportprodukten geblieben. Der stellvertretende Gouverneur von Togo berichtet neuerdings über die Frage des Rück- ganges der Erntemengen,") wie folgt: „Der Verband deutscher Baumwollgarn-Ver- braucher glaubt aus sicherer Quelle erfahren zu haben, daß Togo im letzten Jahre einen merk- lichen Rückgang der Erntemengen aufweist und daß die Befürchtung nicht von der Hand zu weisen sei, daß dieser Rückgang fortschreiten werde. Diese Befürchtung teile ich nicht. Es ist richtig, daß im verflossenen Jahre ein Rückgang in der Erzeugung von Baumwolle gegenüber dem Vorjahre eingetreten ist. Aber es wäre sicherlich trotz des ungünstigen Wetters wieder eine kleine Vermehrung eingetreten, wenn nicht gerade die hauptsächlich im Baumwollbau beteiligten Land- schaften Atakbame und Nuatjä durch den Bau der Bahn genötigt gewesen wären, sich in er- höhtem Maße dem Anbau von Korn, Jams und Hülsenfrüchten zuzuwenden, um 4000 Arbeiter ein Jahr lang zu ernähren. Daß im Bezirk Atakpame durchaus nach wie vor die Lust bestand, die Baumwollfelder zu vergrößern, erhellt daraus, daß gerade die beiden Landschaften des Bezirks, die für die Ernährung der Bahnarbeiter, weil abseits gelegen, nicht in Betracht kamen, Kpedji und Sagada, ihre Erntemenge vermehrt haben (zusammen um 14,7 v. H.).“ Aus obigen Erläuterungen erhellt, daß die Beschaffenheit der in den Handel kommenden Togo--Baumwolle hauptsächlich von folgenden Faktoren abhängig ist: 1. Art oder Sorte der in den einzelnen Anbau- bezirken kultivierten Baumwolle, 2. Sortenreinheit bzw. Bastardierung und Saat- vermischung, 3. den natürlichen Bedingungen im engeren Anbaudistrikt, wobei auch Boden= und Klima- einflüsse sich geltend machen, 4. der Zeit der Ernte. Diese Faltoren machen sich regelmäßig geltend und sollten beim Abschließen von Verkäufen, be- sonders beim Kauf ohne Muster, beachtet werden. Bu 3. ist noch folgendes zu bemerken: In Dieser bedauerliche Vorgang spielte sich nicht nur in Togo a Südnigerien blieb die Baum- wolnprodinheoe des Palenderjahres 1910 um 60,8 v. H. genn Vorjahr zurück. (Vgl. Amtsblatt für Togo- Süd= und Mittel-Togo wird, wie erwähnt, nur eine Sorte angebaut. Immerhin können inner- halb dieses Gebiets durch Klima= und Boden- einflüsse gewisse Unterschiede in der Beschaffenheit der Faser bewirkt werden; denn die natürlichen Bedingungen in den drei hierher gehörigen An- baudistrikten, nämlich den Verwaltungsbezirken Misahöhe und Atakpame und der Küstenzone, sind einander nicht gleich. Man wird also gut tun, beim Ankauf darauf zu achten, aus welchem dieser Distrikte die ange- botene Baumwolle stammt. Zu 4.: Gewisse Unterschiede bestehen zwischen den zu verschiedenen Jahreszeiten gereiften Posten. Die zu Beginn der Trockenzeit gepflückte Baum- wolle ist in der Regel, wenn „tote“ Faser aus ihr ferngehalten wird, von besserer Qualität als die später zur Höhe der Trockenzeit geerntete Baumwolle. Es darf angenommen werden, daß der Eingeborene seine Baumwolle, wo immer möglich, bald nach der Ernte zum Kauf anbietet. Daraufhin sollten die Aufkäufer versuchen, die zu verschiedenen Jahreszeiten gekauften Posten ge- trennt der Entkörnerei zuzuführen, um auf diese Weise eine gewisse Klassisikation je nach Qualität zu ermöglichen. In Nord-Togo werden zur Zeit, wegen Mangel an Saat, noch verschiedene Baumwoll- sorten angepflanzt. Die Qualität der Faser wird deshalb vorläufig noch in erster Linie von der jeweils angebauten Sorte abhängen. Beabsichtigt ist aber, auch in diesem Teil der Kolonie, sobald hinreichend Saat vorhanden ist, die Sortenfrage möglichst einheitlich zu regeln. Es läßt sich leider einstweilen noch nicht ver- hindern, daß durch das Zusammentreffen mehrerer, nachteilig auf den Wert der Baumwolle wirkenden Einflüsse bisweilen recht minderwertige Baumwolle von Togo zur Ausfuhr gelangt. Hierbei wird es. sich jedoch meistens nur um kleinere Mengen handeln, die nicht als durchschnittliche Togo-Ware auf den deutschen Markt gebracht werden sollten. Denn der schlechte Ausfall einiger kleiner Partien kann leicht den Ruf der Togo-Baumwolle all- gemein gefährden. Über die Maßnahmen, welche die Ver- waltung getroffen hat bzw. noch zu treffen gedenkt, um den Baumwollbau in Togo zu fördern und die Güte der Togo-Baum- wolle zu heben, ist teilweise bereits in der vor kurzem erschienenen Denkschrift des Reichs- Kolonialamts „Die Baumwollfrage“ berichtet worden. Danach steht für die nächste Zeit die Schaffung von fünf neuen Baumwoll-Ver- suchsanlagen im Schutzgebiet bevor, denen in erster Linie die Saatzucht und Saatvermehrung obliegt.