W 459 20 Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen. Die Guttapercha- und Rautschuh-Sxpedition nach Kalser-Wilhelmsland. Ermutigt durch die Ergebnisse der in den Jahren 1900/02 ausgeführten Kautschuk= und Guttapercha-Expeditionen nach Westafrika, Hinter- indien, dem Malaiischen Archipel und Neuguinea, die zur Feststellung wilder Kautschukbestände und Einführung der Kautschukplantagen = Kultur in amerun sowie zur Entdeckung wildwachsender Guttapercha in Neuguinea führten, hat das Kolonial- Wirtschaftliche Komitee im Jahre 1907 die auf drei Jahre vorgesehene Guttapercha= und Kautschuk-Expedition nach Kaiser-Wil- helmsland ins Werk gesetzt. Die Mittel wurden von der Deutschen Kolonialgesellschaft (96000 #), von der Kolonial-Verwaltung (75 000 —) und von der Kautschuk verarbeitenden Industrie (25 000 /0) zur Verfügung gestellt. Die Leitung wurde dem Botaniker Dr. Schlechter übertragen, die Oberleitung übernahm der Gouverneur von Neuguinea. Der Expedition waren folgende Aufgaben "estellt: Feststellung abbauwürdiger Mengen von Gutta- percha und Kautschuk, Ausbeutung dieser Rohstoffe, Heranziehung und Anlernung der Eingeborenen guns: rationellen Gewinnung dieser Roh- offe, Verbreitung der Guttapercha= und Kautschuk- kultur. Die Lösung dieser Aufgaben wurde wie folgt durchgeführt: Guttapercha wurde in abbauwürdigen Mengen in den Gebieten von der Ray-Küste bis zum Bismarck-Gebirge festgestellt. Die Häufigkeit des Vorkommens übertrifft nach Dr. Schlechter die der besten Gutta-Distrikte Sumatras und Borneos. Die Erträge schwanken zwischen 4 Pfund und 12 Pfund Gutta pro Baum. Ein Höchstertrag von über 20 Pfund wurde im Minjem-Tale erzielt. An Kautschuk-Lianen wurden im Schutzgebiet sechs neue Arten gefunden. Besonders wichtig sind neue Ficus-Arten im Gebiete von Eitape, des mittleren Teiles von Kaiser-Wilhelmsland und des Waria-Flusses. Die erste Ausfuhr von Guttapercha nach Deutschland erfolgte im Jahre 1907. Der ersten Sendung von 660 kg folgten 1908: 1510 kg, 1909: 2660 kg und 1910: 2850 kg. Der Ausbeutung setzten sich anfangs große Schwierigkeiten entgegen. Der Wegebau erforderte eine erhebliche Arbeitsleistung und großen Zeit- aufwand. Langwierige und vorsichtige Verhand- lungen waren erforderlich, um die wilde Be- völkerung zur Mitarbeit am Wegebau und an der Ausbeutung der ihr als Nutzpflanze bisher unbekannten Guttapercha heranzuziehen. Trotz alledem ist eine fortgesetzte Zunahme der Ausfuhr und Verbesserung der Qualität von Sendung zu Sendung zu verzeichnen. Gegenüber einem für I. Qualität erzielten Preise von 5 —& und für II. Qualität von 1,25 —N bei den ersten An- lieferungen wurden in letzter Zeit Preise von 8½% bäw. 4 in Hamburg bezahlt. Auch hat sich das Verhältnis der I. Qualität zur II. von 1:4 in der ersten Zeit, auf 2: 1 bei den letzten Sen- dungen gehoben. Die Anlernung der Eingeborenen zu einer rationellen Gewinnung von Guttapercha und Kautschuk ist in der Umgebung von Friedrich- Wilhelmshafen und von Eitape dank der Unter- stützung durch das Gouvernement mit Erfolg durchgeführt worden. Die Anlage von Kautschukplantagen in grö- ßerem Maßstabe war inzwischen durch die Neu Guinea Compagnie selbst erfolgt; über 1170 ha Ficus elastica, Castillon und Hevea stehen heute bereits unter Kultur. Kleinere Versuche mit der Guttapercha-Kultur werden vom Gouvernement unternommen werden. Außerdem hat die Expedition wichtige Finger- zeige gegeben zur Ausbeutung weiterer Nutz- pflanzen, z. B. von Fasern verschiedener Gnetum- Arten, die nicht allein in Kaiser-Wilhelmsland, sondern auch im Bismarck-Archipel weit verbreitet sind, ferner für die Ausbeutung einer Faserbanane, die im Gebiete des Waria in großen Mengen auftritt und die der Stammpflanze des Manila- Hanfes nahe verwandt ist. Auch aromatisches Harz hat die Expedition im Waria-Gebiet vielfach angetroffen. Zur Sicherstellung der Ergebnisse der Erpedition sind nunmehr Gutta= und Kautschuk-Stationen im Bezirk Friedrich-Wilhelmshafen ein- gerichtet, die zunächst auf die Dauer von drei Jahren (1911/13) betrieben werden. Von diesen Stationen aus werden die Eingeborenen in der Gutta= und Kautschuk-Gewinnung durch Malaien belehrt. Für den Aufkauf von Gutta und Kautschuk ist der eingeborenen Bevölkerung ein Mindestpreis von 1 & pro Kilogramm garantiert. Ferner sind als Ansporn für die Bevölkerung Gutta= und Kautschuk-Prämien in Aussicht gestellt worden. Außer den ihr gestellten wirtschaftlichen Aufgaben hat die Expedition weitere Ergebnisse