W 360 2S weitgehende Unterstützung zu erlangen. Sie sind namentlich bestrebt, eine Abänderung des be- stehenden Zolltarifs zu erwirken. Wesentliche Neuerungen sind im Bereiche des Eisenbahn= und Hafenwesens zu erwarten. Durch ihre Verselbständigung fallen sie als Ein- nahmegquelle für den Staat in einigen Jahren ganz aus; sie werden ausschließlich der Förderung nationaler wirtschaftlicher Interessen dienen. Land= wirtschaft und Industrie sollen durch ermäßigte Frachtraten gefördert und neue Gebiete durch An- schlußbahnen dem Verkehr eröffnet werden. Hafen- erweiterungen und Verbesserungen bestehender An- lagen sind geplant, der Schiffsverkehr soll bedeu- tende Erleichterungen erfahren, namentlich werden im Kapstädter Hafen Vorrichtungen getroffen, um das Kohlenbunkergeschäft zu fördern. Die Arbeiterfrage hat in der Kapprovinz noch nicht die Bedeutung gewonnen, die ihr in Natal, im Transvaal und in Rhodesien zukommt. Mangels größerer Industrien ist es weniger der Arbeitermangel, welcher zu Klagen Anlaß gibt, als vielmehr eine zunehmende Verdrängung der weißen Arbeiter durch die einheimische Bevölkerung. Das Gebiet der gelernten Arbeit ist nicht mehr wie früher im ausschließlichen Besitz der Weißen. Farbige Arbeiter mit guter technischer Ausbildung mehren sich an Zahl und bekleiden schon vielfach Posten sowohl im Staatsdienst als auch bei Privat- unternehmungen, die früher nur Weiße innehatten. Eine ähnliche Konkurrenz erwächst dem weißen Kleinhändler durch das eingewanderte indische Element. Durch ihre größere Anspruchslosigkeit sind die Inder vielfach in der Lage, ihre weißen Konkurrenten zu unterbieten und zu verdrängen. Durch gesetzliche Maßregeln glaubt man jedoch diese Frage zufriedenstellend lösen zu können. Leider droht der Kapkolonie von Osten her eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Das ur- sprünglich auf die Kolonie Natal und Teile des Transvaal und Rhodesiens beschränkt gewesene Ostküstenfieber hat nunmehr die Kapgrenze überschritten und sich in den Eingeborenenterrito- rien jenseit des Großen Keiflusses festgesetzt. Es ist sehr zu hoffen, daß es den ausgedehnten Maß- regeln der Regierung gelingt, der Seuche mit der Zeit wieder Herr zu werden und das Land, das unter Viehseuchen schon so viel gelitten hat, vor neuen großen Verlusten zu bewahren. (Nach einem Berichte des Kaiserl. General= konsulats in Kapstadt.) v Der Handel Sanzibars 1910. Nach den bisher veröffentlichten zollstatistischen Ausweisen ist das Geschäftsjahr 1910 im all- gemeinen für Zanzibar nicht schlecht gewesen. Die Einfuhr betrug 1910 (und 1909) 13 445 445 (13 475 957) und die Ausfuhr 14 669 308 (14 327 540) Rupien. Die Ein= und Ausfuhr nach den einzelnen Weltteilen stellte sich 1910 und 1909 (in 1000 Rupien) wie folgt: Einfuhr: Europa 3469,3 (3925,5), Ver- einigten Staaten von Amerika 834,9 (686,6), Asien 5094,8 (5084,4), Afrika 4046,1 (3779,2). Ausfuhr: Europa 5888,8 (5723,9), Ver- einigten Staaten von Amerika 574,4 (1037,8), Asien 2902,8 (2683,5), Afrika 5303,4 (4877,1). Die deutsche Einfuhr betrug 523 527 (614 622) und die Ausfuhr 1 012 673 (1 562 395) Rupien. Das Gesamtergebnis in Ein= und Ausfuhr ist um so bemerkenswerter, als die Nelkenernte im Jahre 1909/10 nicht besonders groß war. Die Ausfuhr an Nelken belief sich nur auf 3 802 048 Rupien gegenüber 4 956 142 Rupien im Vorjahre. Ganz erheblich gestiegen ist dagegen die Aus- fuhr und auch die Produktion von Kopra. Die Kopra-Ausfuhr betrug 1910 (und 1909) 3290539 (1 666 852) und die Einfuhr zwecks Ausfuhr 1 059 370 (415 922) Rupien, wovon aus Deutsch- Ostafrika für 976 119 (375 954) Rupien kamen. Einigermaßen im Gegensatz zu dem günstigen Resultat, wie es die Zollstatistik auf den ersten Blick erscheinen läßt, steht die Beurteilung, die die Geschäftslage im verflossenen Jahre seitens der Handelswelt erfährt. Allgemein wird über Geschäftsstillstand geklagt, der durch mehrere Umstände verursacht worden ist. Zunächst sind zu Beginn des Jahres 1910 noch ganz erhebliche Lager von Waren aller Art vorhanden gewesen, namentlich von Baumwollwaren, die abgestoßen werden mußten und auch tatsächlich während des Jahres ab- gestoßen wurden. Es fand deshalb auch ein bemerkenswerter Export von Baumwollwaren nach Daressalam und Mombasa statt, freilich mit erheblichen Preis- abschlägen. , Viele Artikel wurden auch in Zanzibar mit Preisabschlägen untergebracht. Die zu der Klasse „verschiedene Gewebe“ gehörenden weißen Baum- wolltücher mit bunten Kanten — Lendentücher Kikois — standen beispielsweise sogar teilweise um 25 v. H. niedriger als in Europa. Das Korja zu 20 Stück kostete 13/14 Rp. gegen 19 Rp. in Europa. 7 Als weitere Ursache des Geschäftsstillstandes werden die nicht unbedeutenden Verluste an- gegeben, die die Kaufleute durch die Inder- Bankerotte in den letzten Jahren erlitten haben.