G□ 391 2# fügung stände. Ob dort auch eine erfolgreiche Schafzucht möglich ist, erscheint mirzum mindesten zweifelhaft. Jedenfalls ist dieses Land für eine derartige Nutzungseinrichtung weit weniger ge- eignet als die ausgedehnten, vulkanischen Hoch- flächen im Nordwesten des Bezirks Moschi. Dies gilt in allererster Linie für den Talkessel von Ngorongoro, der neben einer hervorragenden kurzen und geschlossenen Grasnarbe auch die denkbar günstigsten Wasserverhältnisse für Vieh- zucht aufweist. Es ist daher auch kein Wunder, daß gerade dieses Gebiet einen selten großen Wildreichtum aufweist, der Jahrtausende lang verbessernd auf den Grasbestand eingewirkt hat. Neben feinen Gräsern findet sich hier auch eine unserem Weißklee ähnliche Kleeart, die große Flächen fast bestandbildend bedeckt. Süßwasser und Brackwasser findet sich in mannigfacher Ab- wechslung; dabei ist der klimatische Charakter ausgesprochen trocken. Die Regenzeiten sind er- giebig genug, um zweimalig im Jahre eine junge Grasdecke hervorsprießen zu lassen, während eine Unvorteilhafte Auslaugung des allmählich abtrock- nenden Grases durch spätere Regen vermieden wird. Das Vieh des Ansiedlers Siedentopf, Rinder sowohl auch Masaischafe und Ziegen, entspricht der dortigen Weide. Auch seine allerdings noch in den Anfängen stehende Pferde= und Schweine- zucht verdient Beachtung. Die Rinder sind be- sonders in ihrer Nachzucht von einer Ausgeglichen- heit und Schönheit der Formen, wie ich es ein zweites Mal nicht wieder gesehen habe. Er hat von vornherein mit gutem Mtussiblut aufgekreuzt und vor allem auch die Schwere seiner Nachzucht durch eine verständige Regulierung der Zulassung seiner Färsen günstig beeinflußt. Die dicht bevölkerten Gebiete von Umbulu und Umbugwe gelten schon von jeher als ein reiches Viehland, dessen Rinder sich eines be- sonderen Rufes erfreuen. In neuerer Zeit ist allerdings die Ansicht laut geworden, daß die Qualität in der Nachzucht im Zurückgehen be- griffen sei, da mit der Zunahme der Bereitung von Butterfett (samli), das von den Indern gern gekauft wird, die Ernährung der Kälber eine wesentliche Verschlechterung erfahre. Dieser Grund ist einleuchtend und würde ein Analogon bilden zu der in Deutschland generell beobachteten Erscheinung, daß nämlich mit der Verbreitung der ländlichen Genossenschafts-Molkereien die Auf- zucht und damit der Bestand an Jungvieh er- heblich zurückgeht. Die Ausfuhr von Vieh aus dem Bezirk Iraku hatte sich in den letzten Jahren, dank der dort noch herrschenden niedrigen Preise unverhältnis- mäßig stark gehoben und ist von gewissenlosen Händlern mit allen Mitteln betrieben worden. Mit der Belehrung der noch stark rückständigen Eingeborenen und der Steigerung der Preise auf zurzeit 30 bis 35 Rps. pro Kuh und 12 bis 15 Rps. pro Ochse hat sich die Ausfuhr= ziffer einer gesünderen und normaleren Höhe ge- nähert, wodurch einer weiteren Verarmung der Bevölkerung gesteuert wird. Die Zufuhr fremder Zuchttiere zum Zwecke der Blutauffrischung wäre auch hier geboten, da seit der Einführung ge- ordneter politischer Verhältnisse, die eine gewalt- same Vermischung der Rinder ausschließen, eine ständige Inzucht innerhalb der Herden betrieben wird. Die Bodenbearbeitung mit Hilfe einer selbstgeschnitzten hölzernen Hacke ist sehr intensiv. Die dichte Bevölkerung und die Knappheit des für Ackerbau geeigneten Landes in den engen Talmulden zwangen den Eingeborenen dazu, sich die Vorteile einer Düngung wie auch einer regel- rechten Brache bei sorgfältiger Durchlüftung der Krume zunutze zu machen. Die Hauptfrucht auf dem meist stark sandigen und rauhen Boden bildet die Hirse, die in 3 bis 4 Varietäten angebaut wird und die ver- schiedensten Verwendungen findet. Mais wird nur wenig und in einer höchst minderwertigen Sorte angepflanzt. Alle europäischen Getreide- arten wachsen in diesem rauhen Hochlandklima ganz ausgezeichnet, und von seiten des Militär- postens besteht die Absicht, mit der Verteilung von Saatgut von Weizen und auch von Kartoffeln an die Häuptlinge einen Versuch zu machen. Hier, wo für weiße Besiedlung kaum Platz ist, können in Form von Eingeborenenkulturen große Werte geschaffen werden, die hoffentlich ihrer baldigen Erschließung entgegengehen. Der Gesamteindruck des Bezirks Moschi und seiner wirtschaftlichen Aussichten, trotz seiner großen wasserlosen Gebiete, ist der einer stark vorwärts strebenden Entwicklung. Viel ist aller- orts noch zu tun; aber die Voraussetzungen für eine ersprießliche Arbeit sind nicht ungünstig und schließen daher die Erwartungen sicheren Erfolges in sich. Jur Frage des spnthetiischen Kautschuks äußerte sich ein Fachmann, Dr. Gerlach, Direktor der Continental Caoutchouc= und Gutta-Percha- Compagnie, Hannover, bei den Verhandlungen der neu gebildeten Kautschuk-Kommission des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees etwa wie folgt: Die Frage des synthetischen Kautschuks ist als solche heute wohl als gelöst zu betrachten. Wenn schon nach der Lösung der synthetischen Herstellung