W 549 20 findlichen Bezirkschef von dem Vorfall Anzeige, und dieser ersuchte den mit seiner Kompagnie in Ost-Urundi stehenden Oberleutnant Tafel, die Angelegenheit zu regeln. Letzerer rückte in die Landschaft der Mutessi, die zu Tetruje flüchtete. Alle Versuche, auf friedlichem Wege mit ihm Fühlung zu gewinnen, ihn zum Erscheinen und zur Auslieferung der Mutessi zu veranlassen, miß- glückten. Selbst die Beschlagnahme eines Teils seines Viehes vermochte nicht, ihn gefügiger zu machen. Oberleutnant Tafel mußte unverrichteter Sache abziehen, stellte das beschlagnahmte Vieh bei einigen benachbarten Watuale ein und ließ Tetruje sagen, er möge sich sein Vieh bei der Residentur zurückerbitten. Einige Zeit später erschien er denn auch, markierte den gänzlich Harmlosen, tat so, als ob ihn die ganze Sache gar nichts anginge und verlangte sein Vieh zurück. Es wurde ihm jedoch bedeutet, daß die Rückgabe des Viehes von der Herbeischaffung der Mutessi abhängig gemacht werden müsse. Tetruje ließ jedoch nichts von sich hören. Die Angelegenheit sollte nuunmehr an Ort und Stelle geregelt werden. In Ikarama angekommen, schickte ich zu Tetruje und Lugambagisa und ließ sie auffordern, zu mir zu kommen; einen andern schickte ich zu der einige Stunden entfernt in der Nähe des Mlagarasi wohnenden Mutessi, um diese herbeizuholen. Lugambagisa war nicht zu finden. Frau Mutessi war bereits längst in Sicherheit; nur Tetruje schien sich die Sache überlegt zu haben und kam nach einigem Zögern am nächstfolgenden Tage. Auf die Frage nach dem Verbleib der Mutessi, erklärte er zunächst, daß er ihren Auf- enthalt nicht kenne, gab aber dann an, sie sei nach Uha entflohen. Ich gab ihm den Auftrag, seinen zahlreich erschienenen Leuten den Befehl zu geben, sofort aufzubrechen, und die Mutessi her- beizuschaffen, während er selbst im Lager zu bleiben habe. Die Leute gingen und kamen nicht wieder. Ich nahm darauf Tetruje mit bis nach Mujaga und schickte ihn später zum Sultan Mutaga, um dort die Sache weiterzuverhandeln. Dort traf ich dann, wenn auch nicht die Mutessi, so doch einen angeblichen Verwandten von ihr, den die Tetrujeleute angebracht hatten. Dieser er- klärte dann, daß die Mutessi in Uha sei und sich dort bei dem Mtuale Terula aufhalte. (Die Mutessi ist unterdessen tatsächlich in Uha ausge- griffen worden.) In den Tagen vom 18. bis 21. November wurde der Marsch, am Fuße der Nkomaberge entlang, bis in die Gegend westlich des Lumpungn (richtiger: Lumpungwe) fortgesetzt, dann nach Norden umgebogen und — nach Ersteigung des hier schon etwas weniger steilen Abfalles des Urundihochlandes — die Landschaft Ujogoma erreicht. Der südliche Teil dieser Landschaft untersteht dem Mtuale Kiraranganya, während der nördliche, in dem die Missionsstation Mujaga liegt, dem Mtuale Senyawarungu (auch Muhisa genannt) gehört, der jedoch seinen Wohn- sitz in der Landschaft Bujensi, auf dem west- lichen Ruvuvuufer hat. Beide sind mit dem Sultan Mutaga verwandt. Diesen erkennen sie wohl als ihr nominelles Oberhaupt an, senden ihm auch Geschenke, erfreuen sich aber im übrigen ziemlicher Selbständigkeit und pflegen Ein- mischungen des „Obersultans“ gänzlich zu ignorieren. Das war schon unter Kisabo so. Untereinander haben sie sich infolge von Familien- streitigkeiten entzweit. Kiraranganya, ein noch junger Mann im Alter von etwa zwanzig Jahren, macht einen recht guten Eindruck. Er ist recht lebhaft, zeigt Eifer und besitzt auch eine gewisse Energie; Eigenschaften, die ihn vorteilhaft von der größeren Anzahl der meist schlassen und energielosen Waganua unterscheiden. Er besitzt daher auch die nötige Autorität bei seinen Leuten und es herrscht Ordnung im Lande. Sehr aufmerksam folgte er auch den ihm erteilten Ratschlägen und Belehrungen, die sich auf rationelle Viehzucht und vermehrten Anbau von Feldfrüchten erstreckten. Am 25. November wurde die Missionsstation Mufjaga erreicht und dort bis zum 27. gelagert. Die Beziehungen der Mission zu den umwohnenden Eingeborenen, namentlich zu den beiden Watualen Kiraranganya und Senyawarungu, sind recht gut. Die Bevölkerung ist zahlreich. Der Anbau von Feldfrüchten läßt zu wünschen übrig, nament- lich was die Mannigfaltigkeit anbelangt. Es gibt eigentlich nur Bananen und Bohnen. Etwas roter Mtama wird zur Pombebereitung gebaut, auch Mais findet man in geringen Mengen. Dagegen fehlen vollkommen Süßkartoffeln und der bei Hungersnöten so sehr wichtige Muhogo. Großvieh scheint reichlich vorhanden; Kleinvieh ist spärlicher. Am 28. November wurde der Marsch in nordöstlicher Richtung nach Bujensi fortgesetzt, wo wir nach Jüberschreitung des Kajongosi und Ruvuvru am 30. in Kagombe (auf der Karte Muhisas genannt), dem Wohnsitz des bereits genannten Mtuale Senyawarungu eintrafen. Dieser selbst war bereits am 28. abends zu uns gestoßen. " Senyawarungu ist der Mtuale, in dessen Land gegen Ende 1909 Unruhen ausbrachen. Senyawarungu, der damals geflohen, war trotz friedfertiger Versicherungen nicht dazu zu bewegen 3