G 344 20 D Nichtamtlicher Teil I Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. (Abdruck der Nachrlchten vollständig oder tellweise nur mit Quellenangabe gestattet) Deutsch-Ostafrika. Die Landungsanlagen im Hafen von Tanga. (Mit zwei Abbildungen.) Die ersten Landungsanlagen von Bedeutung wurden in Tanga mit dem im Jahre 1893 be- gonnenen Bau der Usambarabahn ausgeführt. Sie bestanden aus einem ungefähr senkrecht zum Ufer vorgebauten, massiv hergestellten Damm (Pier), auf dem ein kleiner fahrbarer Kran auf- gestellt wurde. Das äußerste Ende dieses Dammes, das sich bis zu einer Wassertiefe von 3 m unter Niedrigwasser erstreckte, stürzte, wahrscheinlich weil wegen Mangels an geübten Arbeitern die Aus- führung nicht sorgfältig genug hatte betrieben werden können, bald ein, so daß ein Laden und Löschen der Leichter bei Niedrigwasser kaum noch möglich war. Deshalb erbaute man in den Jahren 1899 bis 1900 neben dem massiven Pier eine kleine eiserne Landungsbrücke, die so weit hinausreichte, daß die Leichter auch zur Zeit des Niedrigwassers dort anlegen konnten. Die Brücke erhielt zwei kleine Handkräne von 1,5 t# Trag- fähigkeit. Ein großer Kran, von 6 t Tragfähig- keit, der ebenfalls von Hand angetrieben wurde, blieb auf dem massiven Damme, der zur Zeit des Hochwassers, das in Tanga bis zu 5 m über Niedrigwasser liegt, # tztwerden konnte Zur Lagerung von Gütern stand nur ein kleiner Zollschuppen und der beschränkte Platz bei dem Zollschuppen und den Pieranlagen zur Verfügung. Nachdem die Fortführung der Usambara-Eisen- bahn über Korogwe hinaus in Angriff genommen worden war, und der Verkehr sich infolgedessen gehoben hatte, trat im Jahre 1906 das Be- dürfnis nach besseren Landungsanlagen hervor. Aus den Interessentenkreisen wurde auf den Bau leistungsfähiger Umschlageinrichtungen und auf die Schaffung größerer Lagerplätze und Lager- häuser gedrängt. Sowohl das Gouvernement als auch die den Eisenbahnbau ausführende Deutsche Kolonial-Eisenbahn-Bau= und Betriebs-Gesellschaft raten sogleich in Untersuchungen darüber ein, wie eine Verbesserung der bestehenden Verhältnisse herbeigeführt werden könnte. Es erhob sich dabei die Frage, ob die neuen Landungsanlagen nur für Leichterverkehr oder im Hinblick auf die künf- tige, infolge der Verlängerung der Usambara= Eisenbahn zu erwartende Verkehrsentwicklung für einen unmittelbaren Güterumschlag zwischen See- schiff und Land einzurichten seien. Im letzteren Falle hätte der Platz der alten, im innersten Winkel der Tangabucht gelegenen Pier= und Zoll- anlagen nicht beibehalten werden können, weil die großen Seeschiffe dort nicht die genügende Bewegungsfreiheit haben; vielmehr hätte eine mehr nach dem Ausgang der Bucht zu gelegene Stelle gewählt werden müssen. Es war vorauszusehen, daß eine Ausführung größerer Landungsanlagen an dieser Stelle sehr erhebliche Kosten erfordern würde. Anderseits stand der Ausführung einer Landungsanlage an der alten Stelle das Bedenken entgegen, daß dort durch den in die Tangabucht mündenden Fluß Schlickablagerungen und damit Verflachungen ent- stehen könnten, die vielleicht dauernde Bagger- arbeiten notwendig machen. So ließ es sich nicht umgehen, zunächst umfangreiche wasserbautechnische Ermittlungen anzustellen. Diese gelangten im Laufe des Jahres 1908 zur Ausführung, und es konnten daraufhin drei Vorentwürfe aufgestellt werden, von denen einer eine kleinere Landungs- anlage an der Stelle der alten im inneren Hafen und die beiden anderen größere Umschlagseinrich- tungen am Ufer bei Ras Kazone vorsahen. Die Untersuchungen hatten indessen noch nicht die erforderliche Klärung gebracht und mußten des- halb im Jahre 1909 fortgesetzt werden. Inzwischen hatte man schon, um wenigstens den Lösch= und Ladebetrieb an der vorhandenen Brücke beschleunigen zu können, dort einen kleinen Dampfkran von ungefähr 2 t Tragfähigkeit auf- gestellt. Dieser leistete gute Dienste, und es wurde deshalb, als der Hafenbau aus den angegebenen Gründen noch verschoben werden mußte, im Jahre 1909 ein zweiter Dampfkran beschafft,